Ein Wochenende in New York Der Altmeister und das Me-Too-Zeitalter

✮✮✮ „A Rainy Day in New York“ von Woody Allen: Starke Besetzung, schwache Geschichte.

 Mit leuchtenden Augen von der schillernden Filmwelt fasziniert: Ellen Fanning als junge Journalistin Ashleigh.

Mit leuchtenden Augen von der schillernden Filmwelt fasziniert: Ellen Fanning als junge Journalistin Ashleigh.

Foto: Gravier Productions/Jessica Miglio

Woddy Allen braucht das Filmemachen wie die Luft zum Atmen. 49 Werke füllen seine Filmographie und seit 1981 ist kein Jahr vergangen, ohne das ein Allen-Film in die Kinos kam.

Aber braucht die Welt wirklich jedes Jahr einen neuen Woody-Allen-Film? Diese Frage stellt man sich angesichts von Allens neuem Werk „A Rainy Day in New York“. Wie zuletzt in „Wonder Wheel“ drehte der Altmeister erneut in seiner Heimatstadt, die hier zwar als Gegenwartskulisse dient, jedoch von Vittorio Storaro konsequent in ein nostalgisches Licht getaucht wird.

Der Film folgt dem jungen Studenten Gatsby (Timothée Chalamet), der mit seiner Freundin ein Wochenende in New York verbringen will. Die angehende Journalistin Ashleigh (Elle Fanning) hat einen Interviewtermin mit dem ebenso legendären wie depressiven Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber), der Gefallen an ihrer provinziellen Frische findet.

Und so wird Ashleigh hineingezogen in die schillernde Filmwelt, begegnet dem Drehbuchautoren Ted Davidoff (Jude Law), der seine Frau (Rebecca Hall) beim Seitensprung erwischt, sowie dem Hollywoodstar Francisco Vega (Diego Luna), der die blutjunge Studentin abzuschleppen versucht. Derweil Derweil muss sich Gatsby immer wieder vertrösten lassen, treibt allein durch Manhattan, wo er aufgewachsen ist und nun seiner superreichen Familie aus dem Wege zu gehen versucht. Schließlich trifft er auf Shannon (Selena Gomez), mit deren älterer Schwester er in der Schule zusammen war. Nach einer gestellten Kuss-Szene für einen Studentenfilm geraten auch hier die Gefühle in Wallung.

„A Rainy Day in New York“ hat auf den ersten Blick alle Zutaten, die einen unterhaltsamen Woody-Allen-Film ausmachen: Redselige Figuren, die sich immer tiefer in ihren Beziehungsschlamassel hinein reiten, hervorragende Schauspieler bis in die kleinste Nebenrolle hinein, melancholische Bilder eines dauerverregneten New Yorks mit viel Retro-Flair.

Dennoch will die Angelegenheit nicht funktionieren, weil Allen zwar versucht durch seinen jugendlichen Cast das eigene künstlerische Sein zu verjüngen, aber eben doch ganz der Alte bleibt.

Wenn Zwanzigjährige mit Filmzitaten aus den 50er- und 60er-Jahren um sich werfen, wirkt das genauso wenig glaubwürdig wie die naive Faszination der Journalistik-Studentin für das intellektuelle Sexappeal von ergrauten Arthouse-Regisseuren im Me-Too-Zeitalter. Und so versuchen die jungen Schauspieler auch eher den Vorbildern aus alten Allen-Filmen nachzueifern als einen eigenen Ton zu finden. Allein Selena Gomez schafft es mit feinem Sarkasmus ihre Generation ein wenig zum Leuchten zu bringen.

USA 2019, 93 Min., Camera Zwo (Sb); Regie und Buch: Woody Allen; Kamera: Vittorio Storaro; Besetzung: Timothée Chalamet, Elle Fanning, Selen Gomez, Jude Law.

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