Die Leipziger Bullen kommen

Saarbrücken. "Unspektakulär" nennt Patrick Bick seine Verpflichtung für RB Leipzig. Dabei ist im Zusammenhang mit dem frisch aus der Taufe gehobenen Fußball-Fünftligisten, der mit den Millionen des Getränkeriesen Red Bull die Bundesliga erstürmen will, kaum etwas unspektakulär

Saarbrücken. "Unspektakulär" nennt Patrick Bick seine Verpflichtung für RB Leipzig. Dabei ist im Zusammenhang mit dem frisch aus der Taufe gehobenen Fußball-Fünftligisten, der mit den Millionen des Getränkeriesen Red Bull die Bundesliga erstürmen will, kaum etwas unspektakulär. Ein Aufgebot von rund 100 Journalisten tummelte sich vor einer Woche beim Trainingsauftakt, um einen Blick auf die "neuen Bullen" zu erhaschen. Abgeschirmt von ernst dreinblickenden Sicherheitskräften betraten die Spieler den Rasen für die ersten Leibesübungen in Diensten des RB. Solch einen Rummel kennt man sonst eher beim FC Bayern als in dem 15 000-Einwohner-Städtchen Markranstädt bei Leipzig. Eher unspektakulär fand Bick aber auch das.

Der gebürtige Illinger, der im Saarland unter anderem bei der SV Elversberg gespielt hatte, machte gerade Urlaub auf Mallorca, als er einen unerwarteten Anruf erhielt. Am anderen Ende der Leitung meldete sich Andreas Sadlo, Chef von RB Leipzig. Er bekundete das Interesse des Vereins an dem Mittelfeldspieler und lud ihn nach Salzburg ein. "Am Anfang konnte ich mir gar nicht vorstellen, zu einem Fünftligisten zu wechseln", sagt Bick. Schließlich bedeutete dies für den 32-Jährigen, der beim SV Wehen Wiesbaden und Eintracht Braunschweig insgesamt 72 Zweitliga-Spiele bestritten hatte, einen sportlichen Rückschritt.

Doch die RB-Verantwortlichen brauchten nicht lange, um den Saarländer für ihr Konzept zu gewinnen. "Schon beim ersten Gespräch konnten sie mich überzeugen. Hier wird etwas völlig Neues mit viel Perspektive aufgebaut", sagt Bick, der eine Woche vor Trainingsstart einen Zweijahresvertrag bei RB unterschrieb. "Wenn ich in ein paar Jahren mal zurückblicke, werde ich sagen können, ich war dabei."

Dass etwas Neues aber nicht immer gut ankommt, mussten die Spieler beim ersten Training in Markranstädt erfahren. "Finger weg von unserem Sport! In Leipzig und an jedem Ort", forderten einige Fans auf einem Transparent. Zuvor waren bereits Werbebanden im Stadion beschmiert worden und einige waren so weit gegangen, dem Rasen mit Unkrautbekämpfungsmittel zu Leibe zu rücken. "Ich kann nachvollziehen, dass manche Fans sauer sind. Aber für solche Aktionen habe ich kein Verständnis", sagt Bick, der betont, dass die meisten Menschen in der Region dem neuen Verein gegenüber positiv eingestellt seien und sich freuen würden, wenn dort endlich wieder erstklassiger Fußball gespielt würde. Deshalb ist er auch überzeugt, dass RB Leipzig auf lange Sicht treue Fans gewinnen wird.. "In den ersten ein bis zwei Jahren wird der Zuschauerzufluss sicher nicht so groß sein. Aber die Leipziger sind fußballbesessen. Wenn sie sehen, dass wir guten Fußball spielen, werden sie zum Zuschauen kommen." "Am Anfang konnte ich mir gar nicht vorstellen, zu einem Fünftligisten zu wechseln."

Patrick Bick

Hintergrund

Mehr als drei Jahre suchte Red Bull nach einem Weg in den deutschen Fußball. Der Versuch, beim Traditionsclub Sachsen Leipzig einzusteigen, scheiterte 2006 unter anderem an heftigen Protesten der Fans. Fündig wurden die Österreicher schließlich beim SSV Markranstädt, der RB Leipzig sein Startrecht in der Oberliga abtritt und in dem neuen Verein aufgeht. RB steht offiziell für Rasenballsport, symbolisiert aber die Initialen von Red Bull. Den Verein nach dem Geldgeber zu benennen - wie etwa bei Red Bull Salzburg - ist in Deutschland verboten. Bis zu 100 Millionen Euro will der Getränke-Krösus angeblich investieren. Das sportliche Ziel ist in den kommenden fünf bis zehn Jahren die Bundesliga. In der ersten Saison wird RB Leipzig noch in Markranstädt seine Spiele austragen, für die folgende ist ein Umzug in das 44 000 Zuschauer fassende Zentralstadion geplant. mast

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