An der Adria darf geträumt werdenFrankreich und Kroatien souverän weiter, Spanien raus

Zadar. Das "böse Wort mit H" ist immer noch tabu für Handball-Bundestrainer Heiner Brand. "Wir sind bisher mit unserer Einstellung, nur von Spiel zu denken, sehr gut gefahren. Es gibt keinen Grund, daran etwas zu ändern", vermeidet Brand jeden Kommentar zu Fragen, ob Deutschland bei der WM in Kroatien nun Mitfavorit auf den Einzug ins Halbfinale sei

Zadar. Das "böse Wort mit H" ist immer noch tabu für Handball-Bundestrainer Heiner Brand. "Wir sind bisher mit unserer Einstellung, nur von Spiel zu denken, sehr gut gefahren. Es gibt keinen Grund, daran etwas zu ändern", vermeidet Brand jeden Kommentar zu Fragen, ob Deutschland bei der WM in Kroatien nun Mitfavorit auf den Einzug ins Halbfinale sei. "Vom Halbfinale wird überhaupt nicht geredet", meinte auch Spielmacher Michael Kraus: "Das einzige Thema heißt Serbien." Am Freitagmorgen packten die deutschen Handballer ihre sieben Sachen und verstauten im übertragenen Sinne auch die vier Punkte ins Gepäck, die sie aus der Vorrunde in die Hauptrunde mitnehmen. Aus dem slawonischen Hinterland ging es in einer rund viereinhalb-stündigen Busfahrt an die Adriaküste. Aus Varazdin nach Zadar - näher zur Sonne - und dies in doppeldeutiger Bedeutung. "Wir haben es selbst in der Hand, ein richtig gutes WM-Ergebnis zu erreichen", sagt Pascal Hens und vermeidet ebenfalls jegliche Nennung des Worts "Halbfinale". Rein rechnerisch gesehen müssen sich die Deutschen aber damit auseinandersetzen.Wie der Weltmeister, so nimmt auch Europameister Dänemark eine weiße Weste mit vier Punkten mit nach Zadar, wo sich die beiden Gruppenbesten fürs Halbfinale qualifizieren. Es folgen Mazedonien und Serbien mit zwei Punkten, Polen und Norwegen sind noch ohne Zählbares. Somit ist die Rechnung ganz einfach: Wenn der Titelverteidiger die beiden ersten Hauptrundenspiele gewinnt, steht er im Halbfinale. Aber Vorsicht: Vor allem die Serben, der erste deutsche Gegner am Samstag (17.30 Uhr/RTL), haben bislang ein hervorragendes Turnier gespielt - und hatten die favorisierten Dänen am Rande einer Niederlage."Serbien ist ein richtiger Brocken", weiß auch Abwehrchef Oliver Roggisch. "Die Serben verfügen über Weltklasse-Einzelspieler, die an einem guten Tag jedes Team dieser Erde schlagen können", zeigt Heiner Brand "größten Respekt" vor den Balkan-Handballern. Kein einziger aktueller serbischer Nationalspieler läuft in der Heimat auf, die meisten verdienen ihr Geld in Deutschland, Ungarn oder Spanien. Im zweiten Hauptrundenspiel heißt der Gegner am Sonntag (17.30 Uhr/RTL) Norwegen. "Eine Mannschaft wie wir", meint Roggisch, "die Norweger leben von Kraft und Kampf. Auch das wird ein Spiel auf Augenhöhe." Die Nordeuropäer verloren knapp gegen Serbien, hatten dann gegen Dänemark keine Chance. "Wir müssen höllisch aufpassen, vor allem in der Abwehr", meint Michael Kraus.Zum Hauptrundenabschluss geht es dann gegen die Dänen, mit denen die Deutschen noch zwei Rechnungen offen haben. Bei der EM 2008 verlor die DHB-Auswahl in der Schluss-Sekunde das Halbfinale, in Peking versetzten die Dänen der DHB-Auswahl den endgültigen Vorrunden-K.o.. "Wir kennen die Dänen natürlich hervorragend, aber sie kennen uns genauso gut", so Heiner Brand, der für den verletzten Christian Sprenger (Innenbandriss) wohl Silvio Heinevetter nachnominieren wird. "Es ist wahrscheinlich, dass Heinevetter noch nominiert wird", sagte Brand am Freitag in Zadar.Zagreb. Die großen Favoriten auf den WM-Titel, Gastgeber Kroatien und Olympiasieger Frankreich, zogen in ihren Vorrundengruppen einsam ihre Bahnen und starten beide mit vier Punkten in die zweite Hauptrundengruppe, die in Zagreb ausgespielt wird. Dahinter folgen die Schweden - das einzige Team, das Kroatien ansatzweise Paroli bieten konnte - mit zwei Zählern vor Ungarn und der Slowakei (mit dem Saarlouiser Peter Vozar) je ein Punkt) sowie Südkorea (null Punkte). Die Asiaten hatten am letzten Spieltag der Vorrunde für die Sensation gesorgt und den Weltmeister von 2005 und aktuellen Olympiadritten aus Spanien mit 25:24 aus dem Turnier geworfen.Gleich am ersten Spieltag an diesem Samstag geht es für Schweden um alles: Gelingt ein Erfolg gegen Frankreich, dann ist das Erreichen des Halbfinales möglich. Am letzten Spieltag am Dienstag treffen Gastgeber Kroatien und Frankreich im vorweg genommenen Finale aufeinander. bp

HintergrundDie Neuauflage des Finales der Handball-WM von 2007 in der Vorrunde der WM in Kroatien hat dem privaten TV-Sender RTL eine ansehnliche Einschaltquote beschert. Nach Senderangaben sahen am Donnerstagabend durchschnittlich 4,88 Millionen Zuschauer die Partie zwischen Weltmeister Deutschland und Vize-Weltmeister Polen (30:23) live. Das entsprach einem Marktanteil von 22,4 Prozent. dpa

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