Baku statt UrlaubDeutsche Hooligans randalieren: 213 Festnahmen in Wien

Wien. Der glückliche Sieg gegen Österreich war schnell abgehakt - Joachim Löw musste vor dem letzten Kraftakt der Saison in Aserbaidschan noch in Wien als Krisenmanager ran. Auf die ohnehin schon lange Ausfall-Liste kamen nach dem 2:1 im Nachbarschaftsduell noch Sami Khedira (Schonung) und Simon Rolfes (Zerrung). Der Bundestrainer stand am Sonntag plötzlich nur noch mit 14 Feldspielern da

 Der 20-jährige Holtby (l.) hat schon einmal für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Am 17. November 2010 debütierte er beim 0:0 im Länderspiel gegen Schweden in Göteborg. Foto: dpa

Der 20-jährige Holtby (l.) hat schon einmal für die deutsche Nationalmannschaft gespielt. Am 17. November 2010 debütierte er beim 0:0 im Länderspiel gegen Schweden in Göteborg. Foto: dpa

Wien. Der glückliche Sieg gegen Österreich war schnell abgehakt - Joachim Löw musste vor dem letzten Kraftakt der Saison in Aserbaidschan noch in Wien als Krisenmanager ran. Auf die ohnehin schon lange Ausfall-Liste kamen nach dem 2:1 im Nachbarschaftsduell noch Sami Khedira (Schonung) und Simon Rolfes (Zerrung). Der Bundestrainer stand am Sonntag plötzlich nur noch mit 14 Feldspielern da. "Damit beschränken sich die Möglichkeiten für einen Trainer schon enorm", erklärte Löw und ließ in einer Blitzaktion die U21-Spieler Lewis Holtby (20) von Mainz 05 und Sebastian Rudy (21/Foto: dpa) von 1899 Hoffenheim einfliegen.Angesichts der Personalsorgen - von den 23 nominierten Akteuren sind inzwischen sieben weg - wird der Trip ans Kaspische Meer an diesem Montag noch einmal zu einer heiklen Mission. Eine lange Anreise, drei Stunden Zeitverschiebung, ein schlechter Platz und die laut Löw "aufsässige" Spielweise des Gegners erwarten das DFB-Notteam. "Wir müssen diese Probleme lösen und die Punkte holen", sagte Löw gestern in Wien kämpferisch und ergänzte: "Wenn wir dann 21 Punkte haben - wer soll uns da noch einholen?"

Sechs Siege in sechs Spielen um das EM-Ticket sind schon jetzt Rekord für Deutschlands Nationalmannschaft. Auch deshalb wollten sich Löw und Mario Gomez gar nicht mehr intensiv mit den Unzulänglichkeiten des Spiels gegen die Österreicher beschäftigen. "Am Ende stehen drei Punkte, und wir haben das Tor ganz weit aufgestoßen zur Qualifikation", betonte Doppel-Torschütze Gomez.

Eine verrückte Geschichte erlebten die in der Not geholten Rudy und Holtby. Am Dienstag hatten beide noch in Portugal mit den deutschen Junioren gespielt (2:4). Rudy wurde aus seinem Urlaub im italienischen Bibione geholt, Holtby wurde auf der Hochzeit seines Mainzer Club-Kollegen Malik Fathi erreicht. Wie Löw am Dienstag (19 Uhr/ARD) im Bachramow-Stadion von Baku sein personell geschrumpftes Mittelfeld besetzen wird, wusste er in Wien aber noch nicht. "Wir müssen die Situation so nehmen, wie sie ist", sagte der Trainer, der auch auf Ersatztorwart Tim Wiese verzichten muss. Der Bremers reiste wegen einer Operation seines Vaters nach Hause. dpa

Wien. Mit rechtsradikalen Parolen und Zerstörungswut haben Hunderte randalierende Deutsche vor dem EM-Qualifikationsspiel in Wien das hässlichste Gesicht der Bundesrepublik gezeigt. Die meist aus Ostdeutschland angereisten Hooligans lieferten sich kurz vor Anpfiff am Freitag in der Innenstadt Straßenschlachten mit der Polizei und demolierten Lokale. 213 deutsche Krawallmacher wurden festgenommen. Die Beamten sperrten rund um die Feiermeile Bermudadreieck am Schwedenplatz zeitweise ganze Straßenzüge ab.

Die Polizei ging von insgesamt rund 400 Hooligans aus. Augenzeugen berichteten am Wochenende von "bürgerkriegsartigen Szenen in Teilen der Wiener Innenstadt". "Alles was nicht niet- und nagelfest war, wurde von den Randalierern durch die Luft geschleudert", zitierte die "Kronenzeitung" eine Frau. Durch die große Zahl der Festnahmen soll es zeitweise in Wiens Vollzugsanstalten keine einzige freie Zelle mehr gegeben haben.

Die Gewalttäter im Deutschland-Trikot sollen nach Berichten auch rechtsradikale Parolen gebrüllt und den Hitler-Gruß gezeigt haben. Hunderte Polizisten kämpften mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Hooligans. Ein Polizist wurde bei den Ausschreitungen verletzt. dpa

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