Erst Gold – und dann so richtig ausspannen

Sopot · Der Zehnkampf-Weltrekordler Ashton Eaton gönnt sich nach der Leichtathletik-Hallen-WM eine Pause. Vorher will er aber unbedingt noch einmal Gold holen – und schreibt dabei die Deutschen nicht ab.

Nach dem "Schnuppertraining" in der Ergo Arena fällt Zehnkampf-Europameister Pascal Behrenbruch seinem Kumpel Ashton Eaton um den Hals und strahlt. "Hi, Ashton, wie geht's? Das war neulich cool - du hast ja fast die 5,55 Meter im Stabhochsprung geschafft. Nur so knapp gerissen." Behrenbruch deutet die Winzigkeit mit der Spanne zwischen Daumen und Zeigefinger an: vielleicht ein Zentimeter. Doch gerissen ist gerissen. "Das war ein Scheißsprung", meint der Zehnkampf-Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler, dann setzt er seine Begrüßungsrunde fort. Für den König der Athleten - gut erzogen, eloquent und immer höflich - ist das eine ziemlich ordinäre Leistungseinschätzung.

Bei der Hallen-WM an diesem Wochenende im polnischen Sopot kann sich der 26-jährige Amerikaner keinen Aussetzer leisten. Eaton will seinen Titel im Siebenkampf verteidigen, als Zugabe den eigenen Hallen- Weltrekord knacken - und danach mal so richtig ausspannen. Ein Jahr lang (fast) nur Spaß haben. Einen Zehnkampf hat Eaton 2014 nicht auf dem Zettel, nur die 400 Meter Hürden will er im Wettkampf mal laufen. In Sopot muss die Konkurrenz aber noch mit dem Goldjungen aus Eugene, Oregon rechnen. "Ich will hier gewinnen."

Behrenbruch ist vergrippt und verschnupft in Polen angereist, gegen einen Eaton hätte der lange Blonde aber auch fit keine Chance. "Der ist von einem anderen Stern", sagt der 29-jährige Europameister von der LG Eintracht Frankfurt. Behrenbruchs persönliche Bestleistung: 5604 Punkte. Eatons Hallen-Weltrekord: 6645 Zähler. Noch Fragen?

Dennoch: Eaton hält große Stücke auf seine Zehnkampf-Rivalen aus "Germany". "Die Deutschen darf man nie abschreiben. Sie werden auch in den nächsten Jahren immer ernsthafte Konkurrenten für mich sein", sagt der Weltrekordler im Freien und in der Halle. "Pascal Behrenbruch, Rico Freimuth, Michael Schrader und der junge Kerl, wie heißt der gleich?" Lange muss Eaton nicht überlegen, dann fällt ihm der Name ein: "Kai Kazmirek, genau. Ich erinnere mich an unseren Wettkampf, das war 2012 beim Teamvergleich der Deutschen gegen uns. Die Sprünge sind seine Stärke."

Auch Kazmirek hat sich schon mal in der Ergo Arena umgeschaut. Danach lobt der junge Zehnkämpfer nicht nur die Startblöcke - er spricht auch voller Hochachtung von Eaton. "Das ist ein Zehnkampf-Philosoph. Er ist auch nach all seinen Erfolgen bescheiden geblieben", erklärt der deutsche Hallenmeister im Siebenkampf. Bei seiner ersten Hallen-WM will der 23-Jährige von der LG Rhein-Wied vor allem Spaß haben und Erfahrung sammeln. Mit sieben Konkurrenten muss er sich in den sieben Disziplinen messen. "Unter den Top Acht der Welt bin ich schon - was will man mehr?"

Eaton will schon noch mehr. Richtig angreifen wird er aber erst im nächsten Jahr wieder: Freiluft-WM 2015 in Peking, Olympia 2016 in Rio. Grenzen scheint der Mann, der Psychologie studiert und den schwarzen Gürtel im Taekwondo erworben hat, nicht zu kennen: "Ich will meine beiden Weltrekorde verbessern."

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