Wochentage lernen mit der "Raupe Nimmersatt"

Mainzweiler. "Wir haben schon immer viel mit den Büchern von Eric Carle gearbeitet", erzählt Anna-Maria König, Schulleiterin der Eric-Carle-Schule in Mainzweiler. Ihre Förderschule für geistig und mehrfach behinderte Kinder darf sich seit 2001 - als einzige Schule der Welt - mit dem Namen des Autors Eric Carle schmücken

 Ein Schüler der Eric-Carle-Schule im "Raupen"-Kostüm. Foto: Hiegel

Ein Schüler der Eric-Carle-Schule im "Raupen"-Kostüm. Foto: Hiegel

Mainzweiler. "Wir haben schon immer viel mit den Büchern von Eric Carle gearbeitet", erzählt Anna-Maria König, Schulleiterin der Eric-Carle-Schule in Mainzweiler. Ihre Förderschule für geistig und mehrfach behinderte Kinder darf sich seit 2001 - als einzige Schule der Welt - mit dem Namen des Autors Eric Carle schmücken.

Seine Bücher eigneten sich gerade für den Unterricht an ihrer Schule, weil sie so einfach zu verstehen seien, erläutert König. Außerdem könnten die Schüler sich mit seinen Geschichten Dinge leichter einprägen. Etwa wenn Carle die Wochentage in der "Raupe Nimmersatt" aufzählt. "Und Sachthemen sind immer korrekt dargestellt - nicht verniedlicht", erklärt die Rektorin. Deshalb verwende man Bilderbücher wie "Mein allererstes Buch der Tierwohnungen" gerne im Sachunterricht.

Darüber hinaus wird die Collage-Technik, die Carle bei der Illustration seiner Bücher anwendet, auch in den Klassen benutzt. Dabei wird zunächst ein Blatt farbig bemalt. Dann werden Formen ausgeschnitten oder ausgerissen und zu einem Objekt zusammengesetzt. Mit Hilfe könnten das auch schwerbehinderte Kinder umsetzten, erklärt König.

Doch die Schule arbeitet nicht nur mit den Büchern von Eric Carle - sie steht auch in Kontakt zu ihm. "Die Kinder schreiben ihm regelmäßig Briefe und er schreibt zurück." Carle sei zwar "kein großer Briefeschreiber", dafür schicke er den Schülern aber Originale seiner Collagen und persönliche Fotos. Auf denen zeigt er auch sich und seine Familie. Dass er auf einer so intimen Ebene antworte, mache seine Briefe für die Schüler sehr verständlich, erklärt die Rektorin.

Einen Namensgeber zu finden, mit dem sich die Schüler identifizieren können, war auch erklärtes Ziel der Schulleitung. "Wir wollten jemanden auswählen, den die Kinder kennen, zudem sie einen Bezug haben." Und der Name habe inzwischen sogar eine integrative Funktion. "Als Förderschule sind wir auf der untersten Stufe bei den Schulen", glaubt König. Wenn die Schüler jetzt aber sagen können: "Ich gehe auf die Eric-Carle-Schule", hebe das ihr Selbstwertgefühl und das der gesamten Schulgemeinschaft. "Dann sind wir eine Schule, wie jede andere auch", ergänzt sie.

Schwerpunkte setzt man in Mainzweiler in den Bereichen Kunst und Literatur. Künstlerische Erziehung ermögliche einen Zugang, auch zu den schwerbehinderten Kindern, und gebe ihnen eine Möglichkeit sich auszudrücken. Dazu gehört auch der Besuch von Ausstellungen und Theaterstücken. "Das wird eben vorher in den Klassen bearbeitet, damit es für die Kinder zugänglich ist", erläutert die Rektorin.

Königs Ziel für jeden der 94 Schüler ist es, ihm sowohl Lebenspraxis, als auch geistige Fähigkeiten mit auf den Weg zu geben. "Wir sind bemüht, sie soweit wie möglich selbstständig zu machen." Weniger stark behinderten Schülern stellt man in der Werkstufe zum Beispiel geeignete Wohnformen vor. Über Praktika versucht man mögliche Arbeitsfelder zu erkunden. Auch behinderte Schüler hätten oft "ganz normale Wünsche" für ihre Zukunft. lis

HIntergrund

Das Bilderbuch "Die Kleine Raupe Nimmersatt" erschien erstmals am 19. März 1969. Die Geschichte handelt von einer Raupe, die sich durch allerlei Essbares frisst. Dann verpuppt sie sich und wird zu einem Schmetterling. Heute, genau 40 Jahre später, ist das Werk eines der bekanntesten Kinderbücher der Welt. Es verkaufte sich nach Verlagsangaben bisher rund 29 Millionen Mal. Der Autor, Eric Carle, feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. lis

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