Handball Das letzte Sonnenbad vor dem Auftakt

Bilsdorf · Die Handballer der HG Saarlouis starten an diesem Sonntag in Nordhorn in die neue Runde. Der Kapitän gibt die Richtung vor.

 Es wirkt wie die Ruhe vor dem Sturm. Martin Murawski sonnt sich im eigenen Garten in Bilsdorf. Am Sonntag startet der neue Kapitän mit seiner HG Saarlouis in die neue Saison in der 2. Handball-Bundesliga.

Es wirkt wie die Ruhe vor dem Sturm. Martin Murawski sonnt sich im eigenen Garten in Bilsdorf. Am Sonntag startet der neue Kapitän mit seiner HG Saarlouis in die neue Saison in der 2. Handball-Bundesliga.

Foto: Ruppenthal

Entspannt beim Sonnenbaden im Garten liegen? Geht gar nicht. „Was soll der Trainer da denken?“, fragt Martin Murawski beim Fototermin mit der Saarbrücker Zeitung und lacht. Dabei hat er zu diesem Zeitpunkt schon mehr getan, als Jörg Bohrmann von ihm verlangt: Am trainingsfreien Vormittag absolvierte der neue Kapitän des Handball-Zweitligisten HG Saarlouis mal wieder eine freiwillige Laufeinheit rund um seinen Wohnort Bilsdorf bei Nalbach.

„Ich bin heute Morgen aufgestanden und habe mich gut gefühlt. Da habe ich unseren Athletiktrainer angerufen und gefragt, was ich machen kann“, erklärt Murawski kurz vor dem ersten Saisonspiel an diesem Sonntag um 17 Uhr bei der HSG Nordhorn-Lingen. Man merkt: Murawski brennt. Wie seine Teamkollegen auch. Nach dem überraschenden Einzug ins DHB-Pokal-Achtelfinale (dank des Sieges gegen Bundesligist Gummersbach) will die Mannschaft loslegen.

Seine freie Zeit nutzt Murawski aber nicht nur für den Handball, sondern auch mal für die Arbeit an seinem Sportmanagement-Fernstudium. Von sich selbst sagt der 29-Jährige, der nebenberuflich Nahrungsergänzungsmittel verkauft: „Ich bin nicht der Talentierteste und muss andere Dinge in die Waagschale schmeißen. Ich werde auch in der Abwehr eingesetzt, da ist körperliche Präsenz gefragt. Also versuche ich, meine Athletik ins Spiel zu bringen.“

Bisher hat das immer gut geklappt. Zuletzt stand er beim Pokal-Wochenende wegen der Verletzung von Pascal Noll (Handbruch) in beiden Spiele die vollen 130 Minuten (inklusive Verlängerung) auf dem Feld. „Halt. Zwei Minuten saß ich auf der Bank und konnte mich ausruhen“, scherzt Murawski und meint das Absitzen eine Zeitstrafe.

Der gebürtige Berliner fing beim Tasmania TuS Neukölln mit dem Handballspielen an. Seine „handballverrückte“ Familie ist in der Heimat immer noch zu Gange. Vater Michael spielt noch aktiv beim SV Turbine Berlin – und trainiert dort auch die Mannschaft von Mutter Christine. Murawski junior wechselte früh zu den Füchsen Berlin, bei denen er 2006 seinen ersten Profivertrag unterzeichnete. 2011 wechselte der Rechtshänder in die 2. Liga nach Schwerin, wo er nicht nur seine Frau Madelaine (27) kennenlernte, sondern auch das schnelllebige Profi-Geschäft: Unmittelbar vor dem Saisonbeginn stellte der SV Post Schwerin einen Insolvenzantrag, und der Linksaußen stand plötzlich ohne Arbeitgeber da. Über Hildesheim zog es ihn 2013 zum HC Erlangen, mit dem er in die Bundesliga aufstieg. Im Hochzeits-Jahr 2015 lotste ihn der Ende 2016 verstorbene, frühere HG-Trainer Goran Suton ins Saarland. Schon nach dem ersten Treffen mit den Verantwortlichen in Saarlouis hatte Murawski „ein gutes Gefühl“.

Mittlerweile ist es mehr als das. Auf dem Feld machte ihn Trainer Bohrmann jüngst zum Kapitän. Eine Rolle, die ihm liegt: „Ich will das Professionelle vorleben. Eben, dass man sich nicht auf Talent ausruht, sondern dass man den Trainer fragt, was man zusätzlich machen kann.“ Zum Beispiel rund um Bilsdorf laufen gehen. Auf dem Dorf sind die Murawskis ebenfalls fest integriert. Zwar ist Madelaine, die in Mainz Zahnmedizin studiert, nur an Heimspiel-Wochenenden und in den Semesterferien dort anzutreffen. Aber wenn sie da ist, arbeitet sie in gleich zwei Zahnarztpraxen in der näheren Umgebung.

Dass außer ihm im Dorf nicht viel läuft, gefällt Ehemann Martin: „Hier hat man seine Ruhe – um 20 Uhr wird der Bordstein hochgeklappt. Außerdem passen die Nachbarn auf Haus und Garten auf. Das ist wichtig, vor allem bei Auswärtsspielen“, findet „Muri“ und stellt fest: „Gerade passt alles super zusammen. Aber irgendwann wird es uns wieder zurück Richtung Norden ziehen.“ Noch fünf Jahre will er professionell Handball spielen. Wie lange ihm die Einwohner von Bilsdorf noch beim Rundendrehen zusehen können, entscheiden die nächsten Vertragsverhandlungen mit der HG. Sein Vertrag bei der HG läuft 2018 aus. Aber daran denkt er jetzt nicht. Der Kapitän und sein Team wollen nur noch von der Kette gelassen werden.

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