Politische Gemächlichkeit

Die Helden sind offenbar müde: Nach der großen Wahl-Schlacht am vergangenen Sonntag scheint in der Region die Kommunalpolitik vollkommen zu ruhen. Kein Lebenszeichen aus den Rathäusern.

Stille bei den Parteien - es sieht fast aus, als hätten sich alle auf eine ganz große Politik-Pause verständigt.

Natürlich liegt das auch am Kalender. Erst Feiertag. Dann Brückentag - den haben sich dieses Mal eine Menge Leute gegönnt, am Freitag war vielerorts niemand ans Telefon zu bekommen - und obendrein noch Warndt-Weekend: Da ist Ausspannen angesagt, das Pläne- und Koalitionen-Schmieden muss warten.

Sicher, hinter den Kulissen dürften sich derweil heiße Diskussionen abspielen. Und gleich nach der Wahl gab es schon mal Rauchzeichen: Ganz behutsam warben die Völklinger Linken da um die Gunst der SPD. Rein rechnerisch wäre im neuen Völklinger Stadtrat ja Rot-Rot-Grün möglich; CDU-Fraktionschef Stefan Rabel hatte es - nicht ohne Besorgnis - schon am Wahlabend festgestellt. Aber ob die einen und die anderen Roten je zusammenfinden? Bisher glich das der Sache mit den Königskindern. Die jeweiligen Lokalfürsten waren einander nie grün.

Noch haben sie Zeit, im Hintergrund zu werkeln, die Kommunalpolitiker aller Couleur. Erst am 3. Juli wird sich der neue Völklinger Rat konstituieren. Die Großrosseler gönnen sich gar noch eine Woche länger, da ist es erst am 10. Juli so weit.

Staunend schauten vor fünf Jahren französische Kommunalpolitiker auf diese deutsche Gemächlichkeit. Bei ihnen schreiben die Wahlgesetze schnelle Wachablösungen vor. Ändern die Wähler Mehrheiten, wird's binnen Tagen vollzogen.

Keine Müdigkeit vorschützen. Kein Kulissenschieben, keine Pause, raus auf die Bühne, das Politik-Theater geht weiter - das hat was. Davon ließe sich lernen.

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