Volles Haus und begeistertes Publikum

St Wendel · Ungebrochen ist die positive Resonanz auf das Weihnachtsjazzkonzert, das der Jazzförderkreis St. Wendel bereits in der 27. Auflage organisierte. Sogar die Trennwände zum Foyer des Kulturzentrums Alsfassen mussten geöffnet werden, um Sitzplätze für alle Zuhörer bereitstellen zu können.

 Trilogue: Jazzrock mit Christoph Thewes (Posaune), Herbert Weidmann (Chapman Stick) und Manuel Schwierczek am Schlagzeug. Fotos: B&K

Trilogue: Jazzrock mit Christoph Thewes (Posaune), Herbert Weidmann (Chapman Stick) und Manuel Schwierczek am Schlagzeug. Fotos: B&K

Drei Formationen gaben beim 27. Weihnachtsjazzkonzert in St. Wendel einen Einblick in die verschiedenen Welten des aktuellen Jazz, die unterschiedlicher nicht sein konnten: ausgefeilte, moderne Arrangements des jungen Quartetts Funk Komitee, easy-listening-Jazz mit dem Gitarren-Duo Kunzler-Müller und Future-Jazz mit dem Trio Trilogue. Kontraste, die die außerordentliche Vielfalt der Musik, die Jazz genannt wird, vortrefflich an einem Abend bündelten.

Als Entree des üppigen musikalischen Festagsmenüs kredenzten vier junge St. Wendeler Musiker, die sich - da in alle Welt verstreut - nach vier Jahren Pause wieder zusammengefunden hatten, erfrischend ausgewogenen modernen Jazz. Die Titel, zum Teil aus der Feder des Pianisten Eduard Stoppel, entwickelten sich organisch mit lang aufbauenden Steigerungen, dabei immer Kontraste auslotend; spannungsgeladene Lücken oder Stopps strukturierten sinnfällig das Kommende. Das Material wurde in Scheiben geschnitten, gewürfelt, mariniert, dann flambiert und rund abgeschmeckt. Pianist Eduard Stoppel am Piano und Frontmann Andreas Scheer am Altsaxofon überzeugten vor allen mit klar strukturierten, spannenden Soli. Die Band spielte wie aus einem Guss - neben dem auf Punkt spielendem Bassisten Luigi Burgio agierte der Schlagzeuger Florian Schneider als Garant für organisch angelegte Abläufe von teilweise komplexer Rhythmik, virtuos, dabei immer banddienlich. Ein Auftakt nach Maß: das Publikum erklatschte sich die Zugabe "The Red One".

Jazz soll unterhalten - getreu diesem Motto lieferte das Gitarren-Duo Dietmar Kunzler und Ivo Müller inhaltlich und atmosphärisch einen angenehmen Kontrast zum Eröffnungsakt. Das Programm spannte einen Bogen von bekannten Jazzstandards bis zu französischen und südamerikanischen Chansons. Souverän beherrschen die beiden alle Stile, handwerklich perfekt am Instrument, als Partner sich ideal ergänzend. Müller überzeugte mit ausgereiften Soli, die er pointiert und mit klarem, zugleich warmem Sound ausspielte. Die lockere Moderation trug zur entspannten Stimmung bei: Hier waren zwei Vollblutmusiker am Werk, denen man den Spaß an der Musik, am Improvisieren ansah und anhörte, wobei der Gesang eher als Beigabe diente. Nach einer Stunde verabschiedeten sich die beiden mit der Zugabe "Madalena" von Ivan Lins.

Trilogue: "Unsere Performance soll heute vor allem laut, innovativ, witzig und verwirrend sein", kündigte der Posaunist und Komponist Christof Thewes das Finale des langen Abends an. Ein infernales Klanggewitter überrollte dann das Auditorium. Es verschlug den Zuhörern förmlich den Atem. Brachiale und abrupte Gegensätze zwischen großorchestralem rockaffinen Blöcken (mittels Elektronik) und kammermusikalischen freien Sequenzen, die nie "vorherhörbar" einsetzten, erzeugten eine große Spannung, die das Publikum in Atem hielt. Die ungeheure Energie, mit der die drei Musiker - Herbert Weidemann, Chapman Stick und Manuel Schwierczek am Schlagzeug - zu Werke gingen, machte in Verbindung mit der Bereitschaft, kreativ spontan und genüsslich aufeinander einzugehen, allen im Saal unmissverständlich klar, dass Ernsthaftigkeit und Lust am Spaß ganz eng beieinander liegen. Die vorgestellten Sätze der Suite "Liquidosos" mit den Titeln "Ragga Liquid, Banimal, Mechäniques" waren fordernd und höchst unterhaltsam zugleich. Der Mix aus progressivem Rock, Future Jazz und Avantgarde ist das Markenzeichen von Christof Thewes. Seit über 30 Jahre prägt er mit etlichen Formationen entscheidend die sogenannte Illinger Szene.

Die geforderte Zugabe mit den Titeln "Bier, Atompilz, Spargelzeit" beschloss einen gelungenen Jazzabend, der exemplarisch die ganze Bandbreite der "Weltmusik Jazz" präsentierte.

wndjazz.de

 Duo Kunzler & Müller: Mit zwei Gitarren und zwei Stimmen interpretieren Ivo Max Müller (r.) und Dietmal Oliver Kunzler Songs und Instrumentalstücke aus den Bereichen Swing, Bossa Nova, Blues und Pop.

Duo Kunzler & Müller: Mit zwei Gitarren und zwei Stimmen interpretieren Ivo Max Müller (r.) und Dietmal Oliver Kunzler Songs und Instrumentalstücke aus den Bereichen Swing, Bossa Nova, Blues und Pop.

Zum Thema:

HinweisIm Januar feiert Christof Thewes seinen 50. Geburtstag mit einer Saarland-Tour, die am Dienstag, 14. Januar, 20 Uhr, mit dem akustischen Quartett "Phase 4" in Marios Musikladen, St. Wendel ,beginnt.Am Samstag, 18. Januar, 20 Uhr, verabschiedet die Landes-Schüler-Bigband Jazz Train im Kulturzentrum Alsfassen den Gründer und langjährigen Leiter Ernst Urmetzer. red

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