Ein visuelles Vergnügen „Die Wache“ von Quentin Dupieux: Herrlich absurd

✮✮✮✮ „Die Wache“ von Quentin Dupieux

 Benoit Poelvoorde als Hauptkommissar Buron.

Benoit Poelvoorde als Hauptkommissar Buron.

Foto: Little Dream

Frankreichs wohl durchgeknalltester Regisseur gibt sich die schräge Ehre. In „Die Wache“ (★★★★) erzählt Quentin Dupieux von einem surrealen Verhör, bei dem der freundliche Verdächtige einen mürrischen Kommissar von seiner Unschuld überzeugen muss. Der pflichtbewusste Bürger hat eigentlich nur den Fund einer Leiche vor seinem Haus gemeldet, doch prompt wird er als Mörder verdächtigt. Immer und immer wieder will der Kommissar wissen, was der Verdächtige an diesem Abend getan hat.

In einer Pause soll sein trotteliger Assistent die Bewachung übernehmen. Den plagt nicht nur ein seltsames Augenleiden, er verwendet in jedem Satz ein „sozusagen“ und wittert in jedem banalen Gegenstand auf dem Schreibtisch höchste Gefahr. „Ich habe mich noch nie so fürchterlich bei einer Befragung gelangweilt!“, klagt Kommissar Buron einmal. Den Zuschauern dürfte das kaum so ergehen, je länger das Verhör dauert, desto verrückter fallen die Einfälle von Regisseur Dupieux aus. So begrenzt der Schauplatz im tristen Büro sein mag, so ideenreich lotet der Regisseur alle möglichen und unmöglichen Blickwinkel aus und sorgt so stets für visuelles Vergnügen.

Vor 20 Jahren gelang Dupieux unter dem Pseudonym Mr. Oizo mit „Flat Bean“ ein schräger Techno-Hit, der sich europaweit viele Wochen in den Top Ten hielt. Im Kino brachte es der findige Franzose mit absurden Filmen wie „Rubber“ oder „Wrong“ zu Kultstatus. Auch in seinem jüngsten Streich bürstet er gängige Genre-Regeln so verspielt wie verpeilt gegen den Strich und erweist sich als Meister des Absurden. So furios der Auftakt mit dem Dirigenten in der roten Unterhose, so verblüffend das Ende mit zweifach doppeltem Boden. „Im Kino gewesen. Gelacht!“ würde Kafka hier wohl in sein Tagebuch schreiben.

F/B 2018, Camera Zwo (Sb); Regie, Buch, Kamera: Quentin Dupieux; Musik: David Sztanke; Besetzung: Benoit Poelvoorde, Grégoire Ludig, Marc Fraize, Anais Demoustier.

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