Angriff auf die Jubiläums-Medaille

Krasnaja Polanja · Magdalena Neuner, Uschi Disl oder Kati Wilhelm – der Aderlass war groß bei der deutschen Biathlon-Mannschaft. Wer holt nun die 60. deutsche Biathlon-Medaille? Die Letzte aus der großen Ära hat die besten Chancen: die achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel.

Magdalena Neuner ist mit Baby-Bauch im Anflug, Miriam Gössner verletzt, Uschi Disl schreibt in der Heimat Kolumnen, und Kati Wilhelm steht in Sotschi als TV-Expertin vor der Fernseh-Kamera. Vor vier Jahren in Vancouver hatte Wilhelm noch unter anderem mit Andrea Henkel in der Staffel ihre siebte Medaille gewonnen. Mit drei Mal Gold, drei Mal Silber und einmal Bronze ist die ARD-Expertin die erfolgreichste Biathletin bei Olympia. 59 Medaillen haben deutsche Skijäger bei Winterspielen geholt, 20 Mal war Gold dabei. Trotz eines Neubeginns in der deutschen Mannschaft kommen für die Jubiläums-Medaille an diesem Wochenende alle acht Starter in Frage. "Wir bringen eine Mannschaft an den Start, die um das Podest mitkämpfen kann", sagt Cheftrainer Uwe Müssiggang vor dem Auftakt und kündigt an: "Wir kämpfen um die Medaille."

Im Männer-Sprint an diesem Samstag (15.30 Uhr) über die zehn Kilometer gelten vor allem Arnd Peiffer und Simon Schempp als Kandidaten. "Wenn alles passt, ist es möglich, vorne anzugreifen", sagt Peiffer. Aber auch Erik Lesser und Christoph Stephan sind nicht chancenlos. Noch immer gilt das Motto aus den einstigen deutschen Glanzzeiten: Wer am Schießstand durchkommt, schafft es auf das Podest.

Am Sonntag (15.30 Uhr) will auch das Damen-Quartett mit Doppel-Olympiasiegerin Henkel an der Spitze nach Edelmetall greifen - Gold-Anwärter sind aber wie im Männer-Sprint am Vortag die anderen. Etwa die Norwegerin Tora Berger, die Weißrussin Darja Domratschewa oder die Russin Olga Saizewa. Am Vortag tragen der Franzose Martin Fourcade und der Norweger Emil Hegle Svendsen die Favoriten-Last. Neben der achtmaligen Weltmeisterin Henkel wurden Langlauf-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle sowie Laura Dahlmeier und Franziska Preuß für das 7,5-Kilometer-Rennen benannt. "Frauen und Männer haben richtig gute Medaillenchancen", glaubt Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner. Und das, obwohl in Miriam Gössner die größte Hoffnung verletzungsbedingt ihren Olympia-Verzicht hatte erklären müssen.

Schon zuvor war der Aderlass in der Damen-Mannschaft gewaltig gewesen. Besonders nach Neuners Rücktritt vor zwei Jahren gab es das große Jammern. "Den Mädels", sagt Damen-Bundestrainer Gerald Hönig, "hat es wehgetan, dass sie gefragt worden sind, ob es ohne Lena Sinn macht, eine Staffel zu laufen". Wenn die Nöte in der deutschen Mannschaft nicht so groß gewesen wären, Evi Sachenbacher-Stehle wäre damals wohl nicht zur Biathletin umgeschult worden. Die Langlauf-Olympiasiegerin hat mittlerweile bewiesen, dass sie mithalten kann - bei der Generalprobe in Sotschi hat die 33-Jährige als Sechste ihr bestes Weltcup-Ergebnis geschafft. "Wenn sie am Schießstand durchkommt, kann es ganz nach vorne gehen", sagt ihr Trainer Ricco Groß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort