Pfeilergrab soll Besucher locken

Tholey. Über den Stand der Ausgrabungsarbeiten im Wareswald berichteten neulich die beiden Archäologen Klaus-Peter Henz und Eric Glansdorp im Tablinum des Erlebnisbades am Schaumberg. Dass das Interesse an der antiken Heimatgeschichte ungebrochen ist, bewies dabei der rege Besucherandrang: Die Sitzplätze reichten bei weitem nicht aus

 Das Pfeilergrab wird mit EU-Mitteln wieder aufgebaut. Foto: Grim

Das Pfeilergrab wird mit EU-Mitteln wieder aufgebaut. Foto: Grim

Tholey. Über den Stand der Ausgrabungsarbeiten im Wareswald berichteten neulich die beiden Archäologen Klaus-Peter Henz und Eric Glansdorp im Tablinum des Erlebnisbades am Schaumberg. Dass das Interesse an der antiken Heimatgeschichte ungebrochen ist, bewies dabei der rege Besucherandrang: Die Sitzplätze reichten bei weitem nicht aus. "Das Fenster, das bislang im Wareswald geöffnet wurde, ist im Vergleich zur Gesamtfläche nur ein sehr kleines", eröffnete Eric Glansdorp den ausführlich bebilderten Vortragsabend. Fenster meint im übertragenen Sinn die Größe der Ausgrabungsstätte im Wareswald, wo seit dem Beginn der Grabungskampagne durch die Terrex GmbH im Jahr 2001 auf 3500 Quadratmetern die Grundmauern dreier Gebäudekomplexe freigelegt wurden. Umfangreiche geomagnetische Untersuchungen lassen jedoch darauf schließen, dass das Kleinstädtchen im Wareswald, dessen ursprünglicher Name im Lauf der Zeit in Vergessenheit geriet, sich über eine Gesamtfläche von 20 Hektar erstreckte. "Im vierstelligen Bereich", schätzt Projektleiter Klaus-Peter Henz die Einwohnerzahl des gallo-römischen Vicus in seiner Blütezeit. Datiert wird diese Hochzeit auf das zweite Jahrhundert nach Christus. Zum Ende des vierten Jahrhunderts, als Trier seinen Status als Residenz der römischen Kaiser verlor und die Gallische Präfektur, eine der beiden obersten Behörden im Westen des römischen Reiches, nach Arles an die Rhone verlegt wurde, ging es mit dem kleinen Städtchen am Fuße des Schaumberges jedoch bergab und alsbald lag alles wüst. Ursache unklar"Ob der Abzug der kaiserlichen Elitesoldaten aus der Region dazu beigetragen hat, dass der Vicus im Wareswald von seinen Bewohnern aufgegeben wurde, ist aber Spekulation", will Klaus-Peter Henz, Projektleiter der Ausgrabung, sich nicht auf eine Ursache für den Niedergang festlegen. Möglich wäre aber, dass eine Wirtschaftskrise - der Abzug der Prätorianergarde wirkte sich vermutlich negativ auf die Nachfrage der im Wareswald erzeugten oder gehandelten Waren aus - auch das Aus für den Vicus bedeutete. Während über die Gründe für den Verfall des Städtchens also weiter spekuliert werden darf, sehen Henz, Glansdorp und Terrex-Geschäftsführer Christian Kaster in einem anderen Bereich Handlungsbedarf. Bestandserhaltung lautet das Stichwort, und die Frage dazu: "Wie gehen wir mit den Funden um?" Am einfachsten wäre es, so der Archäologe, "alles wieder mit Erde zu bedecken. Aber das wäre natürlich nicht im Sinne des Erfinders". Denn auch wenn die sagenumwobene, goldene Kutsche des römischen Feldherren Varus wohl niemals entdeckt werden wird, soll die Ausgrabungsstätte doch den einen oder anderen Euro in die Kassen spülen. Bislang wurde ein Teil der Anlage überdacht, wurden Mauer-Fugen ausgekratzt und neu verfüllt sowie verschiedene Informationstafeln aufgestellt. Gut vorstellbar wäre laut Henz der Bau eines Funktionsgebäudes im Bereich des Parkplatzes, in dem ein Gastronomiebetrieb, sanitäre Anlagen und Ausstellungsräume Platz finden könnten. Zudem könnte das gesamte Grabungsgelände überdacht werden. Was in nächster Zeit mit Hilfe von EU-Mitteln umgesetzt werden soll, "ist die abstrahierte Visualisierung des Pfeilergrabmals in der Nähe des Parkplatzes". Allerdings mit modernen Materialien. Denn, wie Geschäftsführer Christian Kaster unterstreicht: "Wir wollen das Pfeilergrabmal nicht rekonstruieren, weil wir nicht wissen, wie es tatsächlich ausgesehen hat." Das gelte auch für die übrigen Gebäude. Nichtsdestotrotz will Kaster die Ausgrabungsstätte im Wareswald zu einem archäologischen Alleinstellungsmerkmal weiterentwickeln.

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