"Wenn nur der Honig nicht wäre"

Ludweiler/Karlsbrunn. Imker sind auf möglichst viel guten Honig aus. Und so hat natürlich auch Guido Hilgers seine Freude am Ertrag der zahlreichen Völker, die er im Warndtwald auf die Erntearbeit schickt

 Imker-Meister Guido Hilgers bei der Winterarbeit in der Halle. Es gibt viel zu reinigen und reparieren. Foto: Jenal

Imker-Meister Guido Hilgers bei der Winterarbeit in der Halle. Es gibt viel zu reinigen und reparieren. Foto: Jenal

Ludweiler/Karlsbrunn. Imker sind auf möglichst viel guten Honig aus. Und so hat natürlich auch Guido Hilgers seine Freude am Ertrag der zahlreichen Völker, die er im Warndtwald auf die Erntearbeit schickt. Was den 49-Jährigen aus Ludweiler aber noch mehr bewegt als das Ergebnis, ist die eigentliche Arbeit mit seinen Tieren, ist das Beobachten, Begleiten, Kümmern und - als Krönung - die Königinnenzucht. Überhaupt ist der "Naturmensch" Hilgers von Staaten bildenden Insekten fasziniert, also auch von Ameisen und Termiten. Deren Staatsgebilde seien stabiler als die von Menschen, ist er überzeugt. "Die Imkerei könnte so schön sein, wenn nur der Honig nicht wäre", bringt Hilgers seine Leidenschaft schmunzelnd auf den Punkt. Wobei der Honig aber denn doch reichlich fließen darf, denn er ist die Geschäftsgrundlage des noch recht jungen Imkereibetriebes Hilgers.Der Chef, einer der wenigen Berufsimker des Saarlandes (die exakte Bezeichnung lautet Tierwirtschaftsmeister, Fachrichtung Bienenkunde) und seine Frau Anke wollen von der Unternehmung ja langfristig leben. Auf etlichen Märkten der Region ist Vollerwerbs-Imker Hilgers mit seinem weißen Transporter vertreten. Er bietet acht Sorten selbst erzeugten Honig sowie die typischen Nebenprodukte wie Wachskerzen und Honiglikör an. Mit 4,50 Euro für das Glas Blütenhonig kann der Völklinger Imker nicht so billig sein wie die Supermarkt-Konkurrenz, die Kundschaft zahle für sein naturbelassenes, chemiefreies Produkt aus der Region den höheren Preis aber bereitwillig, versichert er.

Auch Wanderimker

Übrigens ist Hilgers auch als Wanderimker tätig, das heißt er fährt (mit behördlichen Genehmigungen) Völker in bestimmte Regionen, wo sie sortentypische Honige erzeugen. So wird in Friedrichweiler Rapshonig gemacht und in Pfälzer Wäldern Kastanienhonig. 80 Prozent der Honigqualität würde von den Bienen bestimmt, die restlichen 20 Prozent erbringe der Imker durch Sorgfalt beim Ernten, Rühren und Abfüllen, klärt der Fachmann auf. Ist der Honig von heute eigentlich besser als der vor 50 Jahren? "Besser verarbeitet mit Sicherheit, vom Geschmack her aber wohl nicht", glaubt Hilgers.

In den späten Herbst- und in den Wintermonaten, wenn die Bienen nicht fliegen, haben die Imker dennoch reichlich zu tun. Guido Hilgers bringt derzeit bis zu zehnstündige Arbeitstage mit dem Herrichten von Kästen und Rahmen zu, also mit Vorbereitungen auf die Saison. Auf dem Gelände der ehemaligen Grube Warndt hat der Familienbetrieb seine Produktions- und Lagerstätte eingerichtet. Die Hallen sind ausreichend geräumig und variabel, um den Betrieb zu perfektionieren und noch auszubauen. Sie liegen vor allem günstig in der Nähe der Bienen-Arbeitsplätze.

Guido Hilgers ist gelernter technischer Zeichner, Fachrichtung Maschinenbau. Im Jahr 2001 kam er bei einem Marktbesuch mit einem Honigverkäufer ins Gespräch, erwarb erste Völker, bildete sich mit Büchern und Hilfe wohl meinender Menschen weiter und machte die Imkerei, aus der Arbeitslosigkeit heraus, zum "schönsten Beruf der Welt, man kann nämlich jedem Honig ums Maul schmieren", lacht der Selbstständige, mag aber nicht unbedingt jedem raten, ihm nachzutun. Die derzeit geübte Praxis der Neuimker-Werbung sei grundsätzlich lobenswert, die Lehrgänge seien aber zu kurz und nicht intensiv genug, so dass etwa 30 Prozent der Leute wieder absprängen. Dabei hätten es die faszinierenden Bienen immer verdient, dass man ihnen die Treue halte.

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