Bosen Retter wachen über Schwimmer am See

Bosen · Besonders aufmerksam sind sie bei Kindern, die sich heutzutage häufig nur noch über Wasser halten können.

  Uwe Balzer überwacht vom Boot aus den Badebereich in Bosen.

 Uwe Balzer überwacht vom Boot aus den Badebereich in Bosen.

Foto: Carmen Gerecht

Strahlend blauer Himmel und Temperaturen von mehr als 25 Grad sind die idealen Voraussetzungen für eine Auszeit am Wasser. Der Bostalsee lockt an so einem Wochenende gern mal bis zu 10 000 Besucher pro Tag an, die sich im kühlen Nass vergnügen wollen. Doch wie sieht es mit der Schwimmfähigkeit der Besucher und der Sicherheit im Wasser aus? Darüber sprach die SZ mit Uwe Balzer, Leiter des Rettungswachdiensts. Sein Resümee fällt eindeutig aus: Früher konnten die Kinder besser schwimmen, heute halten sie sich mehr oder weniger über Wasser.

Am ersten Sonntag im Juli kamen 8500 Leute in die Strandbäder in Bosen und Gonnesweiler. Nur dort ist das Baden im Bostalsee auf Grund des Surf- und Segelbetriebs erlaubt. Diese werden auch vom Rettungspersonal des Freizeitzentrums mit Unterstützung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bewacht, so dass in Notsituationen eingegriffen werden kann. Das sind vor allem sogenannte fast Ertrinkungsfälle. Hier müssen Menschen aus einer Gefahrenzone gerettet werden. „Früher hatten wir zirka 20 solcher Fälle pro Jahr. Heute ist es das Doppelte“, klärt Balzer auf. Die meisten Kinder und Jugendliche könnten heute nicht mehr richtig schwimmen. „Das sieht dann aus wie ein ‚Hundekraul’. Im Freibad ist das weniger ein Problem, weil schnell ein Beckenrand erreicht werden kann. Hier sind wir aber an einem Naturgewässer mit Wellengang und Strömungen“, gibt Balzer zu bedenken.

Viele unterschätzen, wie anstrengend es ist, in einem See zu schwimmen, vor allem wenn sie versuchen die Bade-Inseln in Bosen zu erreichen. „Vom Nichtschwimmerbereich aus sind das noch 80 bis 100 Meter. Oft wollen Gruppen auf die Bade-Insel. Die Schnelleren geben das Tempo vor und achten nicht darauf, dass die Schwächeren nicht nachkommen. Viele überanstrengen sich dann“, erklärt Balzer, während er den Badebereich nicht aus den Augen lässt. Dabei beobachtet er einen Vater, der sein Kleinkind auf einer aufblasbaren Ente durch den Schwimmerbereich schiebt. „Der Vater ist sich der Gefahr gar nicht bewusst. Das Kind kann leicht ins dunkle Wasser rutschen und die Orientierung verlieren. Die Kinder werden auch leicht vom Wind auf dem See hinausgetrieben und schaffen kaum den Rückweg.“ Darum sei es so wichtig, sich nur im Nichtschwimmerbereich aufzuhalten, wenn die Kinder noch nicht schwimmen können.

Die Verschlechterung der Schwimmfähigkeit hat seiner Meinung nach zwei Gründe, die Hand in Hand gehen. Zum einen war es den Eltern früher wichtig, dass ihre Kinder früh schwimmen lernen und es auch beherrschen. Das habe nachgelassen und übertrage sich dann auch auf die nachfolgende Generation. Dadurch nimmt das Interesse am Schwimmen im Allgemeinen ab. „Früher sind wir in den Sommerferien jeden Tag mit dem Rad ins Freibad gefahren, wenn es warm war“, erinnert er sich.

Zum anderen sieht er die Schuld in der Schließung von Bädern, da sie zu hohe Kosten für die Kommunen verursachen. „Dadurch sind die Wege in ein Schwimmbad länger geworden. Die Schwimmkurse für Kinder sind überfüllt und dementsprechend auch überlastet“, kommentiert der passionierte Schwimmer.

Um wieder eine Verbesserung und somit auch mehr Sicherheit für die eigene Person zu garantieren, geht sein Appell an die Eltern, ihre Kinder schon früh ans Wasser zu gewöhnen und wieder mehr darauf zu achten, sie zu guten Schwimmern zu erziehen. Auch die Einhaltung der allgemeinen Baderegeln – beispielsweise nicht mit vollen Magen ins Wasser gehen und sich vorher abkühlen – müsse wieder zunehmen.

In der Zwischenzeit achten Balzer und seine Mannschaft auf die Sicherheit am und im Wasser. An einem Wochentag in den Ferien bedeutet das je drei Aufsichten in Bosen und in Gonnesweiler und zwei auf der Hauptwache von der DLRG, zusätzlich sind die vier Rettungskräfte des Freizeitzentrums Bostalsee im Dienst. Um schnell am Unfallort zu sein, sind je zwei Boote der DLRG und zwei der Rettungswache im Einsatz. „Ohne die DLRG wäre das am Wochenende und in den Sommerferien nicht machbar“, bedankt sich Balzers Kollege, Uwe Rosenzweig.

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