IG Metall greift US-Firma Whitesell an

Neuss/Beckingen · Whitesell Germany, deutsche Tochter der US-Schraubenfirma Whitesell, soll durch massive Preiserhöhungen die Kunden verscheuchen. Diesen Vorwurf erhebt die IG Metall. Whitesell hat auch ein Werk in Beckingen.

 Schon Ende vergangenen Jahres wehrte sich die Belegschaft des Werks Beckingen gegen eine Übernahme durch Whitesell. Sie unterschrieb damals eine Resolution. Foto: Rolf Ruppenthal

Schon Ende vergangenen Jahres wehrte sich die Belegschaft des Werks Beckingen gegen eine Übernahme durch Whitesell. Sie unterschrieb damals eine Resolution. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Die Schraubenhersteller-Gruppe Whitesell Germany in Neuss (vormals Ruia und davor Acument) kommt nicht zur Ruhe. Die Gewerkschaft IG Metall erhebt schwere Vorwürfe gegen die US-Schraubengruppe Whitesell mit Sitz in Florida, die ihre deutsche Tochter erst zu Beginn des Jahres aus der Insolvenz übernommen hatte. Hochrangige Kunden aus der Automobilbranche hätten ihre Geschäftsbeziehungen zu Whitesell bereits eingestellt, berichtet die IG Metall.

Grund seien stramme Preiserhöhungen von Whitesell. "Die Arbeitnehmer haben die Konsequenzen zu tragen, wenn die Auftragsbücher in den nächsten Monaten leer sind", sagt Silke Nötzel von der IG Metall-Bezirksleitung Mitte (Bundesländer Thüringen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland). Das Geschäftsmodell von Whitesell sehe offenbar vor, dass kurzfristige Gewinne abgeschöpft werden und auf der anderen Seite langjährige Kundenbeziehungen mit Füßen getreten werden. Dies sei kein erfolgreich nachhaltiges Geschäftsmodell, sagt Nötzel.

Whitesell produziert hochwertige Schrauben an vier deutschen Standorten in Neuwied (Rheinland-Pfalz), in Beckingen (Saarland), in Schrozberg (Baden-Württemberg) und in Neuss (Nordrhein-Westfalen). Die Gruppe beschäftigt insgesamt 1350 Mitarbeiter.

Die Gewerkschaft ärgert sich außerdem darüber, dass es "faktisch keinen Dialog zwischen Betriebsrat, IG Metall und Whitesell gibt". "Mitbestimmungs- und Informationsrechte werden unterlaufen", sagt Guido Lesch, 2. Bevollmächtigter der IG-Metall-Verwaltungsstelle Völklingen. Inzwischen hatten Lesch und der Betriebsratsvorsitzende des Beckinger Werks, Gerfried Lauer, ein Gespräch mit Wirtschafts-Staatssekretär Jürgen Barke. Dieser will das Gespräch mit Firmeninhaber Neil Whitesell und/oder seinem deutschen Geschäftsführer Bob Wiese suchen, "um deren Strategie zu verstehen". "Ich hoffe, wir kommen in einen Dialog", sagte Barke unserer Zeitung. Guido Lesch allerdings ist sauer. "Das, was wir hier erleben, ist mit den bisherigen Erfahrungen, was den Umgang eines Eigentümers mit Kunden, Management, Belegschaften und Mitbestimmung anbelangt, nicht vergleichbar", schimpft er. "Wenn das, was Whitesell hier praktiziert, die Vorbotschaften des gemeinsamen Wirtschaftsraumes USA und Europa sind, können wir uns warm anziehen." Nach Auffassung von Lauer "hat die Belegschaft durch ihre Arbeit, insbesondere in der jüngeren Vergangenheit, bewiesen, wie qualifiziert, flexibel und erfolgreich sie arbeiten kann".

Vom deutschen Whitesell-Geschäftsführer Bob Wiese gab es gestern auf Anfrage keine Antwort. Auch die Whitesell-Zentrale in den USA schwieg.

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