Der ruhende Pol

Saarbrücken/Kienbaum. Wenn Eugen Spiridonov in den kommenden Tagen bei den Europameisterschaften der Kunstturner an die Geräte geht, hat er viel vor. Vom 24. bis 27. Mai will der 30 Jahre alte Saarländer im französischen Montpellier Vollgas geben und sich mit dem amtierenden Europameister Deutschland wieder in die Medaillenränge turnen

Saarbrücken/Kienbaum. Wenn Eugen Spiridonov in den kommenden Tagen bei den Europameisterschaften der Kunstturner an die Geräte geht, hat er viel vor. Vom 24. bis 27. Mai will der 30 Jahre alte Saarländer im französischen Montpellier Vollgas geben und sich mit dem amtierenden Europameister Deutschland wieder in die Medaillenränge turnen.Spiridonov muss aber noch einen zweiten Titel verteidigen: "Mister Zuverlässig" - so nennen ihn die Teamkollegen vom deutschen Vize-Meister TG Saar. Und das nicht ohne Grund. Konstante Leistungen auf höchstem Niveau zeichnen den Routinier aus. "Der Erfolg kommt nicht von allein. Ich trainiere täglich dafür. Im Wettkampf versuche ich dann, mein Ding durchzuziehen", erzählt Eugen Spiridonov. Bei der EM-Generalprobe der deutschen Mannschaft in Troyes zog das 1,64 Meter große Kraftpaket Anfang Mai sein Ding sauber durch und gewann mit 88,05 Punkten den Mehrkampf. Bei einem Trainingswettkampf im Bundesleistungszentrum Kienbaum landete er kurz darauf mit 87,95 Punkten auf Rang zwei - das war sein EM-Ticket.

"Er hat innerhalb kurzer Zeit zwei Mal etwa 88 Punkte geturnt und damit die Nominierung für sich entschieden", begründete Bundestrainer Andreas Hirsch in einer Presseerklärung seine Entscheidung. Neben Spiridonov (30, TV Bous) turnen auch Sebastian Krimmer (22, Stuttgart), Marcel Nguyen (24, Unterhaching), Matthias Fahrig (26, Halle) und Philipp Boy (24, Cottbus). Letzterer ist Vize-Weltmeister im Mehrkampf und führt die Fünfer-Riege nach dem Verzicht von Fabian Hambüchen an.

Das Blitzlichtgewitter überlässt Team-Oldie Spiridonov gern anderen. "Ist nicht mein Ding", sagt er und konzentriert sich lieber auf seine Leistung. Bei der zweiwöchigen EM-Vorbereitung in Kienbaum stimmte sie. Täglich ackerten die Auserwählten mehrere Stunden, bevor sie an diesem Sonntag nach Montpellier reisen, um sich vor Ort zu akklimatisieren.

Wie viele Einsätze er bislang für Deutschland hatte, kann Spiridonov nicht mehr sagen. Die Teilnahmen bei den großen internationalen Wettbewerben kriegt er noch zusammen. "Fünf WM-, vier EM-Starts und eine Olympiade", rechnet er vor. Den EM-Titel des deutschen Teams 2010 und die WM-Bronzemedaillen 2007 und 2010 zählt er zu seinen größten Erfolgen. Sein Traum wäre eine zweite Olympia-Teilnahme. Sie könnte für den Sportlehrer Höhepunkt und Abschluss der internationalen Karriere werden. "Die nationale Qualifikation wird aber nicht einfach, die Konkurrenz ist groß", weiß Spiridonov. Doch bevor Hirsch Anfang Juli die London-Tickets verteilt, kann der Saarländer sein Vertrauens-Polster beim Teamchef mit guten EM-Leistungen aufstocken. "Der Bundestrainer weiß, was er an ihm hat. Eugen ist in jedem Team ein ruhender Pol", berichtet der neue TG-Saar-Vorsitzende Thorsten Michels.

Für den Gelobten ist die Ukraine zwar EM-Favorit, trotzdem will er versuchen, Team-Gold zu verteidigen und in den Einzelwettkämpfen seinem ganz besonderen Titel gerecht zu werden. "Wir müssen alles geben, Glück haben und unsere Übungen sicher durchturnen, dann ist alles drin", sagt "Mister Zuverlässig".

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