Die Weltmeisterschaft fest im Blick

Saarbrücken. Geldgier, Doping, Individualisten. Die Leichtathletik nicht zu mögen, ist einfach. Sie zu lieben, ist einfacher. Keine Sportart ist so vielfältig, keine präsentiert ihre Ergebnisse so klar. Jeder Einzelne ist messbar. In Sekunden, in Zentimetern, in Stunden, in Metern, in Blutwerten. Jeder kämpft auf der Laufbahn gegen seine körperlichen Grenzen - und gegen sonst niemanden

Saarbrücken. Geldgier, Doping, Individualisten. Die Leichtathletik nicht zu mögen, ist einfach. Sie zu lieben, ist einfacher. Keine Sportart ist so vielfältig, keine präsentiert ihre Ergebnisse so klar. Jeder Einzelne ist messbar. In Sekunden, in Zentimetern, in Stunden, in Metern, in Blutwerten. Jeder kämpft auf der Laufbahn gegen seine körperlichen Grenzen - und gegen sonst niemanden. Die Leichtathletik ist im Gegensatz zum Fußball ein Spiel, das nie zu gewinnen ist. Dieser stetige, nahezu tragische Fluss der Zeiten, der Vielfältigkeit der Disziplinen, der Rekorde, der Namen ist faszinierend. Eine Faszination, die sich im August wieder gänzlich entfaltet. Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August). In 200 Ländern können Fans die WM live im Fernsehen verfolgen, bis zu 500 000 Zuschauer sollen ins Olympiastadion kommen. Während die Vermarktungsmaschinerie brummt, sind Athleten aus 213 Ländern dabei, sich zu qualifizieren. Die Langen für den Hochsprung, die Leichten für die Langstrecke, die Gedrungenen für den Kurzsprint, die Herkules-Figuren für den Zehnkampf - 2500 Sportler gehen bei den zwölften Weltmeisterschaften in insgesamt 47 Disziplinen an den Start.

Dass in Berlin erst die zwölfte WM stattfindet, ist den Olympischen Spielen geschuldet. Die Leichtathletik ist ihre Kernsportart. Und so waren die Spiele bis 1980 in Rom gleichzeitig die WM. Erst nach der Kommerzialisierung der Leichtathletik hat der Leichtathletik-Weltverband IAAF eine eigene Weltmeisterschaft ins Leben gerufen. Von 1983 (Helsinki) bis 1991 (Tokio) fanden die Titelkämpfe in einem Vier-Jahres-Rhythmus statt, seither alle zwei Jahre. Sie produzierten wie erwartet Emotionen, Erfolgsgeschichten und Tragödien am Fließband.

In der Serie "Saarländische WM-Momente" schaut die Saarbrücker Zeitung auf die vergangenen elf Weltmeisterschaften zurück. Gemeinsam mit saarländischen WM-Teilnehmern leuchten wir die Weltmeisterschaften aus. Wir reden mit dem "Bär aus dem Warndt", mit Speerwerfer Boris Henry, der 1995 aus Göteborg die erste WM-Medaille mit ins Saarland brachte. Wir reden mit Hammerwerfer Christoph Sahner über seine Teilnahme bei der ersten WM 1983 in Helsinki, mit Sprinterin Shanta Ghosh über ihre Silbermedaille in Edmonton 2001, mit Bianca Kappler über den Weitsprung in Osaka (2007), und mit Susanne Hahn über die Hitzeschlacht in Osaka.

Sie erzählen von ihren persönlichen Highlights, von ihren tragischsten WM-Momenten. Sie erzählen, wie Superstar Carl Lewis die Welt faszinierte und wie dick die Muskeln des gedopten "Jahundertsprinters" Ben Johnson wirklich waren. Maurice Greene, Michael Johnson, Sergej Bubka, Katrin Krabbe, Heike Drechsler, Harald Schmid, Edwin Moses - die großen Namen sorgten für unvergessliche Schlaglichter der Leichtathletik und sind auch fester Bestandteil der WM-Geschichten, die diese Serie vorstellen wird.

Wir zeigen aber auch den Weg einer Sportart, die per Definition an Steigerungen ausgerichtet ist, die aber an den natürlichen Grenzen des Menschen zu scheitern droht. Denn das ehrliche Rekordspiel scheint vorbei. Zu unplausibel ist es. Und so wird die Frage nach einer neuen Dramaturgie abseits der Weltrekordhatz nicht nur ein Bestandteil dieser Serie sein. Diese Frage muss die Leichtathletik auch während der Weltmeisterschaft in Berlin beantworten. Ansonsten wird es immer schwerer, die "Königin der Sportarten" zu mögen. > wird fortgesetzt

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