Leichtathletik-WM Lyles bringt das gewisse Extra mit

Doha · Der US-Sprinter, Weltmeister über 200 Meter, könnte Erbe von Usain Bolt werden.

 200-Meter-Weltmeister Noah Lyles macht gerne Faxen.

200-Meter-Weltmeister Noah Lyles macht gerne Faxen.

Foto: AP/Hassan Ammar

Okay, die Show im Finale über 200 Meter fiel lange nicht so spektakulär wie erwartet aus, der US-Amerikaner Noah Lyles lief „nur“ in 19,83 Sekunden zu Gold. Doch der junge Mann aus dem Sonnenstaat Florida gilt trotzdem als Versprechen für die Zukunft der Leichtathletik, als eine Art Mini-Bolt. Doch davon will Lyles, der im Gegensatz zum verbissenen 100-Meter-Weltmeister Christian Coleman gerne mal Faxen macht, gar nichts wissen.

„Sagt nicht, dass ich der neue Usain Bolt bin. Ich bin ich“, sagte Lyles, erst 22 Jahre alt: „Jetzt kommt meine Zeit.“ Zusammen mit seinem Landsmann Coleman gilt er als Favorit auf Bolts Thronfolge. Und das Rangeln, wer denn nun das neue Gesicht der Leichtathletik wird, könnte in den nächsten Monaten auf dem Weg zu den Olympischen Spielen zum Zickenkrieg werden.

Denn Lyles und Coleman sind sich in inniger Abneigung verbunden. Die Beziehung sei „nicht gut“, sagte Lyles: „Er hat mich einfach nie gemocht.“ Sie sind auch zwei völlig unterschiedliche Typen. Während Lyles als Sonnyboy gilt und mit einem Dauergrinsen durch die Welt läuft, kommt Coleman meist als grimmiger Pitbull daher.

Dass Coleman – nur fünf Menschen waren über 100 Meter jemals schneller als er – derzeit sehr viel skeptischer beäugt wird, hat er sich durch seine Dopingtest-Affäre selber zuzuschreiben (drei verpasste Tests). „Geschockt“, sei er gewesen, als er davon erfahren hatte, sagte Lyles genüsslich. Der wird wiederum bei Twitter schon mal von Colemans Freundin Micaiah Ransby attackiert.

Coleman will einfach nur schnell laufen. Lyles, Nummer vier der ewigen 200-Meter-Bestenliste, setzt hingegen fort, was Bolt begonnen hat. Er bringt dieses gewisse Extra mit, hat Charisma, flirtet mit den Kameras, vollführt im Ziel auch mal einen Rückwärtssalto. Vor den Olympischen Spielen in Tokio will er nebenbei ein Rap-Album rausbringen. Und er scheut sich nicht, auch über Schwächen zu reden. „Ich hatte die Lernstörungen ADS und Le­gasthenie“, sagte Lyles, in der High School sei er häufig „isoliert“ gewesen. Die Eltern ließen sich scheiden, da war Lyles 13 Jahre alt. Auch „Phasen der Depression“ habe er „durchgemacht“, die Leichtathletik war sein „Ausgang“ aus dieser dunklen Zeit. Nicht nur viele Amerikaner lieben solche Geschichten.

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