Wein oder Brot, alles wurde genau belegt

Kirkel. Im Landesarchiv in Speyer liegen Papiere, die Auskunft geben über das Leben auf der Kirkeler Burg vor dem 30-jährigen Krieg. Der Historiker Hans-Joachim Kühn (Foto: pma) wühlt sich schon seit längerer Zeit durch diese sogenannten Kellereirechnungen und stellt heute Abend die neusten Erkenntnisse seiner wissenschaftlichen Transkriptionsarbeit vor

 Hans-Joachim Kühn

Hans-Joachim Kühn

Kirkel. Im Landesarchiv in Speyer liegen Papiere, die Auskunft geben über das Leben auf der Kirkeler Burg vor dem 30-jährigen Krieg. Der Historiker Hans-Joachim Kühn (Foto: pma) wühlt sich schon seit längerer Zeit durch diese sogenannten Kellereirechnungen und stellt heute Abend die neusten Erkenntnisse seiner wissenschaftlichen Transkriptionsarbeit vor. Was sind überhaupt Kellereirechnungen? Haben die Kirkeler Burgherren damals besonders viel gesoffen? "Nein, Kellereirechnungen sind reine Verwaltungsrechnungen, es sind Unterlagen über die Kosten und Ausgaben, die auf der Burg anfielen", erklärt Kühn im Gespräch mit unserer Zeitung.Derjenige, der diese Rechnungen erstellte, hieß offiziell Keller oder Kellner, daher die Bezeichnung Kellereirechnungen. Somit war der Keller oder Kellner des 15. Jahrhunderts auf der Kirkeler Burg ein Vorgänger des heutigen Kirkeler Kämmerers Jörg Schwitzgebel. "Die ersten Rechnungen, die uns vorliegen, gehen bis aufs Jahr 1434 zurück", sagt Kühn, "die Zeiteinteilung war damals eine andere, man rechnete das Jahr von Fastenzeit zu Fastenzeit, das war eine Vorgabe des Bistums Metz, wo das neue Jahr zum 1. März begann, wie übrigens auch bei den Römern." Rund 30 Rechnungen aus dem 15. Jahrhundert sind noch erhalten, 2000 sind es insgesamt. Was kann man den Kellereirechnungen entnehmen? Wie verlief damals das Leben auf der Burg? "Es handelt sich dabei um reine Verwaltungssachen, man wollte damit keineswegs ein Abbild der Zeit liefern", so Kühn, "also sind dies nur sehr trockene, kurze Texte. Man sieht das Leben quasi mit den Augen eines Haushälters." Man erfährt, wie viel Geld eingenommen wurde, was an Hafer, Roggen und Wein verbraucht wurde, wie groß die Erntemengen waren, welche Steuern erhoben, welche Reparaturarbeiten an der Burg vorgenommen wurden.

So ist beispielsweise dokumentiert, dass die Buntsandsteinmauern ständig ausgebessert werden mussten, was sich bis heute nicht geändert hat. Auch ließ der Herzog von Pfalz-Zweibrücken Türschlösser ersetzen und schaffte eine Uhr mit Schlagwerk an. Gekauft wurde Samen für Bohnen und Erbsen, während "Flachs, Kappes und Zwiebeln" im Burggarten gediehen.

 Mittelalterliche Dokumente sind schwer zu lesen. Dies hier ist eine wertvolle Urkunde. Kellereirechnungen sind Verwaltungszettel.

Mittelalterliche Dokumente sind schwer zu lesen. Dies hier ist eine wertvolle Urkunde. Kellereirechnungen sind Verwaltungszettel.

 Schon im 15. Jahrhundert musste der Kirkeler Burgherr die bröckeligen Buntsandsteinmauern ständig reparieren. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Fotos: Gemeinde Kirkel

Schon im 15. Jahrhundert musste der Kirkeler Burgherr die bröckeligen Buntsandsteinmauern ständig reparieren. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Fotos: Gemeinde Kirkel

 Hans-Joachim Kühn

Hans-Joachim Kühn

 Mittelalterliche Dokumente sind schwer zu lesen. Dies hier ist eine wertvolle Urkunde. Kellereirechnungen sind Verwaltungszettel.

Mittelalterliche Dokumente sind schwer zu lesen. Dies hier ist eine wertvolle Urkunde. Kellereirechnungen sind Verwaltungszettel.

 Schon im 15. Jahrhundert musste der Kirkeler Burgherr die bröckeligen Buntsandsteinmauern ständig reparieren. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Fotos: Gemeinde Kirkel

Schon im 15. Jahrhundert musste der Kirkeler Burgherr die bröckeligen Buntsandsteinmauern ständig reparieren. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Fotos: Gemeinde Kirkel

Das Schlachtvieh ließ sich der Herzog einiges kosten, die Tiere wurden beim Bauern gekauft, meist Kälber, Schweine und manchmal auch ein Ochse. Weißbrot gab es nur, wenn der Herzog persönlich zu Besuch kam. Dazu wurde Elsässer- oder Nahe-Wein gereicht. Und der Verbrauch des Hafers stieg, die Pferde mussten schließlich ernährt werden. Heute tafelt der Landesherr nicht mehr auf der Burg, der Kämmerer entrichtet stattdessen die Kreisumlage. Aber das ist eine andere Geschichte.

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