VfB Stuttgart im Abstiegskampf Weinzierl braucht schon Rückendeckung
Sinsheim · Der Trainerwechsel ist verpufft. Der VfB Stuttgart steht nach einer erneuten 0:4-Niederlage am Tabellenende der Liga.
Nicht nur der Dreitagebart ließ Markus Weinzierl alt aussehen. Der Blick war leer, die Zähne traktierten die Lippen. Bei den Ausführungen seines Kollegen wirkte der neue Trainer des VfB Stuttgart abwesend, in den eigenen Aussagen steckte kaum mehr als Offensichtliches. Das zweite 0:4 (0:0) im zweiten Spiel unter seiner Regie hatte Weinzierl mit Wucht getroffen. Er war nach dem baden-württembergischen Derby bei der TSG Hoffenheim derart angeschlagen, dass man mit einem Trainerwechsel rechnen müsste – hätte er den Job nicht gerade erst angetreten
Angesichts dieses Horrorstarts bei den Schwaben („Dass man als neuer Trainer zwei solche Spiele miterleben muss, ist bitter“) entschied sich der 43-Jährige für den einfachsten Ansatz, um die Misere des Bundesliga-Letzten zu erklären. Weinzierl gab, zumindest indirekt, Vorgänger Tayfun Korkut die Schuld an der prekären Lage – die sich in mageren fünf Punkten und 6:21 Toren nach neun Spieltagen ausdrückt.
„Jeder kann die Tabelle lesen. Das ist die Folge, wenn man in den ersten Spielen gegen die direkten Konkurrenten die Punkte liegen lässt“, sagte Weinzierl mit Blick zurück auf die Amtszeit Korkuts: „Ich wusste von Anfang an um die Schwierigkeit der Situation. Mir war klar, dass mein Auftaktprogramm brutal schwer wird. Die Aufgaben sind groß, da muss man schon über sich hinauswachsen.“
Obwohl Weinzierl kein gutes Bild abgab, versuchte Michael Reschke mit aller Macht, die Zweifel am Sinn des Trainerwechsels zu zerstreuen. „Er ist sehr fokussiert, hat eine klare Ansprache und einen sehr guten Umgang mit der Mannschaft“, äußerte der Stuttgarter Sportvorstand: „Ich bin total überzeugt davon, dass wir mit ihm den Weg zum Klassenverbleib finden werden.“
Reschke gestand ein, dass es für den VfB zumindest in den kommenden Monaten nur um den Kampf gegen den Abstieg geht – obwohl er selbst vor Saisonbeginn angekündigt hatte, dass sein Club damit nichts zu tun haben wird: „Dass ich mich als Hauptverantwortlicher im sportlichen Bereich nach so einer Bilanz hinterfragen muss, ist auch völlig klar.“
Völlig klar war auch, dass der VfB vor 30 150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena bereits in den ersten acht Minuten den Grundstein zur Pleite legte. Erst vergab Mario Gomez die große Chance zur Führung (6. Minute), zwei Minuten später sah Emiliano Insua nach seinem Karate-Tritt gegen Pavel Kaderabek die Rote Karte. Als die Kräfte in Unterzahl schwanden, schossen Joshua Brenet (48.), Joelinton (51.) und Ishak Belfodil (57./60.) die Stuttgarter innerhalb von zwölf Minuten ab.
„Im Moment ist der Fußball sehr brutal zu uns – wir kriegen die volle Breitseite“, sagte Ex-Nationalspieler Gomez, der dennoch Hoffnung verbreitete: „Das Gute an der Sache ist, dass es das erste und nicht das letzte Drittel der Saison ist. Wir können noch reagieren. Ich hatte die letzten Jahre ähnliche Situationen. Da war ich weitaus skeptischer, wie das ausgeht. Wir haben eine funktionierende Mannschaft, es ist nichts vorgefallen.“ Außer dass der VfB nach teils katastrophalen Leistungen am Tabellenende steht.
