Ein beliebter Freizeit-, aber kein Vereinssport

Herr Schilling, wie keine andere Sportart hat Minigolf den Vorteil, dass es wohl jeder irgendwann schon einmal gespielt hat. Warum spielen nur so wenige in einem Verein?Richard Schilling: Die Vereine versuchen, Nachwuchs durch bestimmte Familienturniere für jedermann zu gewinnen. Es bleibt auch immer mal wieder was dabei hängen. Aber es ist einfach nicht genug

Herr Schilling, wie keine andere Sportart hat Minigolf den Vorteil, dass es wohl jeder irgendwann schon einmal gespielt hat. Warum spielen nur so wenige in einem Verein?

Richard Schilling: Die Vereine versuchen, Nachwuchs durch bestimmte Familienturniere für jedermann zu gewinnen. Es bleibt auch immer mal wieder was dabei hängen. Aber es ist einfach nicht genug. Wir haben Kinder und Jugendliche, die regelmäßig spielen und die auch begeistert sind. Aber irgendwann kommt das Interesse am anderen Geschlecht dazu, und dann flacht das automatisch ab. Der Verband selbst kann ohne die Vereine in dieser Sache aber nichts tun. Das ist ein ganz klarer Fall.

Wie war das früher?

Schilling: Ganz am Anfang war der Verband stärker. Als der Minigolf Mitte der 1960er Jahre überhaupt erst als Sportart aufkam, war das Ganze mehr ausgeprägt. Bei den Landesmeisterschaften musste damals sogar ausgesiebt werden. Also nach den ersten beiden Spieltagen durften nur noch 90 Spieler mitmachen. Von 90 Teilnehmern bei Landesmeisterschaften können wir heute nur noch träumen.

Gibt es eine Idee, wie man Minigolf besser vermarkten könnte - zum Beispiel in einer Halle?

Schilling: Hallenminigolf gibt es. Aber im Saarland gibt es eine solche Halle nicht. Die nächste ist in Mannheim, und die wird im südwestdeutschen Bereich sehr stark frequentiert.

Könnte man damit nicht auch im Saarland neue Mitglieder hinzuzugewinnen?

Schilling: Ich bin der Meinung - und das ist auch die vorherrschende Meinung in den Vereinen - dass Minigolf eine Freiluftsportart ist, die auch weiterhin im Freien betrieben werden sollte. Das ist ja auch das Schöne daran. Die deutsche Meisterschaft auf dem System Eternit wurde dieses Jahr in einer Halle in Sachsen ausgetragen. Unsere Spieler haben sich danach bitterlich beschwert. Das war im August, und in der Halle herrschte ein fürchterliches Klima.

Welche unterschiedlichen Arten von Anlagen gibt es denn im Saarland?

Schilling: Es gibt drei Hauptsysteme: Minigolf wird auf 18 Beton-Bahnen mit genormten und überall gleich platzierten Hindernissen gespielt. Dann gibt es Miniaturgolf, das auf Eternit gespielt wird und bei dem es knapp 30 genormte Bahnen gibt. Hier kann der Bahnbetreiber sich 18 Bahnen aussuchen, die dann im Wettkampf bespielt werden. Was im Moment in Deutschland aufkommt, ist das Filzgolf. Hier sind die Böden aus Beton und die Banden aus Edelstahl. Mitsamt den Hindernissen ist alles mit Filz überspannt. Davon gibt es im Saarland allerdings nur zwei privat betriebene Anlagen - eine in Illingen und eine in Rehlingen.

Gibt es Anlagen im Saarland, die für überregionale Wettbewerbe genutzt werden?

Schilling: Ja, die gibt es. In Dudweiler, Homburg, Limbach und Oberthal stehen Eternit-Bahnen, die für solche Wettkämpfe geeignet sind. Und in Bliesen und Bildstock haben wir derzeit entsprechende Betonbahnen. Wir haben 2011 in Homburg die deutschen Meisterschaften auf Eternit ausgetragen, und 2008 wurde in Bliesen die deutsche Meisterschaft auf Beton ausgetragen. Im nächsten Jahr findet auf den Anlagen in Oberthal und Bliesen der Jugend-Länderpokal statt, der 2009 in Homburg und Dudweiler ausgetragen wurde.

Ist Minigolf im Saarland im Vergleich zu Deutschland mehr im Trend?

Schilling: Nein, das kann man so nicht sagen. Wir haben vielleicht das Glück, dass wir hier gute Talente haben und dass die vor allem von zu Hause gut unterstützt und gefördert werden.

Wie verteilt sich die Beliebtheit Ihres Sports im Saarland?

Schilling: Generell ist es so, dass im Westsaarland keine Aktivitäten sind. Warum das so ist, weiß ich nicht. Wir sind vom Verband aus bemüht und schauen gerade nach, ob es dort Anlagen gibt und warum es keine Vereine gibt.

Ist leistungsorientiertes Minigolfspielen teuer?

Schilling: Die Ausrüstung ist nicht ganz billig. Man braucht - im Gegensatz zum Großgolf - zwar nur einen Schläger, aber dafür unwahrscheinlich viele Bälle. Die Spitzenspieler haben in ihrem Reservoir durchaus 400 und mehr Bälle. Die brauchen sie wahrscheinlich niemals alle, es reichen um die 40, um gut mitspielen zu können. Aber jede Bahn hat je nach Witterung unterschiedliche Anforderungen. Mit welchem Ball man spielt, entscheidet man kurzfristig.

Wie ist Ihr Verband derzeit finanziell aufgestellt?

Schilling: Es gibt vielleicht ein paar kleinere Vereine, die finanziell nicht so gut gestellt sind, aber den meisten und auch dem Verband geht es momentan ganz gut. Es wird ja immer noch recht viel Minigolf gespielt. Und durch den Publikumsverkehr, wie wir es nennen, kommt dann ja auch Geld in die Kassen.

Warum sollten sich junge oder ältere Leute ausgerechnet für diese Sportart entscheiden?

Schilling: Ich sehe den großen Vorteil beim Minigolf, dass die Sportart relativ leicht zu erlernen ist und dass man sie bis ins hohe Alter ausüben kann. Man hat die Möglichkeit, sich in der freien Natur zu bewegen. Und entgegen der landläufigen Meinung ist Minigolf wirklich anstrengend. Vielleicht nicht zu sehr körperlich, aber man muss sich stark konzentrieren und sich viel merken. Foto: spektrum

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