Techno-Festival Elektro-Beats beim Tag im Grünen

Gonnesweiler · Marusha, die deutsche Techno-Ikone der 1990er Jahre, ließ in Gonnesweiler die Bässe wummern.

 Techno-Ikone am Werk: 70 Minuten ließ Marusha auf dem Gonnesweiler Vereinsplatz die Turntables kreisen.

Techno-Ikone am Werk: 70 Minuten ließ Marusha auf dem Gonnesweiler Vereinsplatz die Turntables kreisen.

Foto: Frank Faber

Die 1990er-Jahre sind für viele noch heute eine unvergleichliche Zeit: Junge Menschen entdeckten das elektronische Musikmachen und landeten manchmal schnell an der Spitze der Techno-Szene. Es war schon ein wenig vergleichbar mit Punk, wo ein paar Akkorde genügten, um deutlich begabtere Musiker beim Publikumsinteresse ins Abseits zu stellen. Seit mehr als zwei Jahrzehnte prägt Marusha mit schnellen Beats das Gesicht des deutschen Technos mit. Am Sonntag legte die „Herrin der Regler“ beim „Tag im Grünen“ auf dem Gonnesweiler Vereinsplatz auf. Und gefühlte 400 Menschen zappelten zu Marushas elektronischen Klängen in der Sonne oder suchten sich ein schattiges Plätzchen zum Schutz vor dem sengend heiß brennenden Zentralgestirn.

Ehe die Königin der guten, alten Rave-Zeit eintraf, trieb Radu die Körpertemperatur des tanzenden Zappelvolks in die Höhe. Der elektronische Untergrund muckte auf, basslastige Passagen wummerten aus dem Barbara-Stollen nach draußen. Nebelschwaden waberten durch das eiserne Gittertor, als würden Bergmänner den Felsen bearbeiten und die dadurch verursachten Staubwolken sich den Ausweg nach draußen bahnen. Radu präsentierte Techno-Classics. „So ein Programm spielt heute fast keiner mehr“, erklärt Chris, Mitarbeiter der veranstaltenden Agentur Nightclubbing-Events. „Partypeople, here we go again“, schallte es aus dem nachgestellten Stollen. Dazu stellt Chris fest: „Fünf Grad kälter, dann wäre es optimal. Der Vereinsplatz hat unheimlich viel Potenzial“.

Beim „Tag im Grünen“ wollte die Agentur neben Marusha auch einem Großaufgebot von 14 regionalen Künstlern einen Bildschirm bieten, sagte Chris, ehe er im Laufschritt verduftete. Denn ein Auto war vorgefahren aus dem Marusha, die erste erfolgreiche Frau der deutschen Techno-Szene, ausstieg. „Sie ist immer noch sehr gefragt. Legt auf kleinen Festivals auf und auf richtig großen Events wie zum Beispiel in St. Petersburg“, teilte Chris, nachdem er den Star begrüßt hatte, mit.

Die 51-Jährige ging zielgerichtet auf die Bühne und übernahm die Turntables von Chris von Neu. Sie zog zwei Vinylscheiben aus ihrem Plattenkoffer, drehte an den Reglern und aus den Lautsprecherboxen drängelten die Beats, die die Körper der vor der Bühne tanzenden Fans durchschüttelten. Die DJane schuftete in der Hitze, wedelte sich mit der Schallplatte ein laues Lüftchen ins Gesicht. Mithilfe der schwarzen Scheiben mixte sie individuelle Kunstwerke. Zwischendrin nippte Marusha am Sprudelfläschen, wirkte sonst total fixiert und mischte ganz saubere Übergänge zwischen zwei Schallplatten. Etwas beim Plattenauflegen leisten zu wollen schien sie während des temporären Jobs glücklich zu machen. Hin und wieder wippte ihr Körper rhythmisch mit und sie ließ mal die Arme kreisen.

Neu gemixt präsentierte Marusha auch ihr Werk „Rave Sattlelites“ dann war nach 70 Minuten Schicht im Schacht am Barbara-Stollen. Minimal Zeit für drei Fotos blieben ihr noch, für ein kurzes Statement aber nicht mehr. „Ich muss ganz schnell zum Flugzeug“, sagte Marusha und verabschiedete sich. Sofort drehte DJ Baseball auf: „We are Techno-Junkies“ dröhnte es über den Vereinsplatz. Dorthin, so Chris, plane die Agentur Nightclubbing Events mit einer weiteren Elektro-Veranstaltung zurückzukehren.

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