Im Spätsommer wird alles abgesägt

St Johann · Weil er mit aufmerksamem Blick durch Saarbrücken spazierte, konnte Jürgen Düpre verhindern, dass die Stadt Bäume Am Homburg vorschnell fällte. Abgeholzt werden müssen die vier Robinien aber trotzdem.

 Jürgen Düpre in der Straße Am Homburg vor den Bäumen – die laut Stadtverwaltung „teilweise abgestorben“ sind. Foto: Oliver Dietze

Jürgen Düpre in der Straße Am Homburg vor den Bäumen – die laut Stadtverwaltung „teilweise abgestorben“ sind. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Bei einem Spaziergang durch die Straße Am Homburg entdeckte SZ-Leser Jürgen Düpre kürzlich ein Halteverbotsschild, das ankündigte, dass die Parkzone bis zur Wallotstraße wegen Baumfällarbeiten für mehrere Tage gesperrt werden soll.

"Ich dachte nur, dass das doch nicht wahr sein kann", erzählt der ehemalige Polizist. Er erinnerte sich an die Baumschutzverordnung, mit der er während seiner Dienstzeit mehrfach zu tun hatte. Diese sieht vor, dass zwischen März und September Bäume nur bei akuter Umsturzgefahr gefällt werden dürfen. In diesem Zeitraum gilt es, nistende Vögel oder den Nachwuchs anderer, in Bäumen lebender Tiere wie Eichhörnchen zu schützen. Der 59-Jährige verfolgt nach eigenen Angaben seit den verbotenen Rodungen in Brebach im April sehr genau, was mit den Bäumen in Saarbrücken geschieht.

So wandte er sich an die Stadtverwaltung, beschwerte sich bei der Oberbürgermeisterin sowie beim Amt für Grünanlagen, Forsten und Landwirtschaft. Letzteres stoppte die geplante Fällung. Dazu erklärt Carmen Dams, Leiterin des Amtes für Grünanlagen: "Es gibt eine Liste, auf der steht, welche Bäume wann gefällt werden müssen." Darüber werde nicht mutwillig entschieden: "Wenn ein Baum krank ist oder aus anderen Gründen für Menschen gefährlich wird, muss er weg."

Am Homburg bestand diese akute Gefahr nicht, die Robinien dort sind zwar "teilweise abgestorben", wie Dams mitteilt, aber immer noch so stabil, dass das Ende der Brutzeit abgewartet werden kann. Trotzdem sollten sie weg. "Das war ein Missverständnis", sagt Dams: "Der Leiter der Baumpflanzkolonne war in Urlaub, und sein Vertreter hat die Liste falsch interpretiert, weil er dachte, es sei wichtig - und die Fällung in Auftrag gegeben." Die Beschwerde von Düpre sei zeitgleich mit der Erkenntnis eines Amtsmitarbeiters gekommen, dass es sich dabei um einen Fehler handeln müsse.

"Erst wenn wir die Natur nicht mehr stören, fällen wir", versichert die Amtsleiterin. Das wird im Spätsommer sein, wenn die Brutzeit vorbei ist. "Früher werden sie nur dann gefällt, wenn die Gefahr besteht, dass sie umstürzen", sagt Dams. Zuvor müsse sie aber noch klären, ob die Robinien nun auf städtischem oder privatem Gelände stehen. Stehen sie auf Privatgelände, ist der Eigentümer für die Fällung zuständig.

Jürgen Düpre ist indes erst einmal froh darüber, dass die Tiere während der Brutzeit in Ruhe gelassen werden. Und plant auch weiterhin mit wachsamen Augen durch die Landeshauptstadt zu gehen.

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