Viele Fragen an die Landesmutter

Neunkirchen · Etwa 120 Bürger nutzten am Montagabend die Gelegenheit, Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer auf Augenhöhe zu begegnen und Fragen loszuwerden. Randständige und Schuldenbremse waren zwei der Hauptthemen des Abends.

 Von allen Seiten prasselten die Fragen auf die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Neunkircher Gebläsehalle ein. Im Saarland-Dialog bewies sie Diskussions-Geschick. Foto: Willi Hiegel

Von allen Seiten prasselten die Fragen auf die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Neunkircher Gebläsehalle ein. Im Saarland-Dialog bewies sie Diskussions-Geschick. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

. Diesmal lief alles wie am Schnürchen. "Die Regierungsbildung in Berlin hat eben länger gedauert", bedauerte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer zu Beginn der Bürgersprechstunde. Weshalb der sechste und letzte Saarland-Dialog ins neue Jahr "gerutscht" sei. Nach einigen kurzfristig abgeblasenen Terminen im Bürgerhaus Wiebelskirchen hatte die Staatskanzlei nun in die Gebläsehalle eingeladen. Auf den Rängen, die wie bei einem Boxkampf um eine quadratische "Arena" angeordnet waren, nahmen am Montagabend knapp 120 Frauen und Männer Platz, viele von ihnen mit (lokal)politischem Hintergrund.

Als Eisbrecher fungierte Georg Jung, der für die Bürgerinitiative Hasenthalbrücke als erster das Wort ergriff. "Ende Januar ist die Brücke 15 Monate gesperrt", ein Ende dieser Sicherheitsmaßnahme derzeit nicht in Sicht. Die Ministerpräsidentin versprach, das Problem "direkt" an Anke Rehlinger weiter zu geben, wenn diese am Mittwoch ihr neues Amt als stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin antritt. "Für sie hat ja der Abend schon etwas gebracht", frohlockte Moderator Oliver Prinz, woraufhin Jung meinte: "Das werden wir sehen."

Eine poetische Note brachte André Noltus mit seiner Zustandsbeschreibung der "Straße der Ölsardinen" ins Spiel. So nannte der Anwohner die Lutherstraße, wo täglich 10 bis 20 "Alkoholiker" gegenüber der "Norma-Tankstelle" anzutreffen seien. Vor allem mit Blick auf die Stadtbibliothek und die Schule sei das ein "Riesenproblem". Aber keines, das mit einem einfachen Platzverweis zu beheben sei, erklärte die Landesmutter. Und überdies eher Sache der Stadt und eventuell deren Satzung, worüber sie mit Oberbürgermeister Jürgen Fried gern bei dem ohnehin angesetzten Gespräch am Donnerstag reden wolle. Das Thema Randständige/soziale Brennpunkte tauchte später noch öfters auf. So stellte Stefan Sauer aus Wellesweiler Großprojekte wie das neue Ludwigsparkstadion, die Saarbrücker "Stadtmitte am Fluss" oder die Neunkircher Version an der Blies in Frage. "Müssen die sein?", wo das Geld doch im sozialen Sektor oder bei der Straßensanierung viel dringender gebraucht würde."Eine Region lebt von beidem", argumentierte die Ministerpräsidentin. "Von seiner Anziehungskraft und von Straßen ohne Löcher."

Ralf Petermann aus Schiffweiler schnitt das Thema Schuldenbremse in Zusammenhang mit der immer wieder geforderten Gebietsreform an. "Sie ist nicht das Allheilmittel. Ich rate da zu einer nüchternen Betrachtung", lautete die Antwort. "Die Frage ist vielmehr, ob wir nicht alle, Städte, Gemeinde, Kreise und Land, noch besser zusammen arbeiten können." Diese Möglichkeiten gelte es zunächst auszuschöpfen, wofür sich die Regierung einen Zeitrahmen bis 2017 gesetzt habe. "Dann werden wir uns fragen: Reicht das aus?"

Um die Zukunft der Schoolworker zeigte sich Dieter Rentmeister aus Wiebelskirchen besorgt. Das hälftig von Land und Kreisen finanzierte Projekt sei sehr wichtig, bestätigte Annegret Kramp-Karrenbauer. "Es soll in der bisherigen Größenordnung erhalten bleiben."

Aus dem Sauerland frisch zugezogen, vermisste Sonja Humpert vor allem eines: "Wo bleibt die Wirtschaft?" Für sie, die Neunkirchen als Stadt noch "furchtbar hässlich" findet, wiewohl hier "ganz liebe Menschen wohnen", sei unverständlich, warum man beispielsweise die Meisterhäuser an der Königstraße so verkommen lasse. Was dann auch noch auf die große To-Do-Liste für das Donnerstagstreffen mit Jürgen Fried kam.

Am Schluss waren alle dann doch recht zufrieden und der Abend klang mit Laugengebäck und kleinen Gesprächsrunden an den Stehtischen typisch saarländisch aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort