Nur das Sahnehäubchen fehlt

Sofia · Die deutschen Turnerinnen haben den Anschluss an die Weltelite vollzogen. Nach dem vierten Platz im Team-Wettbewerb wiesen die Deutschen mit Top-Plätzen in den EM-Finals ihren Aufschwung nach.

Dem grenzenlosen Jubel folgte die Ernüchterung. Die deutschen Turnerinnen haben nach ihrem Höhenflug auf Platz vier im Team-Wettbewerb bei den Europameisterschaften in Sofia gestern die erhofften Medaillen verpasst. Sophie Scheder kam am Stufenbarren auf Platz fünf, ebenso Janine Berger im Sprungfinale.

"Ich bin enttäuscht, ich wollte die Medaille", sagte Scheder mit fahler Miene. Bei ihrem dritten großen Finale war nach Platz vier bei der EM 2013 in Moskau und Rang fünf bei der WM in Antwerpen die erste Medaille greifbar nah. Doch zwei kleine Wackler verhinderten beim Sieg der Britin Rebecca Downie (15,500 Punkte) die Krönung in der bulgarischen Hauptstadt - Scheder musste sich 14,733 Punkten begnügen.

Grimmig blickte auch Janine Berger nach der Sprung-Konkurrenz drein. Die Olympia-Vierte hatte als Fünfte die Medaille verpasst, weil ihr der Überschlag-Strecksalto mit 1,5 Schrauben nicht so sauber wie tags zuvor gelungen war. "Jeder hat mal einen schlechten Tag", meinte sie traurig. Bei der Landung war sie mit einem Ausfallschritt über die Begrenzung getreten, musste 0,1 Punkte Abzug einstecken und kam nur auf 14,399 Punkte. EM-Gold sicherte sich die Schweizerin Giulia Steingruber (14,666).

Cheftrainerin Ulla Koch mühte sich noch in der Aremee-Arena vergeblich, ihre Schützlinge aufzurichten. "Ich bin mit den Ergebnissen absolut zufrieden", sagte Koch. "Ich kann aber gut verstehen, dass sie enttäuscht sind. Sahnehäubchen fehlen immer, wenn sie nicht da sind." Zufrieden schaute gestern nur Kim Bui, die erstmals in zwei EM-Finals stand und am Sprung und Barren jeweils Siebte wurde.

Aber da war ja noch der Team-Wettbewerb, der bei allen Deutschen Glücksgefühle ausgelöst hatte. Der Jubel wollte kein Ende nehmen, als mit Rang vier nach grandioser Aufholjagd das beste Ergebnis in der 20-jährigen Geschichte des Mannschafts-Wettkampfes erzielt war. Als bislang stärkstes EM-Resultat hatten siebte Plätze in den Jahren 1996 und 2008 zu Buche gestanden. "Das war grandios. Ich wüsste nicht, was man außer dem Fehler von Pauline Schäfer am Boden noch hätte besser machen können", meinte Cheftrainerin Koch.

Ausgerechnet Schäfer. Die 17-jährige Saarländerin vom TV Pflugscheid-Hixberg stand zwar am Schwebebalken sicher ihren neuen Seitwärtssalto mit zusätzlicher Drehung. Aber am ersten Gerät, dem Boden, musste sie die Landung ihres gehockten Doppelsaltos rückwärts mit den Händen abstützen und verlor viele Punkte.

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