Eine Chance für die Jäger

Budapest · Exot Hungaroring: Nur vor den Toren Budapests hat Mercedes in der neuen Motoren-Ära noch nie gewonnen, die Verfolger wittern am Sonntag ihre Chance – Ferrari und Vettel müssen sich wohl trotzdem hinten anstellen.

Manchmal ist Missachtung wohl die schlimmste Strafe, auch für Sebastian Vettel . Wenn die Formel 1 an diesem Sonntag in Ungarn Station macht (14 Uhr/RTL), schaut Branchenführer Mercedes sorgenvoll in den Rückspiegel - doch der Vorjahressieger im Ferrari ist nicht der Grund.

"Dieser Kurs spielt unseren Rivalen in die Karten", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und führt weiter aus: "Der Red Bull funktioniert dort sehr gut. Sie sind eine große Bedrohung." Kein Wort über Vettel, kein Wort über Ferrari - in Ungarn sind die Roten wohl nur noch dritte Kraft.

Besonders bitter ist das, weil der Hungaroring ein echter Exot im Rennkalender ist: Nur vor den Toren Budapests haben die Silberpfeile in der neuen Motoren-Ära seit 2014 noch nie gewonnen, nirgends ist die Chance auf einen Außenseitersieg so groß wie hier. Grund dafür ist das Layout, das Traktion mehr belohnt als reine Motorenkraft. Ein fließender, langsamer Kurs schlängelt sich durch die hügelige Landschaft, nur eine lange Gerade, echte Hochgeschwindigkeits-Kurven gibt es nicht. Auch Mercedes hat zwar ein starkes Chassis, doch der Spitzenantrieb kommt hier kaum zum Tragen.

2014 nutzte dies Daniel Ricciardo im Red Bull zu einem Überraschungserfolg, 2015 fuhr Vettel zum Sieg - in diesen Tagen ein eher unwahrscheinliches Szenario. Denn Red Bull wird stärker, und gerade auf Strecken wie dieser bewegt sich der Rennstall eher auf Mercedes- als auf Ferrari-Niveau.

Entsprechend groß ist das Selbstbewusstsein. "Auf einigen Kursen können wir dem Weltmeister heute schon Paroli bieten", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Vettels früherer Chef sorgt vor der Reise nach Ungarn zudem genüsslich für weitere Unruhe bei der ohnehin kriselnden Scuderia. Er kenne Vettel ja ganz gut, sagte Horner, und er könne sehen, dass der 29-Jährige "gestresst" sei - ein Abschied aus Maranello sei daher denkbar: "Ich kann mir vorstellen, dass er 2018 zu Mercedes wechselt, wenn es nicht endlich vorwärts geht."

Vettel wies diese Spekulationen gestern mit deutlichen Worten zurück. "Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorging, und ich weiß nicht, wem er das gesagt hat, aber da ist nichts dran", sagte Vettel, "es ist interessant, was er alles zu wissen glaubt, ohne mit mir gesprochen zu haben. Ich fühle mich sehr wohl bei Ferrari ."

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