Meinung:

Nagutmensch

Von Pia Rolfs

Der Begriff "Gutmensch" ist kürzlich zum "Unwort des Jahres" erklärt worden. Das leuchtet wegen seiner abschätzigen Bedeutung ein, ist aber auch schade. Lassen sich doch mit "Mensch" so schöne Worte bilden. Statt jemanden "Dummkopf" zu nennen, wäre etwa "Dumm-Mensch" angemessener. Das spricht dem Minderintelligenten nicht die Menschenwürde ab. Es legt aber auch nicht fest, ob die Dummheit sich nur auf den Kopf beschränkt. Schließlich kann auch das Bauchgefühl blöd sein, weiß der Erfahrungsmensch. Ob sich dann Dünnmensch und Dickmensch, Stressmensch und Faulmensch durch diese Bezeichnungen besser verstehen, sei zwar dahingestellt. Aber immerhin verwenden sie dann keine Geschlechter-Stereotype. Widersprechen werden zwar die Sprachgefühlsmenschen. Aber wer sich um die Schönheit der Sprache sorgt, ist ohnehin ein Nischenmensch, Geistesmensch und aus Angst vor Streit verträglich. Also im Kern ein Nagutmensch.