Leichtathletik-WM in Doha Mihambos historischer Supersatz

Doha · Deutsche Weitspringerin wird in Doha mit sensationellen 7,30 Meter Weltmeisterin. Speerwerfer Vetter holt Bronze.

 Die beste Weitspringerin der Welt: Malaika Mihambo jubelt mit einer deutschen Fahne über ihren Sieg bei der WM in Doha.

Die beste Weitspringerin der Welt: Malaika Mihambo jubelt mit einer deutschen Fahne über ihren Sieg bei der WM in Doha.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Malaika Mihambo nahm die Glückwünsche der Konkurrentinnen bereits nach drei Versuchen entgegen – und strahlte übers ganze Gesicht. Mit beeindruckender Souveränität ist die 25 Jahre alte Weitspringerin von der LG Kurzpfalz am Sonntagabend in Doha zu WM-Gold geflogen. Der Druck als Topfavoritin? Mihambo segelte zum siebten Mal in dieser Saison über die Sieben-Meter-Marke hinaus. Nach ihren ganz starken 7,30 Metern steht jetzt nur noch Heike Drechsler in der deutschen Bestenliste vor ihr: Sie hält seit 1988 den nationalen Rekord mit 7,48 Metern. „Ich kann es selbst noch nicht fassen“, sagte Mihambo.

Die heute 54 Jahre alte Thüringerin war 1983 in Helsinki und 1993 in Stuttgart die bisher einzige deutsche Weltmeisterin in der Sandgrube, 1992 in Barcelona und 2000 in Sydney außerdem Olympiasiegerin. „Der dritte Versuch war magisch“, sagte Heike Drechsler als Fernsehzuschauerin: „Ich werde jetzt eine Flasche Champagner aufmachen und auf sie anstoßen.“ Silber gewann die Ukrainerin Maryna Bech-Romantschuk (6,92) vor der Nigerianerin Ese Brume mit 6,91 Metern. Die viermalige Weltmeisterin Brittney Reese aus den USA hatte das Finale um einen Zentimeter verpasst.

Mit 6,52 Metern stieg Mihambo in den Wettkampf ein, verschenkte dabei aber einen halben Meter beim Absprung. Der zweite Satz war ungültig – aber dann: Mit der achtbesten Weite der Leichtathletik-Geschichte krönte sich Mihambo bereits im dritten Durchgang zur Weltmeisterin. „Beim dritten Versuch musste es einfach sein, egal was kommt“, sagte Mihambo.

Vor dem größten Tag ihrer Leichtathletik-Karriere hat Mihambo auf ein bewährtes Ritual zurückgegriffen: „Das tägliche Meditieren ist einfach sehr gut, hilft einem, sich zu fokussieren, aber auch gelassen zu bleiben.“ Seit ihrer Indien-Reise im vergangenen Jahr – alleine mit dem Rucksack – vertraut Mihambo darauf. Die Olympia-Vierte ließ sich auch nicht verrückt machen, als sie mit der Weltjahresbestleistung von 7,16 Metern bei den deutschen Meisterschaften im August in Berlin endgültig zur Goldkandidatin aufstieg. „Druck gehört nun einmal zum Spitzensport. Ich empfinde das sogar als angenehm.“

„7,20 Meter traue ich ihr zu“, hatte Heike Drechsler prophezeit, nachdem Mihambo in der Qualifikation in Doha auf 6,98 Meter kam – obwohl sie etwa 20 Zentimeter vor dem Balken absprang. Mihambo glänzte auch im Finale mit ihrer Schnelligkeit vor dem Brett. Sie hatte sogar die WM-Norm über 100 Meter geschafft, verzichtete aber auf einen Start, um sich ganz auf den Weitsprung zu konzentrieren.

Bei den Sommerspielen in Tokio gehört die gebürtige Heidelbergerin, deren Mutter aus Deutschland und Vater aus Sansibar stammt, nun zu den Medaillenhoffnungen. Nach der WM geht‘s aber erstmal vier Wochen in Urlaub nach Thailand.

Den haben auch die Speerwerfer dringend nötig. Die Medaillengaraten konnten nicht wie gewohnt abliefern. Olympiasieger Thomas Röhler und Andreas Hofmann scheiterten sensationell schon in der Qualifikation. Julian Weber kam nicht über den sechsten Platz hinaus. Einzig Johannes Vetter konnte mit 85,37 Metern und Bronze halbwegs überzeugen. Es siegte Anderson Peters aus Grenada (86,89).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort