Endlich ganz oben auf dem Treppchen

Saarbrücken · Erstmals hat Leichtathletin Claudia Nicoleitzik bei einem internationalen Großereignis einen Titel gewonnen. „Das war die ganze Zeit mein Traum, und es fühlt sich einfach nur toll an“, sagte die Behinderten-Sportlerin.

 Stolz präsentiert Claudia Nicoleitzik ihre beiden Medaillen, die sie bei der Leichtathletik-WM in Lyon gewonnen hat. Foto: Rolf Ruppenthal

Stolz präsentiert Claudia Nicoleitzik ihre beiden Medaillen, die sie bei der Leichtathletik-WM in Lyon gewonnen hat. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Wer Leistungssport betreibt, der hat immer ein ganz großes Ziel, einen großen Traum. Einen, der die Athleten antreibt, für den sie trainieren, sich quälen. Für sich selbst, für die Teilnahme an Olympischen Spielen, Europa- oder Weltmeisterschaften - um dann dort ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Für Claudia Nicoleitzik ist dieser Traum am vergangenen Samstag wahr geworden.

Bei den Weltmeisterschaften der Leichtathletik für Menschen mit Behinderung sicherte sich die Völklingerin in Lyon den Titel über 100 Meter, nachdem sie zuvor über die 200 Meter Zweite geworden war. "Das ist meine erste Goldmedaille", sagte die 23 Jahre alte Sprinterin gestern an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken, wo der Landessportverband für das Saarland sie mit einem Empfang ehrte, "die steht über allem". Über den beiden Silbermedaillen bei der WM 2006, und auch über den beiden Silbermedaillen bei den Paralympics in Peking sowie den beiden Bronzemedaillen von London.

Zum ersten Mal in sieben Jahren auf höchstem Niveau stand Nicoleitzik bei einer Siegerehrung ganz oben auf dem Treppchen. "Das war die ganze Zeit mein Traum, und es fühlt sich einfach nur toll an", sagte sie freudestrahlend, "aber noch habe ich es gar nicht richtig realisiert. Das braucht wohl noch ein wenig Zeit". Bei 3,0 Meter Gegenwind pro Sekunde lief sie die 100 Meter in der T 36-Klasse in 15,48 Sekunden am schnellsten. "Ich wusste, dass es schwer wird, aber auf den letzten 20 Metern war mir klar, dass es reichen würde", sagte Nicoleitzik. Die Zeit spielte in diesem Moment nur eine untergeordnete Rolle. Es war der Titel, der in Erinnerung bleibt, und dieser unvergessliche Moment im Ziel nach dem Rennen.

Während Nicoleitzik sich einen Traum erfüllte, ist er für Stefan Strobel auf Eis gelegt. Der Rennrollstuhlfahrer wurde nach Rang sieben über 100 Meter über 200 Meter in der T 51-Klasse Sechster. Er sagte: "Der Sprint ist nicht unbedingt meine Welt." Der Saarbrücker ist der Mann für die lange Distanz. Konnte er bei den Paralympics in Athen 2004 Silber über die Marathondistanz gewinnen, wurde seine Disziplin danach aber aus dem Programm genommen. Umso höher ist seine Leistung in Lyon einzuschätzen. "Er hat sich nur drei Monate auf die WM vorbereitet", sagte Trainer Wolfgang Blöchle. Er ist von Strobels Potenzial überzeugt und glaubt, dass er auch über die kurze Distanz vorne mitfahren könnte. Seit Samstag steht fest, dass die Langstrecke auch in den kommenden sieben Jahren nicht ins Programm der Paralympics zurückkehrt. "Seit ich den Plan gesehen habe, habe ich diesbezüglich keine Hoffnung mehr", sagte Strobel - und ließ offen, ob er sich neue Ziele auf einer neuen Distanz setzen will.

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