Ohne Kraus fast raus

Zadar. Heiner Brand hält es nicht mehr auf der Bank, die Spieler umringen die Schiedsrichter. Wütende Proteste, aber sie bleiben ohne Erfolg. Die beiden Slowenen pfeifen das zweite Hauptrundenspiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft gegen Norwegen ab. Norwegen jubelt über den 25:24-Sieg, und die Deutschen sind stinksauer

 Die deutschen Handball-Nationalspieler, im Vordergrund Christian Schöne, bedrängten nach der 24:25-Niederlage gegen Norwegen die Schiedsrichter. Foto: Walz

Die deutschen Handball-Nationalspieler, im Vordergrund Christian Schöne, bedrängten nach der 24:25-Niederlage gegen Norwegen die Schiedsrichter. Foto: Walz

Zadar. Heiner Brand hält es nicht mehr auf der Bank, die Spieler umringen die Schiedsrichter. Wütende Proteste, aber sie bleiben ohne Erfolg. Die beiden Slowenen pfeifen das zweite Hauptrundenspiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft gegen Norwegen ab. Norwegen jubelt über den 25:24-Sieg, und die Deutschen sind stinksauer.

Zehn Sekunden vor Schluss hatten die Norweger den Ball verloren, Einwurf für Deutschland. Doch die Schiedsrichter korrigieren zweimal die Einwurfposition, die Uhr läuft ab, Aus. Der Titelverteidiger steht bei der WM trotz 5:3 Punkten vor dem Aus. Denn nach dem Remis gegen Serbien und der Niederlage gegen Norwegen hilft nun nur noch ein Sieg gegen Europameister Dänemark, um ins Halbfinale einzuziehen.

Die deutschen Halbfinalhoffnungen hatten schon 17 Minuten vor dem Abpfiff am Boden gelegen. Spielmacher Michael "Mimi" Kraus krümmt sich verletzt, wird später auf der Trage aus der Halle gefahren. Verdacht auf Außenbandriss im Fuß, das WM-Aus droht. Die genaue Diagnose steht noch aus, aber gegen Dänemark wird Kapitän Kraus auf keinen Fall spielen können. Das bestätigte Heiner Brand am Abend.

Aber seine Mitspieler zeigen sich anfangs nicht geschockt - nicht einmal, als Jens Tiedtke wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte erhält (49.). Doch nach der 22:20-Führung für Deutschland trifft Norwegen vier Mal in Folge. In der hektischen Schlussphase fehlt den Deutschen das Glück.

Für die erste Überraschung hatte Brand bereits vor dem Anpfiff gesorgt: Nach den schwachen Torwart-Leistungen im Serbien-Spiel beorderte er Carsten Lichtlein auf die Tribüne und setzte erstmals bei der WM den Magdeburger Silvio Heinevetter ein. Ein wahrlich kluger Schachzug, denn Heinevetter zeigt eine sensationelle Partie mit 18 Paraden. Weil die Angreifer aber immer wieder am norwegischen Schlussmann Steinar Ege oder der starken norwegischen Defensive scheiterten, lag der oft zu überhastet agierende Titelverteidiger bis zur Pause (Halbzeitstand 12:12) meist in Rückstand, ehe man sich auf 16:13 absetzen konnte.

Gegen Serbien hatte es am Samstagabend in einer ähnlich hochdramatischen Partie nur ein 35:35 (16:19) gegeben. "Am Ende müssen wir froh über diesen Punkt sein. Das Remis ist ein gerechtes Ergebnis, wenn wir am Ende auch noch die Chance auf einen Sieg hatten - das wäre aber des Guten zu viel gewesen", sagte Bundestrainer Heiner Brand. Seine Mannschaft begann ganz schwach. Im Angriff jagte ein Fehlwurf den nächsten, die Abwehr war löchrig wie ein Schweizer Käse. So setzte sich Serbien auf 14:8 (18.) ab - auch, weil die deutschen Torhüter keinen Ball zu fassen bekamen.

Doch die Deutschen starteten eine Aufholjagd; nach 40 Minuten erzielte Holger Glandorf den erstmaligen Ausgleich beim 22:22, danach führten die Deutschen sogar 26:24 (45.). Die Berg-und-Talfahrt setzte sich fort: Serbien legte wieder auf 29:27 vor, zwei Minuten vor dem Ende markierte Jansen mit seinem zehnten Treffer das scheinbar vorentscheidende 35:33. Doch durch einen Treffer mit dem Schlusspfiff glich Mladen Bojinovic noch aus. Ein Tor, das den Deutschen noch übel aufstoßen kann, sollten sie das Halbfinale verpassen.

Auf Einen Blick

Norwegen - Deutschland 25:24 (12:12).

Norwegen: Ege, Medhus - Jensen 1, Vatne, Drange 2, Løke 4, Bjørnsen, Tvedten 7/5, Mamelund 1, Kjelling 7, Samdahl 3.

Deutschland: Heinevetter, Bitter -Hens 2, Roggisch, Klein 2, Müller 1, Strobel, Preiß 4, Tiedtke, Glandorf 6, Jansen 1, Kraus /1, Schöne 3, Kaufmann 3.

Schiedsrichter: Krstic/Ljubic (Slowenien) - Strafminuten: 10 / 10. - Disqualifikation: - / Tiedtke (46./grobes Foulspiel).

Deutschland - Serbien 35:35 (16:19).

Deutschland: Bitter, Lichtlein - Hens 2, Roggisch, Klein 2, Müller 3, Strobel 3, Preiß 3, Tiedtke 1, Glandorf 4, Jansen 10/1, Kraus 6, Schöne 1, Kaufmann.

Serbien: Stanic, Pejanovic - Kojic, Curuvcija, Sesum 5, Vujin 4, Vuckovic, Stojanovic 4, Toskic 3, Ilic 5/2, Bojinovic 8/1, Markovic 5, Prodanovic, Nikolic 1

Schiedsrichter: Lazaar/Reveret (Frankreich). - Strafminuten: 8 / 8. - Disqualifikation: Nikolic (60./grobes Foul). dpa

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