Deibler geht zufrieden ins Bett

Barcelona · Steffen Deibler hat bei der Schwimm-WM Platz sechs über 50 Meter Schmetterling belegt. Mit seinem im Halbfinale aufgestellten deutschen Rekord hätte er Silber geholt. Weltmeister wurde Cesar Cielo aus Brasilien.

Zu seiner ersten WM-Medaille fehlten Steffen Deibler 17 Hundertstel. Er nahm es gelassen. "Natürlich hätte ich gerne diese Leuchte an meinem Startblock gesehen. Aber ich habe gezeigt, dass ich gut drauf bin", sagte er nach Rang sechs gestern im Finale über 50 Meter Schmetterling. Der Kurzbahn-Weltrekordler hat bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in Barcelona anderes im Sinn: Er will über 100 Meter Edelmetall gewinnen. "Ich bin nicht hierher gekommen, um über 50 Meter eine Medaille zu holen", erklärte der Hamburger. Mit 23,28 Sekunden war er beim Sieg des brasilianischen Titelverteidigers Cesar Cielo (23,01 Sekunden) langsamer als bei seinem deutschen Rekord (23,02) im Halbfinale. Damit hätte er Silber gewonnen. "Alle sind langsamer geschwommen. Meine Leistung passt ins Bild, ich kann zufrieden ins Bett gehen", sagte Deibler. Über 100 Meter zählt der Olympiavierte als Jahresweltbester zu den Favoriten.

Die deutschen Schwimmer erleben in Barcelona ein Déjà-vu: Deibler sorgt wie 2012 bei den Olympischen Spielen in London für das Glanzlicht - die anderen schwimmen hinterher. Clemens Rapp war gestern der einzige der sieben deutschen Starter, der den Vorlauf überstand. Im Halbfinale über 200 Meter Freistil war nach 1:47,57 Minuten aber Endstation. Damit erreichte nur Deibler bei 14 deutschen Einzelstarts an den ersten zwei WM-Tagen das Finale. Es droht ein ähnliches Debakel wie in London. Das Ziel des neuen Bundestrainers Henning Lambertz, dass 70 Prozent der Athleten ihre Leistungen von der deutschen Meisterschaft im April steigern sollen, ist praktisch nicht mehr zu erreichen. Nach zwei Tagen liegt die Quote bei 14 Prozent. Der Deutsche Schwimm-Verband hatte als WM-Ziel drei bis vier Medaillen im Becken formuliert. Doch nach dem Startverzicht von Britta Steffen über 50 Meter Freistil hat neben Deibler kaum noch jemand Chancen auf Edelmetall.

Katinka Hosszu hat gestern überraschend Gold über 200 Meter Lagen geholt. Die Ungarin siegte in 2:07,92 Minuten. Olympiasiegerin und Titelverteidigerin Ye Shiwen aus China wurde nur Vierte (2:10,48 Minuten). Zuvor hatte Olympiasiegerin Ruta Meilutyte aus Litauen den Weltrekord über 100 Meter Brust verbessert. In 1:04,35 Minuten stellte die 16-Jährige im Halbfinale den ersten Weltrekord dieser WM auf. Sie steigerte die Bestmarke von Jessica Hardy (USA) um eine Zehntelsekunde. Im Finale über 100 Meter Brust der Männer schlug der Australier Christian Sprenger als Erster an (58,79 Sekunden). Hendrik Feldwehr war im Halbfinale gescheitert. Bei den Damen jubelte die Schwedin Sarah Sjöström über Gold über 100 Meter Schmetterling (56,53).

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Am RandeBei der spektakulären Weltmeisterschafts-Premiere der Klippenspringer greift der Kolumbianer Orlando Duque nach Gold. Der frühere Weltserien-Gewinner führt nach zwei starken Sprüngen aus 27 Metern Höhe zur Halbzeit des Wettbewerbs im Port Vell von Barcelona vor dem Russen Artem Silschenko und dem Mexikaner Jonathan Paredes. Die Entscheidung fällt morgen. Die mit Spannung erwartete WM-Premiere lockte Zehntausende Zuschauer zum Hafen, wo 13 Athleten von einer Stahlgerüst-Anlage absprangen und mit Geschwindigkeiten von mehr als 80 Stundenkilometern ins Wasser eintauchten. dpa

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