Unfall aus Opfersicht: "Ich bin völlig hilflos"

Bergweiler. Da technische Hilfe im Alltag der Feuerwehr zunehmend gefragt ist, entschied sich die Bergweiler Wehr, während der Jahresübung ein entsprechendes Unglück zu simulieren. Ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem es hauptsächlich um die patientenschonende Rettung ging. Samstag, 16.15 Uhr: Ich, gleich Unfallopfer, sitze angeschnallt, hinterm Steuer eines blauen Peugeot 307

Bergweiler. Da technische Hilfe im Alltag der Feuerwehr zunehmend gefragt ist, entschied sich die Bergweiler Wehr, während der Jahresübung ein entsprechendes Unglück zu simulieren. Ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem es hauptsächlich um die patientenschonende Rettung ging.Samstag, 16.15 Uhr: Ich, gleich Unfallopfer, sitze angeschnallt, hinterm Steuer eines blauen Peugeot 307. Im nächsten Moment kippen Feuerwehrleute meinen Wagen um. Gehalten vom Sicherheitsgurt hänge ich quer und unbequem im Fahrgastraum. Meine Füße klemme ich unter die Pedale. Es ist brutal heiß, mein Schweiß rinnt durchs zersplitterte Seitenfenster auf die Straße. Eine Viertelstunde wird zur Ewigkeit. An einen echten Unfall will ich gar nicht denken. Ich bin völlig hilflos und hoffe, dass ich in dieser Lage keine Genickstarre oder Wadenkrämpfe bekomme.

Endlich: Die Sirene schrillt, meine Retter nahen. Ich sehe die Sicherheitsschuhe der Feuerwehrleute. Notarzt Dr. Alexander Löw prüft, ob ich noch ansprechbar bin. Löschmeister Sascha Müller taucht vor der Frontscheibe auf. "Bitte nur mit den Augen blinzeln und nicht den Kopf bewegen", sagt er. Meine Vital-Parameter werden gemessen. "Blutdruck, Puls- und Herzfrequenz sind stabil", höre ich den Notarzt sagen. Ich werde über jeden Schritt der Rettungskräfte informiert. "Wir stabilisieren das Auto, damit es nicht wackelt", erklärt Müller. Dann steigt er durch die Heckklappe zu mir ins Auto. Hinter mir vernehme ich eine zweite Person. Es ist Rettungssanitäter Clemens Weber, den ich jedoch nicht sehen kann. Im Fachjargon: innere Retter, die sich um das Opfer kümmern und mit den Helfern außen ständig im Kontakt bleiben.

Weber legt mir eine Halskrause um. Sie stützt die womöglich verletzte Wirbelsäule. Damit mir keine Glassplitter ins Auge geraten, schirmt mich Müller ab. Ich erkenne eine Glassäge, die die Frontscheibe zerschneidet. Oberhalb meines Kopfes wird geschnitten. "Wir klappen das Dach ab", teilte mir Müller vorher mit. Nun schieben mir Helfer ein Brett unter, während ich noch im Wrack bin. Müller legt mir ein Rettungskorsett an und kappt den Gurt. Vorsichtig werde ich herausgehievt und gelange auf eine Trage.

40 Minuten nach dem Unfall liege ich im Rettungswagen. Geschafft. "Die Zeit von der Unfallmeldung bis zur Einlieferung ins Krankenhaus bezeichnen wir als Golden Hour", erläutert Müller. Für mich war es ein einschneidendes Erlebnis, einmal aus Sicht eines Opfers hautnah mitzuerleben, wie Rettungskräfte unter Zeitdruck arbeiten.Foto: FFW/Schäfer

Hintergrund

Die Jahreshauptübung der Bergweiler Feuerwehr war zweigeteilt. Simuliert wurde Auffahrunfall zwischen Laster und zwei Autos mit eingeklemmten Menschen. Beim zweiten Alarm ging's um einen angenommenen Verladeunfall zwischen Lkw und Gabelstapler. Ein Opfer sei mit giftigen Chemikalien in Berührung geraten. Im Einsatz: Bergweiler mit 45 Helfern, Hasborn-Dautweiler (6), Theley (3), Deutsches Rotes Kreuz (DRK) aus Sotzweiler-Bergweiler (3). frf

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