Und wieder reicht es für die Portugiesen

Marseille · Cristiano Ronaldo darf weiter vom ersten großen Titel mit Portugal träumen. Das hatte er auch Bayern Münchens Neuzugang Renato Sanches zu verdanken. Die Polen dagegen versanken nach dem Elfmeterdrama in tiefer Trauer.

 Ricardo Quaresma (Zweiter von rechts) lässt sich von seinen Kollegen nach dem siegbringenden Elfmeter kaum einfangen. Foto: Powell/dpa

Ricardo Quaresma (Zweiter von rechts) lässt sich von seinen Kollegen nach dem siegbringenden Elfmeter kaum einfangen. Foto: Powell/dpa

Foto: Powell/dpa

Cristiano Ronaldo war anzusehen, wie glücklich er war. "Das ist eine unvergessliche Nacht", sagte er mit einem Lächeln, "der Traum kommt immer näher." Dann war er auch schon wieder weg - er eilte zum Bus. Doch Ronaldo und die Portugiesen mussten mit der Abfahrt warten: auf Renato Sanches. Den jungen Mann, für den der FC Bayern mindestens 35 Millionen Euro zahlt und der dem Superstar glatt die Show stahl.

Nach dem Elfmeter-Krimi gegen Polen (5:3) steht Portugal im Halbfinale der EM, obwohl es auch sein fünftes Spiel in Frankreich nicht in regulärer Spielzeit gewann. Aber: Den Minimalisten von Trainer Fernando Santos ist das egal. Die Zeitung Correio de Manha brachte es nach dem Spiel auf den Punkt: "Wenn es am Ende reicht, wen interessiert es dann?"

Schon das 1:0 nach Verlängerung im Achtelfinale gegen Kroatien war nichts für Ästheten gewesen, zuvor hatte es in der Vorrunde nur zu drei Unentschieden gereicht. "Die Leute werden uns kritisieren, aber das ist uns egal. Wir sind im Halbfinale", sagte der erst 18 Jahre alte Sanches. Bei seinem Startelf-Debüt dribbelte und trickste er und erzielte nach der polnischen Führung durch Robert Lewandowski nach 100 Sekunden das 1:1 (33.). Es schien, als würde er schon ewig auf der großen Bühne zaubern, auch wenn er später nicht mehr ganz so präsent war. Trainer Santos sagte: "Er ist ein großes Versprechen, er kann noch besser werden. Dafür muss er aber sein ganzes Können abrufen."

Die Polen hingegen waren traurig - und am bittersten war der Abend für Unglücksrabe Jakub Blaszczykowski, dessen Elfmeter vom portugiesischen Schlussmann Rui Patricio gehalten wurde. "Im Krimi muss immer jemand bluten - diesmal traf es einen Helden", titelte die polnische Gazeta Wyborcza . "Wir haben als ganze Mannschaft verloren und nicht, weil einer einen Elfmeter verschossen hat", sagte Bayern-Star Lewandowski nach dem "Horror von Marseille " (Zeitung Sport), der mit seinem zweitschnellsten Tor der EM-Geschichte wie ein Märchen begonnen hatte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort