Das Museum einer Profi-Karriere

Braunschweig · Hendrick Zuck aus Großrosseln fühlt sich beim Zweitligisten Braunschweig wohl. Dort spielt er bereits seit 2014.

 Hendrick Zuck

Hendrick Zuck

Foto: Eintracht Braunschweig

Im Saarland gibt es Dutzende Museen. Eines fehlt in jedem Reiseführer. Doch es steht im Telefonbuch. "Ich bin ein Museum", sagt Michael Zuck und lacht. Das Museum Zuck bewahrt alles auf, was sich finden lässt, seien es Bilder, Dateien, Zeitungsartikel oder Trikots. Schwerpunkt der Sammlung: Zucks Enkel Hendrick. Der Fußball-Profi aus Großrosseln läuft in der 2. Bundesliga für Eintracht Braunschweig auf. Dorthin kam er 2014 als Leihspieler. Auf Anhieb schaffte es der 26-Jährige in Braunschweig zum Stammspieler. Davor stand Zuck bei Borussia Neunkirchen, dem 1. FC Kaiserslautern und beim SC Freiburg unter Vertrag.

Spricht Michael Zuck über diese Stationen, sagt er anerkennend: "Alles Traditionsmannschaften." Ein Begriff von früher, den man nur noch selten hört. Und so handelt die Geschichte von Hendrick Zuck, erzählt von seinem Großvater, auch immer ein wenig vom Fußball einer vergangenen Zeit. Museum Zuck eben.

Ein Rundgang durch dieses Museum beginnt beim SC Großrosseln. "Jeder aus meiner Familie hat in Großrosseln gespielt", sagt Hendrick Zuck. Großvater Michael, dann Sascha, sein Vater und Jugendtrainer, schließlich er. Zu seinen Mitspielern gehörte von den Minis bis zur D-Jugend Manuel Zeitz, heute Kapitän des 1. FC Saarbrücken. "Wir haben mit einem kleinen Verein viel gewonnen", erinnert sich Zeitz. Er wechselte als Jugendspieler nach Saarbrücken, Zuck nach Neunkirchen.

Michael Zuck wuchs in Saarbrücken auf, im Arbeiterstadtteil Burbach. Sein Verein, das waren die Sportfreunde Saarbrücken. Auch so eine Traditionsmannschaft, bis 1963 ein Rivale des FCS, dem Nachbarn aus Malstatt. "Burbach und Molschd, das ging nicht", sagt Michael Zuck. Womöglich ein Grund, weshalb sein Enkel nach Neunkirchen ging.

Als 2008 in der Oberliga-Mannschaft der Borussia mehrere Spieler fehlten, durfte Zuck mittrainieren. Günter Erhardt, damals Trainer in Neunkirchen, nahm den Jugendspieler zur Seite: "Du bist ab sofort oben bei mir." Fragt man Erhardt heute, ob er es war, der das Talent entdeckte, sagt er: "Da gab es nix Großes zu übersehen."

2010 wechselte Zuck nach Lautern zur U 23. Als Zuck nach zwei Jahren in der Regionalliga über einen Wechsel nachdachte, klingelte sein Telefon. Franco Foda, der neue Trainer des FCK, wollte ihn halten. In der Hinrunde der Saison 2012/2013 verpasste Zuck nur ein Spiel - bei den Profis in der 2. Liga. Seine Bilanz: 18 Spiele, vier Tore, drei Vorlagen. Im Winter transferierte ihn der FCK zum SC Freiburg. "Ruck-Zuck in der Bundesliga", titelte die SZ. "Eigentlich war es so, dass ich nicht unbedingt wechseln wollte", blickt Zuck zurück. Kurze Pause. "Natürlich war es mein Ziel, irgendwann Bundesliga zu spielen, aber nicht direkt."

Am 10. August 2013 debütierte Zuck in Leverkusen für Freiburg in der 1. Liga. Eine Woche zuvor hatte er seine Mannschaft im DFB-Pokal gegen die TSG Neustrelitz (2:0) mit zwei Toren im Alleingang eine Runde weitergebracht. Trainer Christian Streich hatte ihn anschließend mit einem Sonderlob bedacht. In Leverkusen wechselte er Zuck in der 69. Minute aus. Danach ließ Streich ihn nur noch ein einziges Mal spielen. Warum? Darüber rätselt auch Michael Zuck.

"Ich musste vermeintlich einen Schritt zurück machen, ich wollte unbedingt wieder spielen", sagt Hendrick Zuck mit einigem Abstand. Also ließ sich der Mittelfeldspieler zum Traditionsverein Braunschweig ausleihen. Seit 1967 ist die Eintracht gefühlt deutscher Meister. Der Club litt Jahrzehnte am Mythos dieses einen Titels, stürzte ab. 2017 kann Braunschweig das 50-jährige Jubiläum der Meisterschaft als Topclub der 2. Liga unbeschwert feiern. "Was da abgeht, wie die Region hinter dem Verein steht", das beeindruckt Michael Zuck.

Sein Enkel ist nicht der erste Saarländer bei den Niedersachsen. Der frühere Nationaltorwart Bernd Franke avancierte mit 423 Spielen für die Eintracht zum Idol. Peter Geyer aus Homburg stürmte ebenso für den Club wie Frank Holzer, Patron der SV Elversberg. "Das hat mein Opa mir erzählt", sagt Hendrick Zuck. Für ihn selbst ist diese Historie nicht so wichtig. Er schätzt an Braunschweig vor allem, dass es familiär zugeht.

Ausgerechnet in dieser Saison, in der die Eintracht um den Aufstieg spielt, ist Zuck nur Einwechselspieler. Trainer Torsten Lieberknecht hat ihn trotzdem mehrfach gelobt. Das hat der Großvater registriert. Er hat ein Abo bei Eintracht-TV, dem clubeigenen Fernsehkanal. Michael Zuck sieht sich alles an, und im Museum Zuck ist auch noch reichlich Platz.

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