"Die ganze Woche haben wir super gearbeitet. Und dann so was!" Sebastien Flauss rang am Samstagabend nach Worten. Der Torwart des Fußball-Oberligisten Borussia Neunkirchen konnte wie die gerade einmal 150 Zuschauer im Ellenfeldstadion nicht fassen, was er zuvor erleben musste. Mit 1:5 (0:3) kassierte die Borussia im Abstiegskampf gegen den direkten Konkurrenten TSG Pfeddersheim eine derbe Niederlage und steht damit nur noch zwei Punkte "über dem Strich".

"Wir haben mit jedem Spieler Einzelgespräche geführt, wir hatten eine Sitzung, wir hatten einen Mannschaftsabend. Wir waren uns über alles im Klaren. Und dann bekommen wir nach acht Minuten ein Gegentor - und schon sind die Köpfe unten", sagte Trainer Vincenzo Simonetta, der an der Seitenlinie erstmals von Ignjac Kresic unterstützt wurde. Felix Dausend, wie Jens Kirchen wenigstens andeutungsweise so etwas wie ein Aktivposten, sah es genauso: "Wir gingen topmotiviert in das Spiel. Dann fallen bei drei Viertel der Mannschaft die Köpfe. Und dann ist es schwer, alle noch einmal mitzureißen."

Das 1:0 erzielte Robin Schittenhelm in der achten Minute. Er profitierte vom gepflegten Chaos, das im Neunkircher Fünfmeterraum nach einem Eckball herrschte. "Wir hatten vor dem Spiel eine klare Absprache - jeder war für Standards einem Gegenspieler zugeteilt", beteuerte Simonetta. Davon war nichts zu sehen. Nachdem Armend Haliti die einzige "Hundertprozentige" der Hausherren in der 14. Minute vergab, war es Pfeddersheims Kapitän Tobias Klotz, der nach einer Ecke aus gut 25 Metern per Sonntagsschuss das 2:0 erzielte (16.). Das 3:0 durch Matthias Tillschneider offenbarte die Zweikampfschwäche der Neunkircher Abwehr, die nach 49 Minuten ihren Torwart verlor. Flauss wurde wegen einer Fußverletzung (er war umgeknickt und hatte einen dicken Knöchel) durch Enver Marina ersetzt. Pfedersheims Yannick Krist veredelte einen Konter nach einer Borussia-Ecke zum 4:0 (65.). Und unmittelbar nach Nazif Hajdarovics Ehrentreffer (78.) traf Bartosz Franke zum 5:1-Endstand (79.).

"So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Neuzugang Shpejtim Arifi zum Absturz des Aufstiegskandidaten seit der Winterpause: "Ich kann mir das nicht erklären. Die Qualität ist da." Dass der 35-Jährige zusätzliche Qualität in den Kader bringt, deutete er trotz weniger Ballkontakte an. Der zweite Neuzugang Domenico Signoriello, in der 26. Minute für den verletzten Nabil Dafi eingewechselt, blieb diesen Nachweis schuldig.

Nach dem Spiel beleidigten Zuschauer aus dem Neunkircher Fanblock einige Spieler und Funktionäre der Borussia, und es kam sogar zu einer versuchten Körperverletzung. Weil weitere Übergriffe befürchtet wurden, verständigte die Vereinsführung die Polizei, die mit einer Verstärkung von etwa 20 Kleinbussen der Sondereinsatzeinheit anrückte und damit für Aufsehen sorgte. Acht Verdächtigen wurden polizeirechtliche Platzverweise erteilt. Verletzt wurde niemand.