Assyrische Christen bitten Merkel um Hilfe

Saarlouis · Vertreter der assyrischen Christen im Saarland, des assyrischen Kulturvereins, haben mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Rande ihres Besuchs in Saarlouis gesprochen. Sie baten, die Einreise verfolgter Familienangehöriger zu erleichtern. Auch das katholische Dekanat Saarlouis hat dies jetzt gefordert.

 Charli Kanoun, Vertreter des in Saarlouis ansässigen assyrischen Kulturvereins (links) traf am Freitag auf dem Großen Markt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Foto: Kanoun

Charli Kanoun, Vertreter des in Saarlouis ansässigen assyrischen Kulturvereins (links) traf am Freitag auf dem Großen Markt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Foto: Kanoun

Foto: Kanoun

Sie habe gleich zugesagt, ein kurzes Gespräch nur, aber doch eine Begegnung, berichtet Charli Kanoun, ein assyrischer Christ in Saarlouis, nach dem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Helfen Sie unseren christlichen Brüdern und Schwestern, wir bitten Sie flehentlich darum", sagte Kanoun der Kanzlerin. Konkret: "Bitte, senken Sie die bürokratischen Hürden, damit wir wenigstens unsere Familien hier zu uns einladen können." Selbst für Einladungen nach Deutschland, "bis der Krieg vorbei ist", seien die "Bedingungen zu hoch, unser Geld reicht dafür nicht".

Die Kanzlerin habe "sehr traurig gewirkt", erzählt Kanoun gestern. "Es war eine gute Begegnung. Wir hatten den Eindruck, dass sie das Leid unserer Mitchristen kennt und auch alles in ihrer Macht Stehende tun will, um das Leid zu lindern."

Im assyrischen Kulturverein mit Sitz in Saarlouis sind Christen einer der ältesten Kirchen überhaupt organisiert.

"Christlicher Anspruch"

Eindringlich hat unterdessen der Dekanatsrat des katholischen Dekanates Saarlouis die Landeregierung zu einem "großzügigen und menschlichen Umgang mit Flüchtlingen" aufgerufen. Das Gremium, das Vertreter jeder Pfarrei und der Leitung des Dekanats bilden, forderte in einer gestern veröffentlichten Erklärung, "dem christlichen Anspruch entsprechend" eine "Willkommenskultur, in der jeder Flüchtling auch als eine Chance für unser Land angesehen wird".

Nach Auffassung des Dekanatsrates ist die europäische Flüchtlingspolitik "repressiv". Nur wenige Flüchtlinge aus Syrien erhielten eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. Der Beitrag auch des Saarlandes sei da "sehr bescheiden". Von Mitgliedern der assyrischen Gemeinde wisse das kirchliche Gremium, dass eine "Aufnahme naher Angehöriger sogar dann scheitert, wenn man garantieren kann, dass man für Unterkunft, Lebenshaltungs- und mögliche Krankheitskosten aufkommen wird".

Der Dekanatsrat kritisiert mit Blick auf "das Gebot der Menschlichkeit" auch die europäische Rechtslage, wonach Flüchtlinge in das Land "rückgeführt" werden, in dem sie erstmals europäischen Boden betraten. So sei eine junge Frau aus Eritrea mit ihrem Neugeborenen aus Schwalbach in die Slowakei rückgeführt worden, obwohl sie in Schwalbach von Bürgern unterstützt worden sei.

"JuniorBotschafter" helfen

Für syrische Kinder, die unter dem Bürgerkrieg leiden, haben zwischenzeitlich "JuniorBotschafter" von Unicef in Saarlouis Schutzengel aus Glasperlen gebastelt und verkauft. Vom Erlös, 433,98 Euro, sollen syrische Kinder überlebenswichtige Impfungen bekommen.

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