Heiß auf die Sensation

Nürnberg · In der Vorrunde hat der 1. FC Nürnberg kein Spiel in der Fußball-Bundesliga gewonnen. Am dritten Rückrunden-Spieltag glaubt Nürnberg plötzlich an einen Sieg gegen Bayern München. Zwei Siege machen es möglich.

So rasend schnell kann im Fußball die Stimmung kippen. Noch vor zwei Wochen hätte nach der zermürbenden, sieglosen Hinrunde des 1. FC Nürnberg jeder Anhänger im 189. Derby gegen den FC Bayern München mit dem Schlimmsten gerechnet. Zwei Rückrundenspiele und zwei Siege später ist alles anders. Vor dem Duell an diesem Samstag (15.30 Uhr) machen sich die Club-Profis mit flotten Sprüchen Mut. "Wenn wir noch einen Gang hochschalten und an uns glauben, können wir die erste Mannschaft sein, die die Bayern schlägt", sagt Angreifer Daniel Ginczek. Und Kapitän Raphael Schäfer beschreibt den rasanten Umschwung so: "Vor zwei Wochen galten wir noch als ein völlig hoffnungsloser Fall." Dann gab es einen 4:0-Heimsieg gegen 1899 Hoffenheim und vor einer Woche einen 3:1-Erfolg bei Hertha BSC.

"Wir haben den Anschluss hergestellt", bemerkt Nürnbergs Mike Frantz zur deutlich verbesserten Lage im Abstiegskampf. Und der Mittelfeldspieler aus Saarbrücken empfiehlt dem Münchner Starensemble forsch, sich auf ungemütliche 90 Minuten gefasst zu machen: "Es muss wieder richtig unangenehm sein, gegen uns zu spielen. Und wenn Bayern München sich nach dem Spiel wieder beschwert, wir hätten zu hart gespielt, dann haben wir, glaube ich, vieles richtig gemacht."

Hut ab! Die Bayern, die auf Franck Ribéry (wegen eines Blutergusses am Gesäß operiert) verzichten müssen, wissen also, was sie erwarten könnte. Und sie stellen sich auch auf heißblütige Club-Anhänger ein. "Die Atmosphäre ist immer aufgeheizt", meint Jérome Boateng nach seinen bisherigen Erfahrungen in Nürnberg. Respekt ist vorhanden bei dem seit 44 Liga-Spielen unbesiegten Tabellenführer, dessen letzte Auswärtsniederlage sogar fast zwei Jahre zurückliegt (0:1 am 11. April 2012 bei Borussia Dortmund). "In der Rückrunden-Tabelle ist Nürnberg hinter uns die Nummer zwei", sagt Xherdan Shaqiri.

Selbstbewusstsein bedeutet viel im Mannschaftssport. Der Glaube, dass die offensive Spielphilosophie von Trainer Gertjan Verbeek auch im Abstiegskampf eine erfolgreiche Marschroute sein kann, ist bei den Nürnberger Profis gestiegen. "Wir ziehen unser System durch, egal wie der Gegner heißt", versichert Ginczek.

Der große Hoffnungsträger beim Club heißt Josip Drmic. Der 21-Jährige hat in der Rückrunde zwei Doppelpacks erzielt, was zumindest ein Bayern-Profi aufmerksam registriert hat. "Er ist ein Torjäger, ein Strafraumstürmer. Er läuft sehr viel, macht viel für die Mannschaft", sagt Shaqiri über seinen Schweizer Nationalmannschaftskollegen.

Seit elf Bundesliga-Spielen wartet der Club auf einen Sieg gegen den Rivalen aus München. Dessen Ungeschlagen-Serie soll aber nicht gerade vor den anstehenden englischen Wochen mit DFB-Pokal (gegen Hamburger SV) und Champions League (gegen FC Arsenal) reißen, wie Boateng betont: "Es ist sehr wichtig für die ganze Mannschaft, dass wir einen positiven Lauf beibehalten."

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