Eine Mannschaft und viele Fragezeichen

Frankfurt · Hält der Finger von Susann Müller? Klappt es ohne gelernte Linksaußen? Wird Nadja Nadgornaja rechtzeitig fit? Die Handball-EM in Ungarn und Kroatien ist für Deutschland eine Art Überraschungs-Ei.

Die Garantin für Tore und Siege ist dabei, wenn die deutschen Handballerinnen an diesem Sonntag zur Europameisterschaft in Ungarn und Kroatien aufbrechen. Ob Susann Müller aber in der ersten Turnierpartie ihrer Mannschaft am Montag in Varazdin gegen die Niederlande (18 Uhr/Sport 1) auf dem Spielfeld stehen wird, ist offen. "Wir werden uns alle Optionen offen halten und hoffen bei Susann auf weitere Fortschritte", sagt Bundestrainer Heine Jensen. Zuversicht klingt anders.

Der im Training vor vier Wochen gebrochene Ringfinger an der Wurfhand von Müller steht symbolisch für eine Reihe von Ausfällen, mit denen Jensen bei der Nominierung seines 28 Spielerinnen umfassenden EM-Kaders Anfang November nicht rechnen konnte. Zuerst erlitt Linkshänderin und Spielführerin Isabell Klein einen Mittelfußbruch, dann erwischte es Müller, dann knickte Rückraumspielerin Nadja Nadgornaja um, und am Ende verzichtete Linksaußen Natalie Augsburg wegen Formschwäche auf die EM. Allesamt Stammspielerinnen, die es nun so gut wie möglich zu ersetzen gilt.

Eine für die leichten Tore aus dem rechten Rückraum geeignete Linkshänderin als Ersatz für Klein und Müller ist in Jensens Kader nicht in Sicht, zudem verzichtete der Bundestrainer auf die Nachnominierung von Lone Fischer und fährt ohne echte Linksaußen zur EM. "Die Rückschläge sind ärgerlich, aber wir haben weiter eine starke Mannschaft und glauben an unsere Qualitäten", sagt der Däne.

Erstes Ziel ist das Erreichen der Hauptrunde. Davor stehen die drei Gruppenspiele gegen die Niederlande, Co-Gastgeber Kroatien am 10. Dezember (20.15 Uhr/Sport 1) und Schweden am 12. Dezember (18 Uhr/Sport 1). Die ersten drei Mannschaften aus jeder der vier Vorrundengruppen erreichen die Hauptrunde, in der in zwei Gruppen mit je sechs Mannschaften die Halbfinalisten ermittelt werden. "Wir sind durchaus in der Lage, alle zu besiegen, wenn wir in Topform sind", sagt Jensen.

Das hat am vergangenen Wochenende schon mal nicht geklappt, die Länderspiele gegen Rumänien gingen nach zum Teil haarsträubenden Leistungen in Abwehr und Angriff verloren. "In der Abwehr haben wir noch einiges an Arbeit vor uns", sagt Jensen, der ein "sehr emotionales" EM-Turnier erwartet: "Unser Ziel ist es, jedes Spiel zu gewinnen."

Einen richtigen Favoriten sieht Jensen bei der EM, deren Sieger bereits für die Olympischen Spiele 2016 in Rio und die Weltmeisterschaft 2015 in Dänemark qualifiziert ist, nicht, nennt aber sein Heimatland Dänemark als Geheimtipp. Und die eigene Mannschaft? "Mit der Abwehr von der EM 2012 und dem Angriff der WM 2013 können wir weit kommen", sagt er. Zur Erinnerung: Im Angriff der WM 2013 zog die derzeit noch verletzte Müller mit 62 Toren in sieben Spielen ins "Allstar-Team" ein.

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