US-Eigner der Schraubenfabrik Beckingen wehrt sich

Beckingen · Das US-Unternehmen Whitesell versucht, die aufgebrachte Belegschaft zu beruhigen. Die Gewerkschaft IG Metall lässt sich davon nicht beeindrucken und droht mit rechtlichen Schritten.

Whitesell hat die Belegschaft der Beckinger Schraubenfabrik und der drei Schwesterwerke der früheren Ruia-Gruppe gegen sich aufgebracht. Jetzt bemüht sich das US-Unternehmen, die Gemüter zu beruhigen und das Vorgehen nach der Übernahme des insolventen Autozulieferers zu rechtfertigen. Man sei "bereit zu investieren" und habe "langfristige Verträge mit vielen großen Kunden abgeschlossen", heißt es in einer Pressemitteilung. "Damit ist die Zukunft des Unternehmens auf einer gesunden Basis sichergestellt", verspricht Whitesell.

Heiko Reese, Geschäftsführer der IG Metall Düsseldorf-Neuss, reagiert empört: "Das ist gelogen." Er wisse von nur drei abgeschlossenen Verträgen. Ein größerer Kunde sei zwar dabei, habe sich aber einen Ausstieg aus dem Vertrag offengehalten. IG Metall und Betriebsrat werfen Whitesell vor, Großkunden wie Ford und VW durch massive Preiserhöhungen vergrault zu haben. Die Auslastung der Werke sei drastisch zurückgegangen und liege zum Teil bei unter 50 Prozent, in Beckingen noch bei 65 Prozent, sagt Guido Lesch, 2. Bevollmächtigter der IG Metall in Völklingen.

Die Gewerkschafter kündigen ein schärferes Vorgehen an. Die IG Metall will prüfen lassen, inwiefern der US-Unternehmer strafrechtlich zu belangen ist. Reese befürchtet, dass Whitesell die deutsche Schrauben-Gruppe mit ihren 1350 Arbeitsplätzen bewusst gegen die Wand fährt.

Whitesell räumt "Unstimmigkeiten mit vielen Kunden" ein, nachdem "neue, nachhaltige Preise festgesetzt wurden". Das Unternehmen kündigt daher eine "schwierige und bedauernswerte Restrukturierung" an, "um viele Arbeitsplätze zu sichern". Welche Standorte und wie viele Arbeitsplätze betroffen sind, lässt die Pressemitteilung offen. Für Nachfragen ist Whitesell gestern nicht zu erreichen. Der Beckinger Betriebsratschef Gerfried Lauer hatte gehofft, in dieser Woche bei einem Treffen mit Deutschland-Geschäftsführer Bob Wiese endlich zu erfahren, wie es mit dem saarländischen Werk weitergehen soll. Doch er wurde enttäuscht, Wiese sagte das Gespräch kurzfristig ab.

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