"Ich weiß nicht, ob es Betrug war"

London. Wie eine Furie sprintete Michael Ballack hinter Tom Henning Övrebö her, als wolle er dem Schiedsrichter aus Norwegen an den Kragen gehen. Didier Drogba stürmte in Badelatschen aufs Spielfeld und musste von Ordnern zurückgehalten werden

 Chelseas Michael Ballack (rechts) bittet Schiedsrichter Tom Henning Övrebö recht unhöflich um ein paar Argumente, warum er in der 94. Minute keinen Elfermeter für die Londoner pfiff. Foto: dpa

Chelseas Michael Ballack (rechts) bittet Schiedsrichter Tom Henning Övrebö recht unhöflich um ein paar Argumente, warum er in der 94. Minute keinen Elfermeter für die Londoner pfiff. Foto: dpa

London. Wie eine Furie sprintete Michael Ballack hinter Tom Henning Övrebö her, als wolle er dem Schiedsrichter aus Norwegen an den Kragen gehen. Didier Drogba stürmte in Badelatschen aufs Spielfeld und musste von Ordnern zurückgehalten werden. Dennoch baute sich der Stürmerstar von der Elfenbeinküste drohend vor den Fernsehkameras auf und brüllte: "Habt Ihr das gesehen? Es ist eine verdammte Schande." Nach dem K.o. in letzter Minute im Halbfinale der Champions League gegen den FC Barcelona lagen bei den Spielern des FC Chelsea die Nerven blank. Während die Katalanen nach dem Tor von Andres Iniesta zum 1:1 (90.+3) am 27. Mai in Rom Manchester United zum Kampf um Europas Fußball-Krone fordern, bleiben die "Blues" und somit auch Ballack, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, auch in diesem Jahr titellos.

"Ich weiß nicht, ob es Betrug war - ich hoffe nicht!", giftete Ballack, der Övrebö nach einem ausgebliebenen Elfmeterpfiff in der fünften Minute der Nachspielzeit wutentbrannt über das halbe Feld gefolgt war und dafür die Gelbe Karte sah. "Im Fußball passieren Fehler - aber der Schiedsrichter hat heute eine Menge davon gemacht", urteilte Ballack, der während des Spiels 12,06 Kilometer und damit so viele wie kein anderer zurückgelegt hatte. Den Traum, irgendwann die Königsklasse zu gewinnen, hat er indes nicht aufgegeben: "Ich spiele in einer super Mannschaft, da ist die Chance relativ hoch jedes Jahr ins Finale zu kommen. Ich hoffe, dass da in den kommenden ein, zwar Jahren noch etwas möglich ist."

Gleich vier Mal forderte Chelsea am Mittwochabend Elfmeter, darunter bei Handspielen von Gerard Piqué und Samuel Eto'o. Doch Övrebö winkte stets ab. Dafür stellte er 25 Minuten vor Schluss Barcelonas Eric Abidal wegen vermeintlicher Notbremse vom Platz. Dabei war Nicolas Anelka selbst ins Straucheln geraten.

Bis Sekunden vor Schluss sah Chelsea dank Michael Essiens Glücksschuss zum 1:0 (9. Minute) wie der Sieger aus, dann nahm Iniesta Maß. "Ich verstehe die Emotionen völlig", sagte Chelsea-Trainer Guus Hiddink. "Wenn Du in der 94. Minute ausscheidest, dann ist das eine riesige Enttäuschung", erklärte Ballack. Seine Mannschaft hätte in Halbzeit zwei mit einem weiteren Tor "den Sack zumachen sollen - ja müssen. Wir sind auch enttäuscht, dass wir es nicht selbst gepackt haben".

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