Große Zäsur bei Ophüls

Tränen, Pfiffe, Buh-Rufe: Die Preisverleihung des 37. Filmfestivals Max Ophüls Preis, das gestern zu Ende gegangen ist, fiel aus dem Rahmen; die viel beschworene und oft erlebte Harmonie der blauen Herzen wollte sich nicht einstellen.

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Foto: Robby Lorenz

Kein Wunder. Zu viel ist passiert seit November, als der Abschied der langjährigen Festivalleiterin Gabriella Bandel lapidar verkündet wurde, begleitet von der Floskel der "Einvernehmlichkeit" und gefolgt von einem dröhnend lauten Schweigen der Betroffenen und Beteiligten. Das düngte den Nährboden für Spekulationen über Budgets, Gehalt und persönlichen Umgang. Noch im Laufe der vergangenen Woche musste der Saarbrücker Kulturdezernent und Ophüls-Geschäftsführer Thomas Brück (Grüne) Gerüchte dementieren, nach denen das Festival wegen Finanzproblemen ein Jahr aussetzen werde.

Keine Spekulation ist, dass das Festival finanziell "mit dem Rücken zur Wand steht", wie es Brück sagt. Der Etat, um die eine Million Euro, ist zwar stabil; Brück und seine Vorgesetzte, Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD ), versprechen auch, dass die Stadt ihre Unterstützung in den nächsten Jahren nicht kürzt - aber was bedeutet das, zumal auch das Land keine Erhöhung in Aussicht stellt? Der Etat, die Handlungsfreiheit, schrumpft durch ständig steigende Kosten und Inflation real merklich. Man spart überall und kommt nur mit einem Heer an Praktikantinnen und Praktikanten über die Runden. Dass die Zuschüsse der Stadt über die Jahre nicht einmal um eine kleine symbolische Summe erhöht wurden, ist zudem kein Zeichen der Motivation oder der übertriebenen Wertschätzung des Personals.

Der Nachfolger Bandels, den die Stadt Ende Februar verkünden will, soll nun "neue Konzepte" vorlegen; die schaden grundsätzlich ja nie, sind bei einem erfolgreichen und derart etablierten Festival jedoch riskant und wenig zwingend. Der Ratschlag "never change a winning team" mag eine Floskel sein, hat aber seine Berechtigung.

Lässt man nun alle Gerüchte, Spekulationen und die Abschieds-Emotionen beiseite - wie kann es weitergehen mit dem Festival? Die Stadt will die Nachfolge ohne eine öffentliche Ausschreibung regeln, was der ehemalige Ophüls-Leiter Boris Penth heftig kritisiert hat; nach seinem Abschied vom Festival hatte es eine solche sinnvolle Ausschreibung gegeben. Möglich ist natürlich, dass sich bei Bandels Abschied einige schwergewichtige Nachfolge-Kandidaten gemeldet haben. Möglich ist auch, dass einer von ihnen den Leitungsposten übernimmt. Aber selbst bei dieser im Rahmen des Möglichen idealen Entwicklung wäre das zentrale Problem des Festivals nicht aus der Welt: schrumpfende Finanzen bei steigender Konkurrenz.

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