Der Titelhunger ist zurück

Köln · Mit dem neunten Pokaltriumph feierte der 1. FFC Frankfurt ausgelassen den ersten Titel seit drei Jahren. Essen hatte beim 0:3 im Finale keine Chance. Das mögliche Double könnte die Debütsaison von Trainer Colin Bell krönen.

Colin Bell hatte keine Chance. Ohne ihren Trainer wollten die Frankfurter Feierbiester das Entmüdungsbecken in den Katakomben des Kölner Stadions einfach nicht verlassen. Und so landete der FFC-Trainer in voller Montur im Pool, um mit seinen Fußballerinnen den Party-Marathon nach dem Triumph im DFB-Pokal gebührend zu starten.

Noch mit silbernem Glitzer-Konfetti im Haar ließ Bell auf der Pressekonferenz nach dem souveränen 3:0 (3:0) gegen Außenseiter SGS Essen seinen Emotionen freien Lauf. "Dieser Tag ist ein ganz besonderer in meiner 25-jährigen Trainerlaufbahn. Das geht ans Herz. Doch ohne eine Mannschaft ist ein Trainer verloren, sodass den Spielerinnen mein besonderer Dank gilt. Die Mannschaft ist von Sommer an meinem Weg gefolgt", sagte der 52-jährige Engländer.

Unter dem im Sommer verpflichteten Trainer hielt das mit Nationalspielerinnen gespickte Starensemble dem Erwartungsdruck nach zwei frustrierenden Spielzeiten ohne Titel endlich stand. In seiner Debütsaison führte der gläubige Christ und Laienprediger den Vorzeige-Club aus der Krise zum neunten Pokalsieg der Vereinsgeschichte.

Kein Wunder, dass Siegfried Dietrich ihn nach dem Spiel ganz besonders feste herzte. Der FFC-Manager genoss den "prestigeträchtigen Erfolg" in vollen Zügen, sprach aber mit leuchtenden Augen schon vom möglichen Double: "Wenn wir jetzt auch noch die Meisterschaft gewinnen, wäre das ein doppeltes Sahnehäubchen."

In der Liga hat der siebenmalige Meister punktgleich mit Turbine Potsdam und einen Zähler vor Titelverteidiger VfL Wolfsburg den Erfolg bei noch drei ausstehenden Spieltagen selbst in der Hand. Minimalziel bleibt mit dem Pokalsieg in der Tasche aber die Rückkehr in das internationale Geschäft, betonte Dietrich: "Als Manager wäre ich schon mit der Qualifikation für die Champions League zufrieden."

Das Team um die Saarländerin Dzsenifer Marozsan, das nach der Feier mit Familie und Freunden im Stadion-Restaurant zum Party-Zug durch Kölns Discos aufbrach, hat Blut geleckt. "Wir sind noch gieriger auf den nächsten Titel", sagte Simone Laudehr, die nach den Toren von Kozue Ando (3. Minute) und Peggy Kuznik (28.) mit ihrem Treffer vor 16 621 Zuschauern den Erfolg frühzeitig perfekt machte. Kuznik unterstrich Bells Verdienst abseits von Taktik und Spielausrichtung: "Der Trainer hat es geschafft, allen wieder den nötigen Hunger einzuflößen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort