Dortmund trifft, Bayern gewinnt

Berlin · Bayern Münchens Trainer Pep Guardiola überraschte im DFB-Pokalfinale mit einem taktischen Schachzug. Geredet wurde nach dem 2:0 über Dortmund aber vor allem über ein Tor, das gar nicht gegeben wurde.

Pep Guardiola ist angekommen. Nicht nur auf dem Balkon des Münchner Rathauses am Marienplatz. Dort stand der Trainer des FC Bayern gestern Mittag. Gemeinsam mit seiner partygeschädigten Mannschaft feierte er mit 15 000 Fans das Double. Die Meisterschaft hatte seine Mannschaft bereits Ende März eingetütet, den DFB-Pokal-Sieg gegen Borussia Dortmund am Samstag mit einem 2:0 im Berliner Olympiastadion. "Das war das wichtigste Trainerjahr meiner noch kurzen Karriere", sagte der 43-Jährige nach dem 17. Pokalerfolg der Bayern.

Seit 2007 ist Guardiola Trainer. Bei der zweiten Mannschaft des FC Barcelona stieg er ein, 2008 übernahm der Spanier die erste, gewann mit ihr alles, was es zu gewinnen gibt. Dann nahm er sich ein Jahr Pause, ehe er im Sommer beim Triplesieger FC Bayern anheuerte. "Mein Deutsch war und ist nicht so gut, als dass ich die Spieler wirklich von dem überzeugen konnte, was ich wollte", blickte Guardiola zurück. Die Mannschaft sei immer "noch lange nicht da, wo ich sie hinhaben will", es sei "immer noch sehr viel Arbeit übrig".

Doch sein erstes Jahr war nicht das große Thema nach dem 71. Pokalfinale. Es war die 64. Minute, es stand 0:0. BVB-Verteidiger Mats Hummels köpfte aus abseitsverdächtiger Position auf Bayerns Tor. Der Ball flog Richtung Torlinie, auf der Dante stand und die Kugel wegdrosch. Linienrichter Frank Willenborg zeigte nach Ansicht vieler Journalisten mit der Fahne kurz zur Mittellinie (dazu gibt es keine Fernsehbilder), was "Tor" bedeutet, ließ sie aber wieder fallen - und damit Fifa-Schiedsrichter Florian Meyer die Entscheidung fällen. Der gab das Tor nicht.

Guardiola musste zugeben: "Wenn das Tor korrekt gewesen ist, hätte es alles geändert." Doch Meyer ließ weiterspielen. Was Dortmunds Trainer Jürgen Klopp überhaupt nicht behagte: "Wenn Dante mit dem rechten Bein auf der Torlinie steht, mit dem linken eine Ausholbewegung macht und den Ball vor der Linie wegschlägt, müsste er schon dem Cirque du Soleil angehören." Sein Fazit: "Dafür brauchen wir keine Torlinientechnologie." Ein Torlinienrichter hätte schon genügt: "Da stehen bei Spielen in Sibirien Leute auf der Torlinie und verhindern, dass es zu solchen Dingen kommt. Und wir lassen bei einem DFB-Pokalfinale diese Jungs einfach zuhause", beschwerte sich Klopp.

Auch sonst war Klopp sehr unzufrieden mit Meyer. Ständig unterbanden die Münchner mit taktischen Fouls Konter, sahen aber von Meyer keine Karten dafür. Zumindest Toni Kroos hätte sich Gelb-Rot mehr als "verdient" gehabt.

Dennoch war der Sieg der Bayern nicht unverdient: Guardiola und die Bayern mussten nicht nur die Ausfälle von Bastian Schweinsteiger und David Alaba auffangen - ab Minute 30 humpelte auch Kapitän Philipp Lahm. Der "Unersetzliche" musste mit einer Wadenbeinverletzung raus. Sein WM-Einsatz sei aber "in keiner Weise gefährdet", wie Bayern-Mediendirektor Markus Hörwick erklärte. Guardiola änderte zudem seine Taktik, ließ erstmals mit Dreierkette spielen, schickte mit dem Dänen Pierre-Emile Hojbjerg gar einen 18-Jährigen ins Mittelfeld. Eine Taktik, um die neben Real Madrid "stärkste Kontermannschaft der Welt" (Guardiola) zu schlagen.

Es gelang am Ende dank Arjen Robben. Bereits im Champions-League-Finale 2013 traf der Niederländer zum 2:1 gegen den BVB. Am Samstag erzielte er in der Verlängerung das 1:0 (107.), ehe Thomas Müller krampfgeschüttelt in der letzen Minute alles klar machte. Guardiolas Taktik ging also auf. "Ich glaube, ich bin ein etwas besserer Trainer geworden", sagte er zum Abschluss. Recht hatte er.

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