Traurige Balladen und groovige Stücke in der Illipse

Illingen · Seit einem Vierteljahrhundert spielen Cécile Verny und ihre Band zusammen. Das Quartett gastierte im Rahmen seiner „Hear the Hypno Melodies“-Tour in der Illinger Illipse. Die zahlreichen Besucher waren begeistert.

"Wenn man sich einigermaßen gut verhalten hat, wird man wieder eingeladen." In den vergangenen zwei Jahren haben Sängerin Cécile Verny und ihre Band die Zeit "on the road" genutzt, um zwischen Konzerten und Club-Auftritten in Hotelzimmern spontan zu jamen, einfach "herumzuspielen".

Daraus entwickelten die vier Künstler, die nunmehr seit 25 Jahren gemeinsam auf Tour sind, einmal mehr ihre ganz eigene, träumerische, junge und teils aggressiv anmutende Jazzmusik, welche sie auf ihrem neuen Album "Fear and Faith" zusammengetragen haben. Dass das Quartett im Rahmen ihrer "Hear the Hypno Melodies"-Tour erneut nach Illingen kam, war fast schon logisch, entwickelt sich die Gemeinde doch mehr und mehr zu einer Hochburg des Jazz.

Mit erfrischender Bescheidenheit gestaltete Céline Verny nicht nur die Begrüßung an ihre zahlreichen Fans in der Illipse, sondern auch ihre Position als Frontfrau im Laufe des Konzerts. Nach jedem Song stellte sie die musikalische Leistung ihrer Band, gerade die vielen rein instrumentalen Passagen, in den Vordergrund: Bernd Heitzler am Kontrabass und E-Bass, der mit gefühlvollem Vortrag "den Rhythmus von Erde und Himmel" gekonnt einfing. Lars Binder, der sich mit atmosphärisch-dezenten Schlagzeugeinsätzen einbrachte, die Basis für die Musik schuf. Andreas Erchinger, dessen Pianospiel zwischen zauberhaften Melodien und dramatisch inszenierten "Missklängen" gerade bei den vielfältigen Balladen zur Geltung kam. Und oftmals im wunderbar sanften Gesang Vernys mündete. Die Sängerin meisterte in ihren Parts geschickt ruhigere, traurigere Passagen ebenso wie groovige Stücke, nahm die Fans von Anfang an mit und ließ sie bis zum Ende hin nicht mehr los. Wie Gisela Jähring aus Mainzweiler, die ein "wundervolles Konzert mit Wahnsinnsstimmung und unglaublich ausdrucksstarker Musik" sah.

Inspirationsquellen der Band waren teils zunächst banal wirkende Dinge wie Spaziergänge, die jedoch im Kontext der Entstehung der Songs deutlich an Tiefe gewannen.

Das melancholische Snowfall etwa widmete sie den verstorbenen Jazzmusikerinnen Whitney Houston und Amy Winehouse. Auch sehr ernsthafte, politische Situationen wurden thematisiert. "No ID", "das einzige Stück, das wir alle gemeinsam geschrieben haben", erzählte von afrikanischen Flüchtlingen, die nach langer Reise nach Europa kamen, um dort ein besseres Leben zu finden. Und doch nie wirklich ankamen: "Wir sehen diese Menschen nicht, wenn sie hier sind. Sie haben keine Identität."

Für Elfi Kleiss vom Freundeskreis Jazz war es einmal mehr ein gelungenes Event: "Was mich bei ihr so fasziniert, sind die vielen Facetten ihrer Stimme, wie sie Glück und Traurigkeit darin verpacken kann und dir Gänsehaut über den Rücken jagt.

Die Band spielt seit einem Vierteljahrhundert zusammen, hat aber immer noch soviel Spaß an ihrer gemeinsamen Musik. Die Spielfreude ist einfach immer noch total da."

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