Galaktischer Druck auf Zidane

Madrid · Der Franzose Zinédine Zidane tritt mit gigantischen Vorschusslorbeeren das Traineramt beim spanischen Topclub Real Madrid an. Doch die Erwartungen an den dreimaligen Weltfußballer sind ebenso himmelhoch.

Zinédine Zidane verschwand fast komplett in der Traube der drängelnden Fotografen und Kameraleute - nur die markante Glatze des einst besten Fußballers der Welt glänzte im Blitzlichtgewitter. Mit gefalteten Händen, leiser Stimme und im dunkelblauen Maßanzug sprach der neue Trainer von Real Madrid kurz darauf voller Demut über seine große Aufgabe. "Ich werde mein Herz und meine Seele geben", verkündete der dreimalige Weltfußballer: "Real ist alles. Gewinnen ist der Schlüssel in diesem Club. Das Ziel ist der Gewinn der Liga und der Champions League." Zidane (43) selbst weiß: Die Erwartungen nach seiner Inthronisierung könnten kaum größer sein, die Fußballwelt kaum erregter - doch auch die Fallhöhe für die Real-Ikone ohne jede Erfahrung auf diesem Level ist gigantisch. Die ersten Worte des Franzosen erhöhten sie zusätzlich.

Am Vormittag hatte Zidane, der keinerlei Trainer-Erfahrung auf diesem Niveau hat, vor mehr als 5000 Fans erstmals das Training mit Weltmeister Toni Kroos , Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Gareth Bale geleitet. Er winkte den Schaulustigen auf dem Trainingsgelände in Valdebebas schüchtern zu. Dass alle Augen mehr denn je auf ihn gerichtet sind, daran muss er sich erst wieder gewöhnen.

Zidane hat zum zweiten Mal "Si" zu Real Madrid gesagt - und doch ist alles anders. Im Jahr 2000 gab er Club-Präsident Florentino Pérez verstohlen auf einer Serviette seine Zustimmung für den Wechsel. Am Montagabend dürfte seine Entscheidung, die Fußball-Bühne noch einmal ganz neu zu betreten, deutlich transparenter verlaufen sein.

Pérez rühmte Zidane als "eine der größten Figuren in der Geschichte des Fußballs", die Real-nahe Zeitung "Marca" pries ihn vor der Drohkulisse einer titellosen Saison als "La SoluZZion" ("Die Lösung"). Die Hoffnung, eine zweite Erfolgsgeschichte wie die von Pep Guardiola beim FC Barcelona zu erleben, ist groß. Derzeit ist Madrid nur Dritter in der spanischen Liga, im letzten Clásico wurde Real im eigenen Stadion vom Erzrivalen mit 0:4 gedemütigt. Aus dem Königspokal ist Madrid nach einem Wechselfehler ausgeschlossen worden, in der Champions League wartet im Achtelfinale der AS Rom .

Ganz vorne in der Reihe der Skeptiker steht der ehemalige Real-Präsident Ramon Calderon: "Ich bin sicher, dass er es schwer haben wird", sagte er. Calderon ist überzeugt, dass bei einem wahrscheinlichen Scheitern "im Sommer wieder José Mourinho auf der Bank sitzen wird". Zidanes Stuhl ist heiß. Der Franzose ist der 14. Real-Trainer in 13 Jahren. Glaubt man manchen spanischen Medien, hat sich die Mannschaft eindeutig für Zidane ausgesprochen. Vertraut man auf andere Quellen, ist das Verhältnis zu Ronaldo bereits ruiniert, weil Zidane sich bei der Weltfußballerwahl 2014 für Landsmann Franck Ribéry (FC Bayern) aussprach. Es werden spektakuläre Wochen in Madrid .

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