Gomez und die Sorgenkinder

München · Zaubert Joachim Löw wieder eine Überraschung aus dem Hut? Am Donnerstag gibt der Bundestrainer seinen vorläufigen WM-Kader bekannt. Einige prominente Profis müssen nach langen Verletzungen bangen.

Jetzt ist Joachim Löw am Zug. Nach der letzten großen Kandidaten-Sichtung, zu der er mit seinen Assistenten am vergangenen Wochenende in die Bundesliga-Stadien ausgeschwärmt war, wird der Bundestrainer am Donnerstag in der Frankfurter DFB-Zentrale mit einem erweiterten Kader von vermutlich 26 oder 27 Akteuren erste Vorentscheidungen für die Fußball-Weltmeisterschaft treffen.

"Es wird Entscheidungen geben, die dem einen oder anderen weh tun werden", kündigte Löw an. Etliche Wackelkandidaten gibt es nach einer Saison, in der sich viele gestandene Akteure mit Verletzungen und Formkrisen herumplagten. Darum gilt: Löw könnte mal wieder Überraschungen aus dem Hut zaubern, wie er es schon mit der Nominierung von Matthias Ginter (SC Freiburg), Pierre-Michel Lasogga (HSV), André Hahn (FC Augsburg) und Shkodran Mustafi (Sampdoria Genua) beim Spiel im März gegen Chile (1:0) getan hatte.

Hinter etlichen Promis wie Stürmer Mario Gomez, Torwart René Adler oder auch dem Schalker Top-Talent Julian Draxler stehen vor der WM-Nominierung Fragezeichen. Klar ist: Das Fundament des Kaders stellt der FC Bayern mit sieben Spielern (Lahm, Schweinsteiger, Neuer, Boateng, Müller, Kroos, Götze) - und danach Borussia Dortmund: Neben Bundesliga-Topscorer Marco Reus (16 Tore, 14 Vorlagen) hat sich beim Pokalfinalisten auch Mats Hummels nach viel Verletzungspech wieder in Form gebracht. Dazu haben sich Torwart Roman Weidenfeller und der vielseitige Kevin Großkreutz nachdrücklich aufgedrängt, Marcel Schmelzer sollte trotz Verletzungspech ebenfalls von Löw nominiert werden. Der Dauerverletzte Ilkay Gündogan ist raus, Sven Bender wohl auch.

Die Kardinalfrage lautet: Wie sehr weicht Löw sein ursprüngliches Anforderungsprofil, das für ein WM-Ticket Topfitness und hohen Spielrhythmus vorsah, auf? "Wir brauchen einen Kader, der maximal belastbar ist", hatte er stets gesagt. Und: "Wir brauchen bei der WM die aktuell besten verfügbaren Spieler, nicht die theoretisch besten."

Khedira, Schweinsteiger, Klose, Özil, Hummels, Schmelzer, Adler, Höwedes, Jansen, Sven Bender, Sam und Gomez - die Liste mit Spielern, die auch noch im WM-Jahr länger oder komplett ausfielen, ist extrem lang. Gerade Gomez, der eigentlich gesetzt sein sollte, ist einer dieser Härtefälle, da er wegen einer Knieverletzung bis Saisonende beim AC Florenz wohl nicht mehr zum Einsatz kommen wird. Aber: Löw kann auf eine gezielte Vorbereitung setzen. Im Trainingslager vom 21. bis 31. Mai in Südtirol "werden wir allen Spielern alles abverlangen können", betonte Teammanager Oliver Bierhoff.

Ein Sonderfall ist Sami Khedira, der nach seinem Kreuzbandriss vor dem Comeback bei Real Madrid steht und den Löw auch als Führungsfigur unbedingt zur WM mitnehmen möchte. Bei Khedira oder Torjäger-Veteran Miroslav Klose wird Löw bis zuletzt hoffen, dass sie sich in die nötige WM-Verfassung bringen können.

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HintergrundDer Fußball-Weltverband Fifa schreibt die Regeln für die WM-Spielerauswahl in den Turnier-Regularien genau vor. Bis 13. Mai um Mitternacht müssen bei der Fifa die Namen von maximal 30 Spielern eines vorläufigen Aufgebots benannt sein. Diese Kader werden im Gegensatz zu bisherigen Turnieren auch veröffentlicht. Das geschieht am 16. Mai.Am 2. Juni muss Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader dann auf die 23 Profis reduzieren, die bei der WM im Einsatz sein werden. Drei Tage später, am 5. Juni, wird die Fifa alle 32 WM-Aufgebote publizieren. Alle Akteure müssen dem vorläufigen 30er-Kader ihres Teams angehört haben.Anschließend kann Löw nur noch nachweislich verletzte Spieler bis 24 Stunden vor dem ersten WM-Spiel der DFB-Elf am 16. Juni nachnominieren. Der Ersatzmann muss nicht dem vorläufigen 30er-Kader angehört haben. dpa

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