Zebras mischen die Oberliga auf

Eppelborn · Die Handballfreunde Illtal gehen punktgleich mit Oberliga-Spitzenreiter Haßloch in die Weihnachtspause. Die Zebras haben gute Chancen auf den Aufstieg, zumal derzeit alle Puzzleteile zusammenzupassen scheinen.

 Ihren jüngsten Auswärtssieg in Merzig feierten die Spieler der HF Illtal in der Thielsparkhalle ausgelassen. Foto: Ruppenthal

Ihren jüngsten Auswärtssieg in Merzig feierten die Spieler der HF Illtal in der Thielsparkhalle ausgelassen. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Sie sind hinter der HG Saarlouis die 2014 erfolgreichste Handball-Mannschaft des Saarlandes. Seit Jahren gehören sie zu den ersten Adressen der Oberliga Rheinland/Pfalz-Saar (RPS). Dort werden sie diese Saison sogar punktgleich mit Tabellenführer TSG Haßloch auf Platz eins überwintern. Meisterschaft und Aufstieg klar im Visier. Die Rede ist von den Handballfreunden Illtal, entstanden vor zwölf Jahren aus der Fusion der beiden Traditionsvereine TV Dirmingen und SF Uchtelfangen.

"Diese Ehe war keine Liebesheirat. Doch sie wurde dazu. Und zu einer richtigen Erfolgsgeschichte", sagt der heutige Vize-Chef der HF, Erich Hinsberger, der als Vorsitzender des TV Dirmingen auch quasi den Verkuppler spielte. Der sportliche Erfolg der Illtaler ist ein nachhaltiger - und nicht aus Zufall.

Im Jahr 2007 wurden auch die Jugendabteilungen der beiden Stammvereine zusammengelegt und mit hoher Wertigkeit bedacht. Aktuell stehen sieben Eigengewächse im Kader der ersten Mannschaft. Während davon Sven Guthörl, Pascal Meisberger, Oliver Zeitz und Michael Lehnert schon seit einigen Jahren Stammkräfte sind, rückten Niklas Kiefer, Philipp Michel und Christoph Holz seit dieser Saison ins Rampenlicht. Insbesondere Rückraum-Schütze Holz macht mit 76 Toren aus zwölf Spielen derzeit von sich reden. Auch der ebenfalls 21 Jahre alte und 1,90 Meter große Niklas Kiefer (40/11) taucht nicht erst seit der Adventszeit auf immer mehr Wunschzetteln anderer Trainer auf. Das Eigengewächs erteilt Avancen jedoch eine klare Absage: "Es gibt sportlich nichts Besseres als die HFI. Und die Chemie in der aktuellen Mannschaft ist die beste, die ich je erlebt habe."

Dass hier nicht alleine die Euphorie der Jugend vorherrscht, belegen nicht zuletzt die Namen Sven-Malte Hoffmann, Daniel Altmeyer und Daniel Schlingmann. Das Triumvirat spielt seit 2012 für Illtal. Torhüter Schlingmann kam mit Bundesliga-Erfahrung aus Dormagen und Düsseldorf. Hoffmann und Altmeyer sind ehemalige Routiniers der HG Saarlouis . Alle haben sie in ihrer Karriere schon viel erlebt. Der 32-jährige Hoffmann erklärt die wesentliche Zutat des HFI-Erfolgsrezeptes: "Es rennt jeder für jeden."

Hinzu kommt, dass Trainer Steffen Ecker auf einen mit 15 Spielern nicht nur quantitativ breiten Kader zurückgreifen kann. Personelle und taktische Umstellungen während der Spiele können ohne Leistungsverlust getätigt werden. Überhaupt, Steffen Ecker. Mit dem 36-Jährigen kam zur Rückrunde der Saison 2011/2012 viel mehr als nur ein Feuerwehrmann zu den damals abstiegsbedrohten Illtalern. Spätestens seit der vergangenen Saison, die die Mannschaft auf Platz drei abgeschloss, ist die Handschrift eines bestens ausgebildeten und akribischen arbeitenden Handballlehrers erkennbar.

Im Sommer vergangenen Jahres wurden nun zudem in Führung und Verwaltung neue Strukturen geschaffen. "Wir haben uns klarer und stringenter organisiert und damit die immense ehrenamtliche Arbeit auf mehrere Schultern verteilt", sagt Rudi Schäfer, der seit dem 16. Juli 2013 neuer Vereinspräsident ist und damit Hinsberger ablöste. Theoretisch könnten die HF mit diesen Strukturen auch eine Liga höher agieren.

Aktuell in dieser Woche hat Trainer Ecker mit seiner Mannschaft die Perspektivfrage geklärt: "Wir haben uns nun die Vizemeisterschaft zum Ziel gesetzt. Das ist bereits sehr ambitioniert, aber realistisch." Wobei auch die Meisterschaft und somit der Aufstieg in die 3. Liga keineswegs abwegig sind.

Das neue Saisonziel trifft auch genau die Erwartungen der zahlreichen Anhänger. Die Handballfreunde Illtal zählen mit einem konstanten Zuschauerschnitt jenseits der 400 schon seit Jahren zu den sportlichen Magneten des Landes. Bei Topspielen sind stets etwa 600 Zuschauer in der Eppelborner Hellberghalle, die sich selbst gerne Höllenberg nennt. Auch auswärts werden die Hallen voller, wenn die Zebras kommen. Es gibt nicht viele Mannschaften im südwestdeutschen Handball , die das von sich behaupten können.

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HintergrundAuch der zweite Saar-Verein in der Handball-Oberliga sorgt derzeit für Furore: der HSV Merzig Hilbringen. "Auf Rang fünf lässt es sich prima überwintern", zieht Trainer Marcus Simowski trotz der ersten Heimniederlage (22:28 am Samstag gegen Illtal) ein positives Fazit. "Wir liegen nur vier Punkte hinter dem Ersten. Ich bin stolz auf meine Jungs."Der Erfolg des HSV ist umso erstaunlicher, da die Mannschaft vergangene Saison lange gegen den Abstieg kämpfen musste und einen Umbruch hinter sich hat. Die Wölfe verloren im Sommer mit Dorian Vallet, Gabor Karap und Tamas Nemeth gleich drei Leistungsträger - und dazu den bisherigen Kooperationspartner TuS Brotdorf. Das Saisonziel lautete daher eigentlich: Klassenverbleib. Was die Mannschaft stark macht? Steffen Ecker, der Trainer von Liga-Konkurrent HF Illtal , sagt: "Der alte HSV-Kader war vielleicht stärker besetzt. Der neue hat aber Teamgeist."wip

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