Nichts weniger als der Mount Everest

Montpellier · Italien steht bei der EM vor der bisher schwierigsten Aufgabe. Doch der Glaube an einen Sieg gegen den Weltmeister Deutschland ist groß. „Wir sind hungrig auf noch mehr“, sagt Trainer Antonio Conte.

Die italienischen Gipfelstürmer sind bereit für ihre schwierigste Expedition. "Wir haben einen Berg erklommen, aber jetzt stehen wir vor dem Mount Everest. Wir sind vorbereitet, ihn zu besteigen", sagte Mittelfeldspieler Alessandro Florenzi vor dem EM-Viertelfinale gegen Deutschland am Samstag (21 Uhr/ARD) in Bordeaux. Angst vor dem Weltmeister kennt die Squadra Azzurra nicht. "Wir kommen jetzt ins Rollen und sind hungrig auf noch mehr", sagte Trainer Antonio Conte.

Das Selbstvertrauen nach dem beeindruckenden Achtelfinalerfolg gegen den Titelverteidiger Spanien ist riesig. Die Gewissheit, gegen die DFB-Auswahl in acht Turnierspielen noch nie verloren zu haben, sorgt für zusätzliche Lockerheit. Am Tag vor der Abreise nach Bordeaux gaben sich die Italiener volksnah. Vor ihrem Hotel in Montpellier schrieben Kapitän Gianluigi Buffon und seine Mitspieler geduldig Autogramme für die begeisterten Fans. Die Stimmung war gelöst.

Frei von Sorgen ist Conte allerdings nicht. Die Mittelfeldspieler Antonio Candreva (Adduktorenverletzung) und Thiago Motta (gesperrt) fallen gegen die laut Conte "beste Mannschaft des Turniers" aus. Dafür wächst die Hoffnung auf einen Einsatz von Daniele De Rossi. Der Mittelfeldspieler des AS Rom arbeitet nach seiner im Spiel gegen Spanien erlittenen Oberschenkelprellung intensiv an seiner Fitness. "Ich versuche bis zur letzten Minute alles, um dabei zu sein", sagte De Rossi. Als Ersatz steht Stefano Sturaro vom Rekordmeister Juventus Turin bereit. De Rossi gilt als Schlüsselspieler in Contes System, das auf der routinierten Turiner Dreierabwehr mit Giorgio Chiellini (31), Leonardo Bonucci (29) und Andrea Barzagli (35) aufgebaut ist.

Auch in der Heimat ist die Stimmung prächtig. Ex-Bayern-Torjäger Luca Toni fühlt sich schon an den WM-Triumph vor zehn Jahren in Deutschland erinnert. "Bei der WM 2006 wurden uns zu Beginn keine Chancen eingeräumt. Doch Trainer Marcello Lippi hat stets an den Erfolg geglaubt. Mit Conte ist es jetzt dasselbe. Er hat eine wahre Mannschaft aufgebaut", sagte Toni. Ex-Nationalspieler Christian Vieri erwartet eine kampfstarke Squadra Azzurra: "Unsere Jungs werden Blut spucken."

Zumindest werden sie bis zur letzten Sekunde alles in die Waagschale werfen. "Wir sind ein Team von Kämpfern", sagte Mattia De Sciglio. Und der beinharte Abwehrspieler Chiellini verschwendet keinen Gedanken an die Heimreise: "Für uns hat das Turnier erst begonnen." Trotz des bevorstehenden Aufstiegs auf den Mount Everest.

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