Heiner Brand bemüht Katja EbsteinRechenspiele: So erreicht Deutschland das Halbfinale

Zadar. Heiner Brand war selbst erschrocken, als er die Bilder seines Wutausbruchs nach dem 24:25 gegen Norwegen sah. "Ich habe mich nicht wiedererkannt", sagte der Bundestrainer, erklärte aber auch: "Für Leib und Leben anderer bestand nie Gefahr, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie geprügelt. Es war eher ein Ausdruck meiner Ohnmacht

Zadar. Heiner Brand war selbst erschrocken, als er die Bilder seines Wutausbruchs nach dem 24:25 gegen Norwegen sah. "Ich habe mich nicht wiedererkannt", sagte der Bundestrainer, erklärte aber auch: "Für Leib und Leben anderer bestand nie Gefahr, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie geprügelt. Es war eher ein Ausdruck meiner Ohnmacht." Lachend gab er zu: "Außerdem ist in meinem Alter die Kraft in meiner rechten Gerade nicht mehr so toll."Die Entscheidungen der slowenischen Schiedsrichter in den letzten neun Sekunden der Partie, als sie bei doppelter deutscher Überzahl einen Einwurf zwei Mal wiederholen ließen, waren gestern noch Gesprächsthema. "Ich habe mir die Szenen nochmals angeschaut, das war eine Frechheit", sagte Linksaußen Dominik Klein. Brand, dessen Wutausbruch ohne Folgen bleibt, formulierte es diplomatischer: "Die Entscheidung war falsch und ist nicht nachvollziehbar." Vor dem heutigen Spiel gegen Dänemark (17.30 Uhr/RTL) ging Brands Blick aber voraus: "Alles noch mal hochzukochen, bringt uns nicht weiter." Sein Motto für das Spiel stammt von Katja Ebstein: "Wunder gibt es immer wieder". Auf das Wunder von Zadar muss Deutschland vorrangig wegen der Verletzungsmisere hoffen. Michael Kraus ist nach seinem Bänderriss heimgeflogen, der Einsatz von Pascal Hens (Oberschenkel-Verhärtung) ist fraglich. Obwohl die Deutschen die beiden vergangenen Spiele gegen die Dänen verloren haben, gilt das Prinzip Hoffnung. "Wir haben alles selbst in der Hand", spielt Klein auf die Konstellation an, dass Deutschland selbst bei einer Niederlage ins Halbfinale kommen kann (siehe zweiter Text). Für Abwehrchef Oliver Roggisch ist alles ganz einfach: "Das ist für uns kein Hauptrunden-Spiel, sondern ein Viertelfinale. Und ein Viertelfinale muss man gewinnen, wenn man ins Halbfinale einziehen will."Die Einschaltquoten zumindest befinden sich schon auf dem Niveau des Viertelfinals von 2007, als Deutschland den Titel im eigenen Land holte: In der Spitze sahen 9,85 Millionen Menschen die Partie gegen Norwegen. "Wir wissen, dass zu Hause wieder ein Handball-Boom ausgebrochen ist. Da wollen wir natürlich alles machen, um diesen aufrecht zu erhalten", sagt Klein, der sein eigenes Motto gegen Dänemark hat: "Man sieht sich drei Mal." 2008 verlor Deutschland bei der Europameisterschaft das Halbfinale 25:26, bei den Olympischen Spielen 21:27 gegen die Dänen. Dennoch sagt der Trainer des Europameisters Ulrik Wilbek: "Das wird eine knifflige Kiste, die Chancen stehen 50:50." Und Brand erklärt: "Wir haben eine außergewöhnliche Leidenschaft an den Tag gelegt. Wir sind individuell gegen Dänemark unterlegen, aber wir haben dann eine Chance, wenn wir als Mannschaft kämpfen."Zadar. Vor dem letzten Hauptrunden-Spieltag wird gerechnet. Während in Gruppe 1 mit Kroatien und Frankreich die Halbfinalisten feststehen, hoffen in Gruppe 2 vier Mannschaften. Deutschland (5 Punkte) ist vor dem Spiel gegen Dänemark (6) Zweiter vor Norwegen und Polen (je 4), die aufeinander treffen. Serbien (3) und Mazedonien (2) können nicht mehr ins Halbfinale kommen, aber in ihrem Duell zum Zünglein an der Waage werden. Deutschland steht bei einem Sieg gegen Dänemark als Gruppenerster im Halbfinale. Bei einem Remis bleibt Dänemark Erster. Deutschland (6) stünde dann im Halbfinale, wenn Polen und Norwegen Remis spielen - dann hätten beide 5 Punkte - oder Polen gewinnt. Polen hätte dann auch 6 Zähler. Dank des 30:23-Sieges gegen Polen hätte Deutschland aber den direkten Vergleich gewonnen. Bei einem Sieg der Norweger und einem Remis der Deutschen hätten beide 6 Punkte, aber Norwegen stünde dank des 25:24-Sieges gegen die Deutschen im Halbfinale.Wenn Serbien gegen Mazedonien gewinnt, kann Deutschland gegen Dänemark verlieren, wenn Polen und Norwegen remis spielen. Dann hätten Serbien, Norwegen, Polen und Deutschland je 5 Punkte. Es würde der direkte Vergleich der vier untereinander entscheiden. Dabei hätte jeder 3 Punkte. Deutschland käme wegen der um einen Treffer besseren Tordifferenz gegenüber Polen ins Halbfinale. bp

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