2. Liga Volleyball Der Ärger ist noch lange nicht verraucht

Bliesen · Die Zweitliga-Volleyballer des TV Bliesen empfangen an diesem Samstag Freiburg. Der TV braucht im Abstiegskampf dringend Punkte. Dass es einen Absteiger gibt, darüber ist Bliesens Sportlicher Leiter Gerd Rauch immer noch sauer.

 Bliesens Sportlicher Leiter Gerd Rauch (links) und Trainer Burkhard Disch können die Entscheidung der Liga in der Abstiegsfrage nicht nachvollziehen. In keiner anderen Volleyball-Liga in Deutschland gibt es diese Saison einen Absteiger.  Foto: B&K

Bliesens Sportlicher Leiter Gerd Rauch (links) und Trainer Burkhard Disch können die Entscheidung der Liga in der Abstiegsfrage nicht nachvollziehen. In keiner anderen Volleyball-Liga in Deutschland gibt es diese Saison einen Absteiger. Foto: B&K

Foto: B&K/Bonenberger / B&K

Vor etwas mehr als einer Woche teilte die Volleyball-Bundesliga (VBL) den Teams der vier 2. Ligen mit, dass es keinen Absteiger geben wird – außer in der 2. Liga Süd der Herren. Daher muss dort ein Team am Saison-Ende den bitteren Gang eine Etage tiefer antreten (wir berichteten). Nach aktuellem Stand wäre das der TV Bliesen.

Denn vor dem Heimspiel an diesem Samstag um 19 Uhr im Sportzentrum St. Wendel gegen den Tabellenzehnten FT 1844 Freiburg ist der Liga-Neuling Tabellenvorletzter. Da Schlusslicht Volley YoungStars Friedrichshafen wegen seines Sonderstatus als Bundesstützpunkt nicht absteigen kann, wäre dies der Abstiegsplatz.

„Jetzt spielen wir also um einen Titel: einziger Absteiger in ganz Deutschland“, sagt Bliesens sportlicher Leiter Gerd Rauch mit Ironie in der Stimme. Denn in allen anderen Volleyball-Ligen des Landes wird es keine Absteiger geben. Der Ärger über die Entscheidung der VBL, dass es ausgerechnet in der 2. Liga Süd doch einen gibt, ist bei dem 54-Jährigen auch mit ein wenig zeitlichem Abstand noch nicht verraucht – aus mehreren Gründen.

Die Volleyball-Bundesliga beschloss, dass es in dieser Spielklasse zwar keine „Regelabsteiger“ gibt, aber einen „zusätzlichen Absteiger“ – weil den VBL-Funktionären zu viele Teams in der Liga spielen (15 statt 13 bis 14 wie in den drei anderen 2. Ligen).

Doch dass es in Bliesens Spielklasse 15 Teams gibt, das hat die VBL nach Meinung von Rauch selbst zu verantworten – weil sie das sportlich nicht qualifizierte Team des VC Dresden (Tabellenvierter der 3. Liga Ost in der vergangenen Spielzeit) mit einer sogenannten „Wild card“ eine Etage nach oben beförderte.

„Ich gönne das Dresden, und das ist sportlich auch absolut in Ordnung, weil sie mehrere Junioren-Nationalspieler haben. Aber es kann nicht sein, dass die VBL erst für mehr Teams sorgt und dann sagt, wir brauchen einen Absteiger, weil es zu viele Mannschaften gibt“, schimpft Rauch.

Übrigens votierten vor der Saison die Süd-Zweitligisten mehrheitlich gegen eine Aufnahme von Dresden (aktuell Tabellenneunter) als zusätzlichem Team. Doch da dieses Votum für den Ligaverband nicht bindend ist, entschloss er sich, die Sachsen trotzdem aufzunehmen.

Der Meinung der Vereine folgte die VBL auch bei der Entscheidung über den „zusätzlichen Absteiger“ nicht. „Da gab es bei einer Abstimmung im Vorfeld eine knappe Mehrheit dagegen“, berichtet Bliesens sportlicher Leiter. Sein frustriertes Fazit: „Wir werden als Vereine nach unserer Meinung gefragt. Wenn die der VBL passt, ist das in Ordnung. Wenn sie nicht passt, dann wird sie halt gecancelt.“

Ob Bliesen beim Sportgericht einen Einspruch gegen die Entscheidung einlegt, hat der Verein noch nicht entschieden. Rauch: „Da sind wir noch am Überlegen.“ Dabei will der TV zunächst einmal ausloten, ob ein solcher Schritt überhaupt Aussicht auf Erfolg hätte.

„Ich halte die Entscheidung in jedem Fall aber in dieser Saison für total ungerecht“, erklärt Bliesens Sport-Chef. Denn in der aktuellen Spielzeit haben alle Clubs coronabedingt mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen – sowohl auf sportlicher als auf wirtschaftlicher Ebene.

Bliesen ist davon stark betroffen: Mit Max Jungmann pausiert ein Leistungsträger seit November 2020 wegen der Pandemie. Mit dem Australier Phil Freere hat kürzlich ein wichtiger Akteur um Vertragsauflösung gebeten. Aufgrund seiner persönlichen Situation im Lockdown wollte er Deutschland verlassen.

Zudem standen im Saisonverlauf immer wieder mal Spieler wegen vorsorglicher Quarantänen nicht im Aufgebot. Hart getroffen haben den Aufsteiger auch die Geisterspiele – und das nicht nur finanziell, sondern auch wegen der fehlenden Unterstützung des begeisterungsfähigen Publikums von den Rängen.

Es ist natürlich müßig zu spekulieren, ob Bliesen unter „normalen Umständen“ mehr Punkte geholt hätten – sowohl Rauch als auch Trainer Burkhard Disch halten dies aber durchaus für wahrscheinlich. Ob es fair ist, dass in einer solchen Ausnahme-Situation eine Mannschaft in die 3. Liga runter muss, darüber sind selbst die beteiligten Clubs unterschiedlicher Meinung, wie das knappe Votum bei der Frage nach einem Absteiger beweist.

Noch hat Bliesen aber die Chance, sportlich den Abstiegsplatz zu verlassen. Dafür müssen, angesichts von fünf Punkten Rückstand aufs rettende Ufer, allerdings dringend Punkte in den verbleibenden sieben Saison-Begegnungen her.

„Um das zu schaffen, müssen wir konstanter spielen“, fordert Rauch nach zuletzt neun Niederlagen in Folge für sein Team. Der Sportliche Leiter analysiert: „In der 3. Liga konnte man sich noch kleine Hänger in den einzelnen Sätzen erlauben. Aber in der 2. Liga bricht dir eine Schwächephase von zwei Minuten, in der der Gegner vier, fünf Punkte macht, das Genick.“

Die Partie gegen Freiburg gibt es am Samstag ab 19 Uhr online über www.tvbliesen-volleyball.de im Live-Stream zu sehen.

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